Links für 2009-11-29

Heute mal wieder ein paar Links auf lesenswerte Artikel im Internet:

Robin Hood im Kapitalismus

Kaum bemerkt von der Presse ist diese Woche eine Filialleiterin einer Bank verurteilt worden, weil sie Gelder von Reichen mal kurz auf die Konten der Armen gepackt hat, damit diese nicht bei der Prüfung ihres Überziehungskredites rausfliegen.

Ok, ich korrigiere mich, in der deutschen Presse war das nicht groß drin, im Ausland schon. Meine Frau zeigte mir Artikel auf den Online-Seiten der italienischen Presse, dort ist diese Frau in den Leserzuschriften zum Helden erkoren und man würde sogar für sie sammeln, sollte sie Geld benötigen.

Und hier: Untreue in 117 Fällen, und damit verurteilt zu einem Jahr und 10 Monaten auf Bewährung. Auf der anderen Seite haben wir fleißige Politiker die dafür sorgen, dass viel Geld von den Armen zu den Reichen verschoben wird und was bekommen die? Ist doch klar, einen Aufsichtsratsposten wenn sie ihre politsiche Laufbahn beendet haben. Und natürlich buchen die das Geld auch nicht wieder zurück , sondern belassen es wo es ist, nämlich bei den Reichen.

Natürlich hat die Dame gegen bestehende Gesetze verstoßen, aber anders als die Turbokapitalisten die mal schnell aus Profitgier wieder etliche Leute „freisetzen“ hat sie wohl die Existenzgrundlage ihrer „Opfer“ nicht nachhaltig geschädigt. Man könnte es fast als unbürokratische Zwischenfinanzierung sehen und wie wir ja im Grundgesetz nachschlagen können gibt es den Artikel der da meint, Eigentum würde verpflichten. Mit der kapitalistischen Messlatte gemessen hat die Dame wohl gefehlt, mit der menschlichen Messlatte hat sie aber gewonnen. Wahrscheinlich deswegen auch die Aussetzung der Strafe auf Bewährung.

Auf dem Pulverfass!

Boah, da liest man nichtsahnend seinen RSS-Feed und dann springt einem doch gleich der Name der Stadt in der man lebt mehrfach ins Geischt. Ja, es hat sich doch tatsächlich einer gedacht, er könne seine Domain für ein Blog „augsburgr.de“ nennen. Freundlicherweise hat er bei der Stadtverwaltung angefragt ob sie damit ein Problem haben.

Ja, sie haben und postwendend bekam er eine Anwaltsrechnung mti Abmahngebühren in Höhe von mehr als 1800 Euro. Weil er den Namen Augsburg in seiner Domain verwendet hat und irgend ein Besucher ja dann vermuten könnte, das wäre ein offizielles Blog von Augsburg.

Ausführliche Berichte gibt es bei Netzpolitik, Blogsburg und der Augsburger Allgemeinen. Und ja, jetzt komme ich mir vor wie auf einem Pulverfass, denn natürlich ist in meiner Domain auch der Name des Stadteils von Schilda, äh Augsburg enthalten in dem ich lebe. Lustigerweise habe ich damals, als ich die Domain registrierte explizit auf koenig-augsburg verzichtet, denn wie die Augsburger wissen gab es den als Person für viele Jahre und er war sozusagen ein Augsburger Unikum. Aus Respekt vor dieser Augsburger Persönlichkeit bin ich also nur der König des Stadtteils Haunstetten, beides durch Geburt sozusagen erworbene Namensrechte.

Auch Blogsburg dürfte in Schwierigkeiten kommen, denn die haben ja den Untertitel „Augburger Geschwätz“ und zeigen ein Bild vom Augsburger Rathaus. Da muss ja jeder Besucher förmlich annehmen, dass er hier sozusagen mit der Pressestelle des Oberbürgermeisters verbunden ist und alles was da steht sozusagen „Augsburger Gesetz“ ist. So wie das deutschlandweit einmalige Dönerverbot, aber das ist ein anderes Kapitel.

Mal sehen wie diese Geschichte weitergeht. Ich schäme mich jedenfalls dafür, dass wir so eine seltsame Stadtregierung haben. Es ist schon blöd, Sportbekleidungshersteller die das Internet nicht verstanden haben kann man ja boykottieren, aber was macht man wenn man in so einer Stadt wohnt. Hier ist mein Lebensmittelpunkt und ich will nicht wegziehen. Aber zumindest ganz deutlich hier sagen: Ich bin keiner von denen und finde das, was da abgeht rechtlich für höchst bedenklich.

Update: Provinzblog verlinkt den passenden Artikel im Spiegel zu diesem Vorfall. Und ich habe gerade eben bei Heise-Online gepetzt, bin mal gespannt wann die das bringen.

Update 21:59 Uhr: Die Stadt rudert heftig zurück, berichtet nun die Augsburger Allgemeine.

Noch ein Update: Über die Kommentare auf Netzpolitik.org bin ich auf das Blog der Abgemahnten gestoßen. Dort gibt es eine weitere Beschreibung der Ereignisse und eine Übersicht über die Berichte im Web.

Auch wenn die Stadt jetzt zurückgerudert ist fände ich es trotzdem schön, wenn ein Gericht diesen Fall überprüfen würde um Rechtssicherheit zu schaffen. Immerhin bin ich mit dem „Haunstetten“ in meinem Domain-Namen ja auch Verwender eines Stadtteilnamens und könnte ebenso von der Abmahnkeule getroffen werden, auch wenn ich der festen Überzeugung bin, dass ich als „König von Haunstetten“ niemanden in Sachen Namensrecht auf den Schlips trete. Und ich möchte dieses Blog auch ungern in „König von Wrstlbrmpft“ umtaufen müssen.

Man stelle sich nur mal vor, früher hätte es auch diesen Abmahnzirkus gegeben. Da hätte am Schluß noch JFK für sein „Ick bin ein Berliner“ eine saftige Rechnung bekommen.

Apropos Rechnung: Laut Google gibt es ungefähr 7.390.000 Treffer für allinurl: augsburg
d.h. wenn man jedem dieser über 7 Millionen Namensrechtmissbraucher eine Abmahnung über knapp 1900 Euro zusendet könnte die Stadt mal schnell knapp 14 Milliarden Euro einnehmen. Vielleicht war das ganze ja nur ein Versuch, den städtischen Haushalt zu sanieren… (So, jetzt braucht es dann doch das Tag „Glosse“) 🙂

Das S-Bahn Chaos geht weiter

Heute mal wieder ein Blick in die Bundeshauptstadt. Da ist in der Nacht mal wieder eine S-Bahn entgleist und man spekuliert noch über die Ursache des Unfalls. Das verschärft natürlich den Druck auf die S-Bahn in Berlin, die ja dank anderer Vorfälle in der Verrgangenheit sich wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert hat. Der heutige Unfall ist an einer Weiche passiert, das passt wunderbar zu der Meldung von gestern, die Probleme mit den Weichen schildert:

Und beim Fett für das Pflegen der Weichen habe man das teure Mittel, das einen geringeren Personalaufwand erfordert, mit einem billigeren „gestreckt“, sodass jetzt die Kartusche verstopfe, mit der das Fett auf die Weiche geschmiert werde. Auch im Januar hatte der Umstieg auf ein anderes Spray zum Einfrieren der Sicherheitseinrichtungen geführt.

Weichen würden, um Kosten zu sparen, auch nicht mehr ausreichend gereinigt, bemängelt der Betriebsrat weiter. Dies sei aber erforderlich, damit die Anlagen „winterfest“ sind.

Tja, da fügt sich ein interessantes Puzzle sozusagen nahtlos zusammen. Wenn es nicht so traurig wäre könnte man ja fast darüber lachen, aber eigentlich ist das, was hier in Berlin passiert ein Armutzszeugnis für die Bahn. Und dass das kein Einzelfall ist, das konnte man diese Woche bereits im Netdigest nachlesen. Hier gibt es eine schöne Geschichte die sehr deutlich zeigt, wie Erbsenzähler und Betonköpfe den letzten Funken von Eigentinitative beim Personal zum Erlöschen bringen.

Da bin ich mal gespannt wie die Berliner durch den Winter kommen. Da kann man ja eigentlich nur hoffen, dass im Bundestag genügend warme Luft produziert wird um den Großraum Berlin in ein Gebiet mit gemäßigtem feuchtwarrmen Klima zu verwandeln…

Links für 2009-11-19

So, bevor ich mit dem Hund rausgehe noch ein paar Links auf sehr lesenswerte Artikel:

  • Wir riestern uns arm“ – Der Spiegelfechter mit einem Artikel zur Riesterrente und ihren Konsequenzen für die Konjunktur
  • Verleger wollen neues Leistungsschutzrecht“ – Ingo Jürgensmann über die neuen Lüftschlösser der Verleger die das Internet nicht verstanden haben. Ich denke, da wird irgendwann eine GEZ für Blogger herauskommen.
  • Zahl des Tages“ – Der heutige Wirtschafsquerschuss beleuchtet die finanzielle Situation der USA heute. Passt wunderbar zur Analyse von Freeman von gestern.

Herr, schmeiß Hirn vom Himmel

Heute gab es in der Print-Ausgabe der Augsburger Allgemeinen wieder einen Artikel zum Bildungstreik 2009. Besonders fröhlich stimmte dabei der letzte Absatz:

Richtig sauer über die Aktion sind allerdings Studenten der Wirtschaftswissenschaften, die vor dem großen Hörsaal stehen, weil ihre Vorlesung ausfällt. Zwar sollen Vorlesungen ab 15 Uhr in die Mensa verlegt werden. Ganz schlimm werde es aber am Freitag, wenn das Audimax den ganzen Tag für die Fakultät gebucht sei, sagen sie. Sollte der Hörsaal dann immer noch besetzt sein, werde man ihn notfalls zurückerobern.

Da haut es mich echt um. Liebe Studenten der Wirtschaftswissenschaften, habt ihr eigentlich schon bemerkt, dass aktuell in den besetzten Hörsälen der Universitäten Geschichte geschrieben wird? Dass das Anliegen, das die Demonstranten dort vertreten eigentlich auch in Eurem Interesse sein müsste? Könnt ihr mit dem Schwachsinn nicht bitteschön warten bis ihr in irgendwelchen Firmenleitungen und Banken als Schlipsträger hochoffziell Unsinn erzählen düft? Müsst ihr Euch tatsächlich schon während des Studiums so geben, dass alle gängigen Klisches vom BWL-Vollpfosten erfüllt sind?

Sorry für diese harten Vorwürfe. Aber in meinem Leben habe ich schon soviel Müll von den Wirtschaftseliten gelesen und erlebt, dass so eine Meldung quasi nur noch das Sahnehäubchen ist. Zugegben, es gibt auch Wirtschaftler die durchaus vernünftige Postitionen vertreten und wissen was sie tun, aber das ist nach meinen Beobachtungen eine erschreckende Minderheit. Und der Mehrheit dieser sogenannten Experten haben wir wohl auch unsere gegenwärtige Krise zu verdanken.

Links für 2009-11-18

Heute wieder ein paar Links auf lesenswerte Artikel im Internet:

Wann platzt die China-Blase?

US-Präsident Obama ist ja greade auf Tour in China. Da muss er wohl hin, weil die Chinesen und die Amis ziemlich eng wirtschaftlich verbandelt sind, vieles von dem was in USA verkauft wird (ebenso hier) ist ja „Made in China“. Neulich habe ich mit einem Kollegen gesprochen der für 8 Monate in China war. Was der erzählte war alles andere als erfreulich.

  • In China gibt es in den größeren Städten wohl jede Menge Gigant-Warenhäuser nach dem amerikanischen Mall-Vorbild, nur das Problem ist dass dort jede Menge Ware auf Halde liegt die sich keiner leisten kann. Trotzdem wird fleißig weiterproduziert, auch wenn der Absatzmarkt im eigenen Land wegbricht und die Exporte ebenso runterfahren weil die großen Lagerhallen in den USA auch noch randvoll mit Ware sind die sich, ihr wisst es schon keiner mehr leisten kann.
  • Er berichtete von Autobahnen die für viel Geld gebaut wurden, von denen aber einer der was vom Bau versteht meinte, dass die Betonbauweise in einigen Jahren die Dinger marode machen wird weil die Armierungen durchrosten. China ist das egal es finanziert den Bau durch die Unternehmenssteuern die sie auch von deutschen Unternehmen kassieren, der Umsatzsteuersatz ist dabei um die 30%. Den deutschen Unternehmen ist das aber recht egal, denn diese Umsatzsteuerausgaben in China können bei der deutschen Steuererklärung abgeschrieben werden, d.h. faktisch zahlt also der deutsche Steuerzahler mit an den Autobahnen in China.
  • Jetzt gerade lese ich bei Fefe von einer Millionenstadt in China die leer steht weil sich keiner leisten kann dort zu leben.  Das ist echt zum Gruseln, leerstehende Geisterstädte stellt man sich ja immer als alte Holzbaracken vor mit Sandstürmen und Büschen die durch die Gegend rollen. Aber hier ist eine supermoderne Stadt hingestellt worden die nicht funktioniert.

Da kann ich nur auf das Blog „Querschüsse“ hinweisen, welches immer wieder hervorragende Wirtschaftsdatenanalysen bringt und damit weitaus informativer ist als die orakelhaften Prophezeihungen mit denen unsere Regierung uns immer wieder einreden will, die Krise wäre überstanden. Wartet mal ab bis die China-Blase platzt, dann wird es zappenduster werden.

Ein paar Links zum Bildungsstreik

Endlich tut sich was im Bildungsland. Die Studenten gehen gegen das bescheuerte System auf die Straße und machen das recht gut organisiert wie man auf der Seite „Uni Augsburg brennt“ sehen kann. Hier ist wohl der größte Hörsaal fest in der Hand der Studenten und ich drücke ihnen alle verfügbaren Daumen, dass sie mit ihren Anliegen gehört werden. In Jena hat man derweil auch mal schnell Pfefferspray zur Hand um sich gegen die Demonstranten zu wehren. Die Ruhrbarone berichten schließlich von Massenfestnahmen in Essen wo Demonstranten und auch Kinder eingekesselt wurden. Das weckt diffuse Erinnerungen an die Krwalle um das Jugendzentrum „Komm“ in Nürnberg während meiner Jugendzeit. Damals wurden auch weit über 100 Jugendliche mit Blanko-Haftbefehlen festgesetzt und ohne dass man deren Eltern informiert hätte.

Besonders freut mich allerdings das was heute in den Hinweisen des Tages auf den Nachdenkseiten zu lesen ist:

Solidaritätserklärung der 40. Mitgliederversammlung des
Bund demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (BdWi)
vom 15.11.2009
Quelle: BdWi [PDF – 792 KB]

Also sind es nicht nur die Studenten denen dieses bekloppte Bildungssystem zuwider ist, sondern auch die Wissenschaftler die sich wohl bei diesem verkorksten System zurecht um Nachwuchs sorgen.