Eine Bankrotterklärung für unser Bildungssystem

Heute stieß ich auf die Meldung, dass der Daimler-Konzern immer wieder auf „seine Rentner“ zurückgreift wenn Fachwissen benötigt wird. Auch andere Konzerne greifen gerne auf die Senioren zurück.

In meinen Augen ist das eine Bankrotterklärung für unser derzeitiges Bildungssystem. Wenn dieses System es nicht schafft, junge Menschen mit dem benötigten Fachwissen auszustatten, dann läuft etwas grundlegend verkeht in diesem Land. Natürlich muss man dabei aber nicht nur auf die staatlichen Bildungsinstitutionen verweisen, es sind ja auch die Firmen selbst, die an der Ausbildung ihres Nachwuchses sparen und sich dann irgendwann über den Fachkräftemangel beklagen.

Natürlich mag es für die Senioren sehr schmeichlhaft sein wenn sie sehen, dass es ohne sie doch nicht so einfach geht. Aber andersrum sollte jeder irgendwann auch Ruhe vor der Arbeitswelt haben. Wir haben genügend junge Menschen die am Existenzminimum unterwegs sind und deren Arbeitssuche wegen mangelnder Berufserfahrung oft erfolglos bleibt. Hier wäre ein Ansatzpunkt um für die Zukunft qualifizierte Fachkräfte „nachwachsen“ zu lassen.

Das würde aber auch eine Abkehr von der Hire&Fire-Politik vieler Firmen erfordern, die den Menschen längst nur noch als leider noch notwendig Ressource sehen und ihn möglichst nur projektbezogen „benutzen“ wollen ohne in dessen berufliche Weiterbildung zu investieren.

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2 Gedanken zu „Eine Bankrotterklärung für unser Bildungssystem

  1. Dass die Wirtschaft ihre „Alten“ länger arbeiten läßt, bzw. wieder einstellt, passt zur Meldung, dass es einen enormen Mangel an Absolventen in den MINT-Fächern gibt.
    Als „Mitglied“ dieser Gruppe hätte ich eine provokante These, warum das so sein kann: Im Gegensatz zu Laberfächern wie Jura, BWL (wo es am Ende die fette Kohle gibt, ohne zu wissen, worum es am Ende geht) oder den berümhten Geistenwissenschaften, erscheinen mir die MINT-Fächer etwas anstrengender zu sein. Die Abbrecherquote spricht hier auch eine eigene Sprache. Hinzukommt, dass das Bologna-Studium nicht gerade die Studiefreude steigert. Alles in allem, müssen enorme Anstrengungen unternommen werden, echtes Fachwissen in die Birne zu kriegen, dieses im Zusammenhang zu vernetzen, über die Tellerränder zu schauen (insbesondere in den Naturwissenschaften, wo es eben nicht mehr reicht, nur Bio oder Chemie zu studieren, weil interdisziplinäres Wissen immer mehr gefragt ist) und dann mit relativ unscharfen Berufsbeschreibungen einen Job zu suchen.
    Der Weg des geringsten Widerstands erscheint da attraktiver; wer Jura studiert, weiss in der Regel wo er mit seinem Schmalspurstudium landet, und die Landezone ist häufig sehr lukrativ vergoldet.
    Die Hire&Fire-Politik der Industriebosse (wer von denen kommt eigentlich noch aus dem MINT-Gebiet?) tut ihr übriges: Die Alten werden gefeuert, wegen (sic) Alter und weil sie zu teuer sind, dann merkt man, dass das Knowhow weg, das sich im Laufe der Jahrzehnte angesammelt hat oder auch schon aus guter Berufsausbildung vorfindet und dann stellt man die Alten wieder ein (natürlich billiger!).
    Ich weiss, dass ich mit meiner These auf viele wunde Füsse trete, aber meine überspitzten Beobachtungen sind nicht ganz von der Hand zu weisen.

  2. Da treffen zwei, nein drei Themen aufeinander ………….

    – Ausbildung im eigenen Betrieb (nach den Erfordernissen und nicht aus Sicht der Unternehmensberater)
    – Weiterbildung der vorhandenen Personals und Erhaltung eines guten Mitarbeiterstandes (ebe NICHT Hire and Fire)
    – eine schulische Ausbildung, die den Jugendlichen auch vermittelt, dass „sich die Hände dreckig machen“ keine minderweritge Arbeit ist. Im Umkehrschluss muss diese Arbeit auch anständig entlohnt werden.

    Für meine Begriffe ist ein gutes Miteinander zwischen „Alten“ und „Jungen“ notwendig.

    So, wie auch 50jährige ein Anrecht haben, eine langfristige Arbeitsstelle zu haben, so haben die Schulabgänger ein Anrecht auf eine praxisorientierte Ausbildung.

    Diese Zusammenhänge werden von den „Gewinnoptimierern“ auch Unternehmensberater genannt, überhaupt nicht im Blick behalten.

    Was Daimler in dem Bericht tut, ist Schadensbegrenzung!!

    Denn nur mit outsourcen, fehlendem betrieblichen Überblick, kann man ein Unternehmen nicht am laufen halten.

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