Geschockt!

Am Freitag war es dann da, das neue Buch „Die Schock-Strategie“ von Naomi Klein. Und natürlich habe ich mich gleich darauf gestürzt. Es ist fesselnd und zugleich schockierend und bedrückend. Ich bin zwar gerade erst zu einem Drittel durch, aber es schaudert mich hier so glasklar zu lesen was z.B. in den 70ern und 80ern im Namen der „Chicago-Boys“ in Südamerika abging.

Ja, damals im Studium habe ich auch einige Briefe nach Chile geschrieben um im Namen von Amnesty International über das Verschwinden von Leuten zu protestieren. Damals war das halt eine böse Diktatur und arg viel mehr über die Hintergründe wusste man hier in Deutschland nicht. Ok, damals war mein politisches Interesse auch noch nicht so stark ausgeprägt.

Heute schaudert es mich trotzdem wenn ich lese, dass Chile eigentlich nix anderes als das Experimentierlabor des Neoliberalismus war und dass die unzähligen Tote in Südamerika in gewisserweise auch von Milton Friedmann zu verantworten sind, der für seine seltsamen Theorien immerhin in den 70ern mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde.

Nach dem Lesen dieser erschütternden Dokumentation wünsche ich mir jedenfalls dass irgendwann die Antwort auf die Frage „wie heißt der größte Verbrecher der je in Chicago lebte“ nicht mehr „Al Capone“ lautet sondern eben unser oben erwähnter Nobelpreisträger diese „Ehre“ posthum erhält.

Interesant in dem Buch ist auch ein kleiner Bericht über New Orleans am Anfang. Ich habe mich schon gefragt, was da jetzt passiert nachdem die Stadt durch Katrina (den Wirbelsturm) verwüstet wurde und abgesoffen ist. Jetzt weiß ich einiges mehr, aber so richtig Freude kommt nicht auf wenn man liest, das die Stadt nun zum Playground für Neoliberale geworden ist und dass z.B. von 124 öffentlichen Schulen nur noch 4 überlebt haben, alles andere wurde rigorros „privatisiert“.

Ja, ich kann das Buch echt weiterempfehlen, auch wenn man davon Alpträume bekommt. Aber es ist ein sehr wichtiger Baustein im Mosaik um zu verstehen was gerade auf der Welt abgeht und warum das so ist.