Geld macht glücklich!

Zumindest scheint das jetzt das Credo der neuesten Studie der INSM (Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft) zu sein. Die hat nämlich jetzt das Glücksgefühl der Deutschen gemessen und wie es sich für eine anständige neoliberale Vereinigung gehört auch gleich die zum Messen notwendige Messlatte definiert, mit der man „Glück“ quantifizieren kann.

Positiv auf das Glücksgeführ sollen sich folgende Faktoren auswirken (INSM-Messwerte in Anführungszeichen, mein Senf danach):

  1. „Wachstum des Bruttoinlandsproduktes“ – Also ehrlich, ohne hier bei Wikipedia nachzuschlagen könnte ich aus dem Stegreif gar nicht exakt sagen, wie das BIP definiert ist. Und die INSM will mir erzählen, dass dieser Wert mein Glücksgefühl beeinflusst?
  2. „Ungleichheit der Einkommensverteilung“ – Genauso wie die relative Dauer einer Minute davon abhängt auf welcher Seite der Toilettentür man sich befindet dürfte das aus der Einkommensungleichheit generierte Glücksgefühl davon abhängen, auf welcher Seite der Einkiommensschere man sich befindet. Und ich wage die Behauptung, dass der Großteil der Deutschen sich wohl auf der benachteiligten Seite befindet. Denen wird dann natürlich wieder eine Neiddebatte angedichtet wenn sie sich über die Ungleichheit bei den Einkommen beschweren.
  3. „Realisierung gewünschter Arbeitszeit“ – Ach deswegen werden so viele Leute entlassen, ein Versuch sie durch das Erreichen des Wunsches weniger arbeiten zu müssen glücklich zu machen…
  4. „Arbeiten im erlernten Beruf“ – Ja, wer seinen Beruf noch als Berufung und nicht als Belastung empfindet kann hier sicher postive Emotionen erzeugen. Noch schöner wäre es aber bestimmt, wenn man von der Arbeit im erlernten Beruf auch noch leben könte, aber diese Option wurde ja schon vor langem von Hans Werner Sinn als die dümmste Idee des Jahres verneint.
  5. „Chance, eine gleichwertige Stelle zu finden“ – Ja, es würde unter dem Aspekt der freien Wahl des Arbeitsplatzes durchaus positiv anzusehen sein, wenn man diese Chance hätte. Die aktuellen Zahlen aus dem Arbeitsmarkt sprechen aber eine deutlich andere Sprache.
  6. „Jährliches Nettohaushaltseinkommen nach Steuern“ – Sehr seltsam. Eingangs noch mit dem Fachbegriff des BIP um sich geworfen und nun zählt nur noch das Nettohaushaltseinkommen nach Steuern. In der Finanzwelt misst man den Erfolg ja oft als EBIT (Earnings Before Interest & Taxes). Also das Einkommen vor Steuern und Zinsen. Ja, mein Glücksgefühl wäre wahrscheinlich höher, wenn ich nicht einen Teil meines Nettohaushaltseinkommens nach Steuern als Zinsen bezahlen müsste. Und was die Steuern angeht, hier wird unterschwellig wieder suggeriert, dass niedrigere Einkommenssteuern mehr Glücksgefühl erzeugen, dass dieses Einkommen nach Steuern aber dann von Verbrauchssteuern mehr als aufgezehrt wird wird verschwiegen.
  7. „Wohneigentum“ – Ja, ich habe Wohneigentum das bislang noch zu großen Teilen der Bank gehört und weswegen ich die unter Punkt 6 erwähnten Zinsen zahlen darf. Macht mich mein Haus glücklicher? Schwere Frage, kaum aus dem Stegreif zu beantworten.
  8. „Guter Gesundheitszustand“ – Zustimmung, ohne Gesundheit ist alles nichts. Schade nur, dass dieser Punkt in der INSM-Liste ganz hinten steht.

Das Glücksgefühl kann aber auch durch folgende Punkte vermiest werden:

  1. „Arbeitslosenquote der abhängigen ziv. Erwerbspersonen“ -  Was sind abhängige ziv. Erwerbspersonen? Klar kann einem die Arbeislosenquote das Gemüse verhageln, vor allem weil man da schön sieht, wie erpressbar man ist denn die unter Punkt 5 bei den positiven Dingen erwähnte Chance existiert real eben nicht mehr.
  2. „Sorge um den Arbeitsplatz“ – Ist eigentlich kein eigener unabhängiger Punkt. Sondern eben mit der obigen Arbeitslosenquote und der Chance auf einen gleichwertigen Arbeitsplatz gekoppelt. Also eine abhängige Größe die sich wohl mit ein wenig „wissenschaftlichem Brimborium“ durchaus aus den anderen Faktoren errechnen kann. Daher eigentlich als „Messpunkt“ irrelevant.
  3. „Sorge um die finanzielle Sicherheit“ – Womit wir wieder bei der Überschrift sind. Macht Geld glücklich?

Telepolis hat heute auch über diese Studie berichtet und dabei wohl dann Feuer aus Richung der INSM bekommen, anders lassen sich die Zensurvorwürfe aus dem INSM-Watchblog nicht erklären.

Mein Fazit: Geld macht nicht glücklich! Ich bin aber gerne bereit, mich als Versuchsperson zur Verfügung zu stellen um festzustellen, ob mein persönliches Glücks- und Zufriedenheitsgefühl steigt wenn ich mehr Geld habe. Was mich tatsächlich glücklich macht sind meine Familie und meine sozialen Bindungen. Seltsam, dass diese bei einer sozialen Initiative gar keine Beachtung erfahren.