Zeitungen und Online-Medien

Am Wochenende war auf der Titelseite unserer Tagesezitung ein Artikel über die Wichtigkeit der Zeitungen im Zeitalter des Internet mit all den vielen Blogs. Die Quintessenz war, ebenso im Kommentar auf Seite 2 dann zu lesen, dass die Zeitungen sich als Leitmedien sehen und der Ansicht sind ohne sie ginge es nicht. Dann wollen wir mal die diese Zeitungswoche Revue passieren lassen:

Da fällt mir dann zunächst die Schlagzeile am Mittwoch ein, nämlich dass Rentner keine Rentenkürzungen mehr befürchten müssen, sondern bestenfalls nur „Nullrunden“. Es wurden einige „Experten“ zitiert, unter anderem ein Herr Raffelhüschen. Zum Glück lese ich auch noch die NachDenkSeiten und weiß daher sehr genau was ich von diesem Herrn zu halten habe. Ein Mietmaul im Dienste der Versicherungswirtschaft mit dem Ziel, die gesetzliche Rentenversicherung schlecht zu reden.

Warum wieder die gesetzliche Rentenversicherung ins Visier genommen wurde sah man dann am nächsten Tag. Eine Sonderseite zum Thema „So sorgen sie für ihr Alter vor“ und die gesetzliche Rente kommt im Vergleich des „Experten“ natürlich sehr schlecht weg, während die private Vorsorge gut aussieht. Auch hier kann ich mich bei Albrecht Müller von den NachDenkSeiten bedanken, ohne seine Seite hätte ich wohl nie was vom Mackenroth-Theorem erfahren und diese Geschichte von der Überlegenheit der privaten Rentenversicherung vielleicht sogar geglaubt. Wobei es natürlich für mich immer schon ein wenig seltsam anmutet, wenn private Firmen die per Definition ja Gewinnmaximierung als Ziel haben dann effizienter agieren sollen als der Staat der keinen Gewinn machen muss. Letztlich mußte ich nach diesen Artikeln zum Thema Altersvorsorge feststellen, dass hier wohl intensiv Propaganda für die private Versicherungswirtschaft unter dem Tarnmantel von redaktionellen Beiträgen betrieben wurde.

Weiter geht es mit der Freitag-Zeitung. Unser Herr Finanzminister auf dem Kriegspfad gegen die Steueroasen und wie er sich doch bemüht, denn Sumpf im Ausland auszutrocknen. Was gerne verschwiegen wird ist die Tatsache, dass Deutschland selbst eine Steueroase für Heuschrecken ist, dnen die Besteuerung auf Firmenverkäufe wurde von der Regierung Schröder gekippt. Das bedeutet, dass wir selbst den Futternapf für die „Heuschrecken“ aufstellen die dann kommen und gesunde Unternehmen in den Ruin treiben wobei sie selbst natürlich ihren steuerfreien Gewinn machen. Vielleicht sollte der Herr Steinbrück also mal vor seiner eigenen Haustüre kehren anstatt beim Nachbarn zu motzen.

Weiter im Text. Die Wochenendausgabe wartet mit einem interessanten Artikel aus den USA auf. Es wird wieder mal die Sau namens Kinderpornographie durchs Dorf getrieben und diesmal ist es schon Kinderpornographie wenn sich ein Mädchen im jugendlichen Alter im BH fotografrieren lässt. Wow, wenn ich da an die diversen Plakate mit leichtbekleideten Frauen die für Dessous Werbung machen denke, gemäß dem Ansatz des amerikanischen Staatsanwaltes muß das ja dann auch Pornographie sein.

Wie dem auch sei, die Zeitung hat damit wohl ihr Soll zum Thema Kinderpornographie erfüllt. Bislang suche ich noch vergeblich den Hinweis auf die Online-Petition gegen die Zensurw�nsche unserer Familienministerin, und das wo dieses Petition mit mittlerrweile über 66.000 Mitzeichnern doch heftige Wellen in der Medienlandschaft schlägt.

Womit wir wieder bei der Bedeutung der Medien sind. Was bin ich froh, dass ich die Möglichkeit habe mich online zu informieren, denn wäre meine einzige Informationsquelle die Tageszeitung würde ich doch glatt einiges verpassen was mich interessiert und dafür bei anderen Themen mit angepasster Berichterstattung manipuliert werden. Dank der vielen Quellen in meinem täglichen RSS-Feed gelingt es mir aber trotzdem, manche Sachen zu sehen die die gleichgeschaltete Presse gerne totschweigen würde und bei vielen Themen eben auch unterschiedliche Standpunkte zu lesen.

Fazit: Nicht die Zeitung hilft mir die Online-Medien kritisch zu sehen, sondern die Online-Medien helfen mir die Zeitung kritischer zu betrachten.

Eigentlich sollte ich diesen Text ja als Leserbrief an die Zeitung schicken, aber zum Abdrucken ist der eh zu lange. Auch wieder ein Vorteil des Blogs, denn da kann ich meine Meinung kundtun, auch wenn sie vielleicht dem Zeitungsverleger nicht passt und ich muß auch kein Geld in das Drucken von Papierzeitungen investieren.