Broken by design

Am Wochenende hatte ich mal wieder den ultimativen „Facepalm“-Moment. Grund war das Verwaltungsprogramm für unseren Schützenverein. Ich bin ja Vorstand und darf mich in dieser Funktion auch mit der Mitgliederverwaltung auseinandersetzen.

Das Verwaltungsprogramm heißt mittlerweile ZMI-Client und ist der Nachfolger von BSSBWin was wiederum ein Nachfolger von BSSB2000 war. Alles Programme die zwingend ein Microsoft-Betriebssystem voraussetzen, was mir als Vertreter der Open-Source Welt schon ein wenig auf den Keks geht. Aber ok, für solche Sachzwänge habe ich auf meiner Maschine mit einem richtigen Betriebssystem auch ein virtuelles Windows 7 am laufen, ordentlich lizensiert natürlich und das flutscht dank 4 zugewiesenen Prozessorkernen und ein paar Gigabyte Speicher auch ganz flott. Im Vereinsheim haben wir hingegen einen tatsächlichen Windows-PC.

Nun habe ich also dieses Tool auf meiner Kiste hier und das ganze auch per Turnschuhnetzwerk auf den Vereins-PC gebracht, denn das Programm wäre theoretisch ja von einem USB-Stick aus nutzbar. Ich nutze den Stick halt als „Transportmedium“ weil ich mir nicht die Arbeit machen will, den Stick in die virtuelle Maschine einzubinden. Und ja, das neue Programm ist jetzt mal mit richtigen Fenstern, einer Art „Ribbon-UI“ und sogar mit Netzanbindung versehen, sprich wenn ich neue Mitglieder an den Dachverband melde, dann muss ich keine „gelbe Post“ mehr verschicken, sondern das geht via Internet. Was auch die eigentliche Hauptaufgabe dieses Programmes zu sein scheint, nämlich die reibungslose Mitgliederdatenpflege auf höherer Ebene. Für die Funktionen die ich mir an der Vereinsbasis wünschen würde fehlt es noch an vielen Stellen, aber zum Glück haben wir ja Internet und können Updates und Fehlerkorrekturen jederzeit nachschieben. Zu Deutsch: Bananenware, Produkt reift beim Kunden.

Soweit so gut. Ich habe also das Programm hier auf meiner (virtuellen) Kiste und wenn ich was geändert habe, dann trage ich das per Stick auch zum Vereins-PC und tausche das Programmverzeichnis dort denn es kommt ja mal vor, dass jemand eine Mitgliederliste braucht oder jemand braucht für ein amtliches Formular sein Eintrittsdatum. Alles kein Problem, ist ja im PC, kann man ja nachschauen.

Am Freitag hatten wir dann eine Neuaufnahme. Den Aufnahmeantrag habe ich mit nach Hause genommen um in aller Ruhe das neue Mitglied zu erfassen und an den Dachverband zu melden. Doch beim Start des Programms erlebte ich folgende Überraschung:

Sprich, meine Programminstallation daheim weigert sich eine Verbindung aufzubauen, denn offensichtlich wird bei jedem Transfer eine Transfer-ID in die Datenbank eingetragen. Nun hat es sich wohl ergeben, dass das Programm auf dem PC im Vereinsheim mal lief und da ein Transfer zwischen Programm und Server passierte der eine Transfer-Nummer 31615 bekam. Ein Transfer, den ich von Benutzer-Seite aus auch gar nicht unterbinden kann, außer ich stecke das Netzwerkkabel ab. Und meine lokale Installation hatte aber wohl als letzte Transfer-ID noch die 31429 hinterlegt. Also haben wir ein Problem, dass die Transfer-Nummern nicht passen. Leuchtet mir als Informatiker sofort ein.

Aber: Wir schreiben das Jahr 2017 und ein PC ist mittlerweile zum alltäglichen Haushaltsgegenstand geworden. Auch der ständige Zugang zu einem Netzwerk ist nichts ungewöhnliches mehr. Als Nutzer eines solchen Netzwerkbasierten Systems erwarte ich eigentlich, dass ich das Ding problemlos von verschiedenen PCs aus nutzen kann. Seit neuestem kann ich für das Ding ja sogar Rollen beantragen (ja, nicht selbst einrichten, sondern beim Dachverband beantragen) damit ich z.B. die Mitgliederverwaltung an den Schriftführer delegieren könnte. Theoretisch also, denn was wird wohl passieren, wenn der Schriftführer den Datenbestand von seinem PC daheim ändern will. Jeder andere Nutzer bekommt dann wieder einen Fehler mit nicht passenden Transfer-IDs. Fazit: Alle Verwaltungsarbeit muss an genau einer Maschine ablaufen (beispielsweise die im Verein) und kann nicht mal schnell nach Hause mitgenommen werden. Im Jahr 2017!? Das ist schlicht und einfach broken by Design. Klar, das Konzept „Multi-User“ und sogar „Multi-Seat“ haben Windows-Programmierer nicht unbedingt verinnerlicht, aber so etwas tut einfach nur weh.

Für mich hieß das dann wieder „Turnschuhnetzwerk“, also die tägliche Hunderunde zum Vereinsheim umleiten, dort das Programmverzeichnis auf einen Stick kopieren, daheim wieder in die virtuelle Maschine und dann klappte es auch mit der Mitgliedermeldung. Ja, Mitgliedermeldung wird wohl eine der wenigen Funktionen sein die ich mit dem Programm machen werde, bzw. machen muss. Und dann halt die Mitgleidsdaten am besten nach CSV exportieren und dann mit vernünftiger Software weiter verarbeiten wenn es z.B. um Serienbriefe, Rechnungen, Geburtstagslisten oder die Statistik fürs Sportamt geht.  Tja.

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Ein Gedanke zu „Broken by design

  1. Was soll man zu solch einem Fall sagen? Es ist einfach ätzend, wenn miese Software Probleme schafft anstatt Arbeit zu erleichtern. Ich könnte hier ein Lied singen über den Platzhirsch im Bereich Layout- und Filmschnittprogramm (ja – richtig, Adobe). Aber das führt wohl etwas weit. Kurz nur: das, was sich Adobe leistet, kann sich nur ein Monopolist auf Dauer erlauben.
    Das „Turnschuhnetzwerk“ hat mir übrigens sehr gefallen 😉

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