Die Suche nach dem Glück

Google hat diese Funktion, dass man bereits bei der Eingabe von Suchbegriffen weitere Vorschläge zu sehen bekommt, wie es denn mit der Frage an Google weitergehen könnte. Die damalige Gattin unseres ehemaligen Bundespräsidenten hatte damit ja schon einigen Ärger und heute muss ich feststellen, dass Google hier offensichtlich mit zweierlei Maß misst.

Auslöser war ein Screenshot den Julia mit folgendem Text getwittert hat:

„Wunderschöne Google-Abfrage heute vormittag. Alles dabei: Gesellschaft, Wissen, Internet und die elementarste Frage: „

luckyDer Nerd in mir dachte dann, dass ich das auch mal ausprobieren muss um zu sehen, wie reproduzierbar der „Fehler“ ist. Und bei mir sah das Ergebnis so aus:

unluckyStatt sich der Suche nach dem Glück zu widmen bekomme ich nur den Vorschlag, herauszufinden was in München los ist. Und das unabhängig davon, ob ich bei Google angemeldet bin oder nicht. Denn natürlich hätte man ja schlußfolgern können, dass Google weiß ob ich glücklich bin oder nicht und daher für mich dann eine Alternative anbeietet wenn es davon ausgeht, dass ich glücklich bin. Da dieser Vorschlag aber auch ohne eingeloggt zu sein kommt tippe ich bei der Unterscheidung eher auf eine Art von Geolocation-IP.

Julia wohnt außerhalb von Bayern, ich innerhalb und nur 70 km von München entfernt. Nimmt Google jetzt an, dass alle Bayern per Definition glücklich sind, denn immerhin haben wir ja so herausragende Politiker wie den Seehofer oder unseren Transrapid-Einchecker Stoiber der jetzt in der EU der Kreuzritter gegen die Bürokratie ist?

Oder ist Google der Ansicht, dass den krachlederbehosten Klischee-Bajuwaren die Suche nach dem Glück eh viel zu philosophisch ist und der Durchschnitts-Bayer sowieso nur wissen will, wann denn die nächste „Wiesn“ wieder losgeht damit der dem urbayerischen Nationalgetränk und Grundnahrungsmittel in mehr als homöopathischen Dosen hulidgen kann?

Mir persönlich geht es ja relativ stark am Allerwertesten vorbei was in München los ist, denn da bin ich nur sehr sporadisch, meistens dann wenn mein Söhnchen wieder unbedingt einen Ausflug machen will um die bayerische Landeshauptstadt per Straßenbahn zu erkunden. Und da interesssiert uns dann eher, welche Straßenbahnlinien wegen Baustellen nicht fahren als irgendwelche Events die wir auf der Runde von Moosach über den Bahnhof mit Abstechern zu den Rolltreppen am Stachus sowieso nicht tangieren werden.

Nicht, dass ich tatsächlich erwarten würde, die Antwort auf die Frage nach dem Glück bei Google zu finden. „42“ wird sie nicht sein und auch sonst bin ich, ein paar Tage bevor sich mein Geburtstag zum 54. mal jährt durchaus zu dem Schluß gekommen, dass Glück ein sehr relativer Begriff ist. Derzeit hat mich die aktuelle Grippewelle voll im Würgegriff und ich wäre froh, wenn diese Halsschmerzen und der Husten endlich weg wären. Daher bin ich sicher, Glück hängt stark von der eigenen Gesundheit ab.

Dann denke ich an meine Kinder und bin eigentlich glücklich, dass ich zwei solche Prachtexemplare habe, die einen zwar öfter zur Verzweiflung bringen, aber der Gedanke dass es sie plötzlich nicht mehr gäbe ist der Alptraum schlechthin. Ein Alptraum den eine alte Bekannte aus der guten alten IRC-Zeit gerade durchlebt, deren (mittlerweile wohl erwachsene) Tochter ist letztes Wochenende gestorben. Da bin ich dann doch glücklich, wenn meine Kinder weiterhin zicken und quengeln können, denn der Gedanke sie zu verlieren ist etwas, woran man gar nicht denken möchte.

Und wenn ich an die Kinder denke, dann zeigen sie mir, dass man zum „Glück“ keine Paläste braucht oder unenedlichen Reichtum. Oft reicht es, das Lieblingsessen zu kochen oder einfach Zeit miteinander zu verbringen. Zeit, von der man in jungen Jahren noch so viel zu haben glaubt und die dann mit zunehmendem Alter nur noch so dahin rast.

Glück hat nach meiner Erfahrung auch nichts mit „Dingen“ zu tun, denn es sind nicht die Dinge die jemanden glücklich machen. Natürlich denkt man manchmal „Wenn ich jetzt soviel Geld wie Bill Gates hätte, dann wäre ich…“, ja was denn? Glücklich? Sorgenfrei? Gesund? Bill Gates mag der Mensch mit dem größten Geldvermögen auf diesem Planeten sein, ist er deswegen auch glücklich?

Meine ganz persönliche Definition von Glück beinhaltet neben Gesundheit auch die Interaktion mit anderen, die Kommunikation von Erkenntnissen (so wie dieser Blogartikel) und die Möglichkeit, diesen Planeten ein klein wenig besser zu verlassen als man ihn selbst vorgefunden hat. Oder ganz salopp gesagt, eine anständige Diskussion macht mich glücklicher als ein Kasten Bier.

Ich habe jetzt auch mal ganz was revolutionäres getan, denn natürlich bin ich ja nicht darauf angewiesen nur die Suchfragen zu nehmen die mir Google vorschlägt, sondern kann die hier in Bayern fehlende Option auch selbst ergänzen. Also war die Suchfrage „was ist Glück“ und Google antwortet:

luckydefinition

Google sieht es also eher nüchtern, aber Suchmaschinen müssen ja auch nicht philosophieren können. Wobei „Zufall“ und „Schicksal“ durchaus Steilvorlagen für weitere philosophische Erwägungen bieten würden. Und die anderen 73 Millionen Antworten schaue ich mir dann mal an, wenn ich genügend Zeit dafür habe.

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3 Gedanken zu „Die Suche nach dem Glück

  1. Den NRW’lern (zumindest mir) wird auch nicht Frage nach dem Glück „gegönnt“. Hier kam anstatt dessen Ebola und paypal.

    Was auch immer Goggle da von mir erwartet.

    Und Glück ………….

    tja, neben der Gesundheit ist wohl eine friedliche Welt etwas, was zum Glück gehört.

    Gute Besserung, Anita

  2. Danke, dass Du aus der google-Abfrage, die mich gestern amüsiert hat, so einen schönen Blogpost gemacht hast. Es ist doch irgendwie schön, dass aus einer ganz unphilosophischen technischen Gegebenheit eine so schöne Alltagsphilosophie werden kann.

    Ich bin diese Woche merkwürdigerweise häufiger nach „dem Glück“ gefragt worden, und hätte meine eigene Antwort nicht besser formulieren können als Du das oben gemacht hast. Trotzdem habe ich mir vorgenommen, hier in den nächsten Tagen nochmal einzusteigen. Bis dahin weiter ganz gute Besserung an Dich! Der Verlust Deiner Freundin tut mir sehr, sehr leid. Unvorstellbar, das. Drücke Dich in Gedanken und werde beim Universum nachdrücklich eine schöne folgende Woche für Dich einfordern.

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