Denn sie wissen nicht, was sie tun…

Die Nachricht schlug heute ein wie eine Bombe. Google stellt den Dienst „Google-Reader“ zum 1. Juli ein. Es wird also Zeit, sich nach Alternativen umzusehen.

Google selbst sagt, dass man den Dienst zugunsten von Social-Networks wie Google+ einstellen will. Und diese Argumentation zeigt, dass hier wieder mal jemand keinen blassen Dunst davon hat, was der Unterschied zwischen RSS und Social-Media ist.

Wenn ich hier diesen Artikel schreibe, dann könnt ihr ihn lesen indem ihr mein Blog aufruft. Aber ihr könnt auch den Artikel (oder bei manchen Blogs nur Einleitungstext) lesen indem ihr den RSS-Feed dieses Blogs abonniert. RSS ermöglicht das, jedes Blog hat eine Feed-URL und wenn man diese in seinen Feedreader einträgt, dann sieht man dort, was es in diesem Blog neues gibt.

Das mag jetzt für ein Blog noch keinen echten Gewinn bringen, aber stellt Euch mal vor, ihr wollt 20 Blogs verfolgen. Ohne RSS müsstet ihr quasi nacheinander 20 Blogs in Eurem Webbrowser besuchen und schauen, ob es da was neues gibt. Mit einem Feedreader seht ihr das mit einem Blick und könnte dann ihmmer noch entscheiden, ob ihr den Originalartikel im Blog liest oder nicht.

Google-Reader ist so ein Feedreader. Und der große Vorteil von Google-Reader ist eben die zentrale Implementation. Das bedeutet, dass ich jetzt meinen Feed hier am PC lesen kann und wenn ich morgen in der Kaffeepause sehen will, was es Neues gibt, dann hole ich das Handy raus und lese den Feed mit Google-Reader dort. Mein Feed ist zwischen den Geräten synchron und das ist ein Feature, das man nicht mehr missen will. Klar gibt es schöne Feedreader die ich hier am PC installieren kann, aber selbst wenn es den identischen Reader auch für den Androiden gäbe besteht immer noch das Problem wie die beiden Geräte synchron gehalten werden können.

Wie gesagt, Google-Reader kann das und man kann sich mal schnell den Nachrichtenüberblick holen und ist somit immer halbwegs up-to-date.

Ein Social-Network wie Google+ kann mich zwar auch mit Nachrichten versorgen, aber eben nicht in der Art wie ein Feedreader. Wenn ich diesen Artikel fertig geschrieben hat wird er vollautomatisch im RSS-Feed meines Blogs auftauchen ohne dass ich noch was dazu tun muss. Und er wird dank diverser Plugins auch automatisch via Twitter und Facebook verlinkt werden, bei Google+ gibt es diese Funktionalität nicht. Und ich will auch nicht meinen Feed in Google+ lesen, denn dort ist eben viel mehr „Rauschen“ unterwegs als mir manchmal lieb ist.

Es wird also Zeit, sich nach Alternativen zu Google-Reader umzusehen. t3n.de hat heute einen Artikel über 6 Alternativen zu Google-Reader gebracht. Ich habe mir die mal näher angesehen.

Newsblur sieht sehr interessant aus, allerdings bekommt dieses Startup wohl gerade den Tsunami von Google-Reader-Refugees voll ab und ist momentan sehr langsam. In den Foren dort wird auch berichtet, dass es momentan wohl Schwierigkeiten mit der Premium-Subscription gibt, der kostenlose Zugang hat ein Limit von 12 Feeds denen man folgen kann. In der Bezahlversion ist die Anzahl der Feeds unlimitiert, dafür drückt man dann $1 pro Monat ab. Da frage ich mich, wieviel Google wohl verdienen könnte wenn es den Reader zum Bezahlprodukt macht. Newsblur kämpft also momentan heftig und man sollte es mal weiterbeobachten.

Ein anderer Dienst ist Feedly. Feedly basiert momentan noch auf Google-Reader, man will sich aber bis zum 1. Juli davon abkoppeln und dann selbst das News-Aggregieren machen. Ich habe mir die Feedly-Plugins für die Browser und die mobile App für Android heute mal installiert, es sieht recht gut aus, allerdings auch ein wenig gewöhnungsbedürftig. Feedly zeigt die Feeds wie ein „Webmagazin“ an und lädt auch schon viele Bilder. Das gefällt mir im Hinblick auf eine mobile App eigentlich weniger, da war mir der Google-Reader mit seinem erst mal nur Titelzeilen anzeigen deutlich lieber.

Wie dem auch sei, es sieht so aus, als würde Feedly momentan die Zukunft bei den webbasierten Feedreadern gehören. Es gibt mittlerweile zwar eine Petition mit der Google dazu bewegt werden soll, den Reader am Leben zu erhalten, aber eigentlich ist dieser Vorfall für mich ein weiterer Anstoß, sich von der „Monokultur“ der Google-Anwendungen zu lösen und nach Alternativen zu suchen. Feedly scheint momentan ein ganz brauchbare Alternative zu sein.

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