Der nackte Wahnsinn

Neulich gab es ja wieder einen vereitelten Anschlagsversuch auf ein Passagierflugzeug. Und als Folge daraus drehen wieder alle heftig am Rad. Die Politik erinnert sich an das Thema „Nacktscanner“ und will das wieder einführen. Im Radio hörte man heute, dass in Holland die Nacktscanner innerhalb der nächsten drei Wochen wohl installiert werden sollen. Und dass die Technologie anders als im Gegensatz zum Röntgen wohl unbedenklich ist, da es sich hier um Stahlung im Terahertzbereich handelt.

Als Techniker kriege ich hier aber ganz heftige Assoziationen mit dem Mikrowellenherd und den diversen fällen wo Leute, die vor Radarantennen standen dann Verbrennungen durch die Radarwellen erlitten. Zu behaupten, Wellen im Terahertzbereich wären unschädlich erscheint mir hier als etwas blauäugig.

Unabhängig davon ist der Sicherheitsgewinn durch so einen Nacktscanner relativ gering. Der Checkin am Flughafen wird noch länger dauern und die Leute werden noch genervter sein, aber ich wage jetzt mal die kühne Behauptung, dass auch Nacktscanner kein echtes Hindernis darstellen, wenn es jemand wirklich darauf anlegt, ein Flugzeug zu sprengen.

Es ist vielmehr eine schöne Einnahmequelle für die Firmen, die diese Geräte herstellen und ein schöner aber nutzloser Aktionspunkt für die Politiker, die sich jetzt wieder zu profilieren versuchen, dass sie ja alles tun um diese Welt sicherer zu machen.

Ich wage hier auch wieder die sehr wilde und nicht beweisbare Behauptung, dass wir unsere Welt viel einfacher viel sicherer machen könnten, wenn wir statt ständig neuer Sicherheitsfeatures zu erfinden einfach mal den „root cause“ des Problems angehen würden. Terrorismus und Selbstmordanschläge geschehen ja nicht, weil der Selbstmordattentäter Langeweile hat und es mal so richtig krachen lassen will, sondern weil die Menscheit tief gespalten ist. Auf der einen Seite gibt es die „Gewinner“ im System und auf der anderen Seite die enteigneten Verlierer die dann genau den Nährboden darstellen auf dem Terror wächst. Ich denke, wenn wir nur 10% des Geldes was in den letzten beiden Jahren zur Rettung von „notleidenden Banken“ geflossen ist in sinnvolle Aufbauprojekte in der dritten Welt investiert hätten, dann würde das weitaus mehr dazu beitragen die globalen Spannungen zu verringern als das festhalten und supporten eines kaputten Finanzsystems.

Aber klar, die Spirale dreht sich immer weiter. Heute sind es die Nacktscanner, und demnächst wird wohl der erste Poliiker auf die Idee kommen, dass man nur noch nackt in den Flieger darf. Hey, ist doch nicht schlimm, in der Sauna sind ja auch alle nackt.

Zum Glück gibt es aber auch noch Politiker die sich von der Massenhysterie nicht anstecken lassen und das Thema nüchterner sehen. Ingo Jürgensmann hat hier einen schönen Artikel verfasst.

Die erste Millionen ist geschafft

Nein, nicht auf meinem Girokonto sondern bei der deutschen Wikipedia. Das wird auch gleich mit einer Sonderseite belohnt auf der ganz oben dann auch ein Aufruf des Gründers Jimmi Wales verlinkt ist. Der schreibt sehr schön:

Stellen Sie sich eine Welt vor, in der jeder Mensch freien Zugang zum gesamten Wissen der Menschheit hat. Das ist unser Ziel.

Sehr schön formuliert, das mit dem gesamten Wissen der Welt. Apropos, wer weiß etwas über Ernie Wasson? Nie gehört? Geht mir genauso, aber das ändert sich jetzt ja dank des millionsten Wikipedia-Artikels. Das Dumme ist nur: Ganz oben in diesem Jubiläumsartikel findet man folgenden Vermerk:

Dieser Artikel wurde zur Löschung vorgeschlagen.

Ja, das gesamte Wissen der Menscheit ist ihr Ziel, aber sie haben die Rechnung ohne die Blockwartmentalität der Löschfetischisten gemacht. Schuß ins eigene Knie und das mit voller Absicht. Gratuliere.

Murphy-Raclette

Heute wollten wir zusammen mit den Kindern einmal Raclette machen. Jede Menge Vorbereitungen und dann nach kurzer Zeit die Ernüchterung, denn das Raclette wollte nicht mehr heizen. Ursache ist wohl ein Defekt in einer der Heizspiralen der dann zum Kurzschluß aufs Gehäuse führte. FI-Schalter sei Dank ist das nicht mit einem Stromschlag geendet sondern schlicht mit dem Abschalten des Stroms. Das Ding fliegt jetzt auf den Müll und das nächste Gerät werden wir definitiv nicht mehr beim Lebensmitteldiscounter kaufen. Denn rein rechnerisch hat dieses Gerät sein Leben bei der dritten Anwendung schon ausgehaucht. Aber weil man Raclett ja nur gelegentlich macht ist die Garantiezeit längst abgelaufen.

Oh Tannenbaum

Hier links seht ihr unseren Weihnachtsbaum hier in Haunstetten. Mit den obligatorischen Geschenken darunter, denn das war für die Kinder natürlich das wichtigste. Der Baum ist 100% künstlich, nadelt aber trotzdem hin und wieder und ist ansonsten aber relativ pflegeleicht. Auf der rechten Seite seht ihr wie es aussieht, wenn man keine Tanne weit und breit zur Verfügung hat. Es ist der Weihnachtsbaum meiner Schwester, die ca. 9000km weiter südlich in Kleinemonde in Südafrika lebt. Also muß halt ein lokaler Baum als Weihnachtsbaum geschmückt werden. Dafür haben die da unten an Weihnachten auch 33° Außentemperatur während wir hier uns mit 3° zufrieden geben müssen.

Mittlerweile sind die Geschenke ausgepackt und für mich gab es unter anderem zwei sehr interessante Bücher von Vandana Shiva, nämlich „Geraubte Ernte: Biodiversität und Ernährungspolitik“ und „Erd-Demokratie: Alternativen zur neoliberalen Globalisierung„. Da habe ich für die nächsten Wochen sehr interessante Bücher zum Lesen.

Hilfe, es gibt was kostenlos!

Manchmal hat man so einen Moment bei dem man sich fragt, ob man im falschen Film ist. Mir ist das gerade beim Lesen des Heise-Artikels „Politiker kritisieren geplante Tagesschau-App“ passiert. Was ist passiert? Die ARD hat angekündigt für das iPhone eine App rauszubringen mit der man Tagesschau gucken kann. Und noch gemeiner, diese App soll kostenlos sein weil die ÖR ja eh über die GEZ finanziert werden.

Die Verlagsbranche die gerade krampfhaft bemüht ist ihren „Qualitätsjournalismus“ im Internet auf ein kostenpflichtiges Bezahlprogramm umzustellen schreit natürlich Zeter und Mordio. Vor zwei Tagen gab es auf Heise den Artikel „Springer sieht in Tagesschau-App Wettbewerbsverzerrung“ und so ziemlich der gleiche Unsinn den die Leute des Axel-Springer-Verlages vorgestern verzapft haben kommt heute von den sogenannten Medienexperten von CDU und FDP. Würde ich nicht sicher wissen, dass unsere Politiker über jeden Zweifel erhaben sind, dann könnte man fast meinen sie wären Marionetten der Verlagsbranche, die jetzt das sagen, was ihnen aufgetragen wurde.

Das pikante Detail an der ganzen Sache ist ja, dass jeder unter Tagesschau.de die Tagesschau kostenlos im Inernet sehen kann. Und natürlich auch mit dem Browser auf dem iPhone. Evtl. ist die Tagesschau-App nur ein Shortcut um den Browser gleich mit der passenden URL für die Tagesschau aufzurufen. Was wäre, wenn irrgend ein freier App-Entwickler so was anbieten würde? Für meinen Palm gibt es eine Menge Freeware, warum also soll jede iPhone-App also was kosten? Oder wollen unsere Experten aus der Politik jetzt alles was es kostenlos gibt verbieten?

Ein Forenteilnehmer auf Heise hat das treffend so formuliert dass es das gleiche wäre, als wenn die Prostituierten jetzt protestieren würden weil Freundinnen und Ehefrauen kostenlosen Sex für ihre Partner anbieten.

Irgendwie ist es aber schon sehr bescheuert, wenn die Politiker, die wie getretene Hunde aufjaulen wenn man das Thema Mindestlohn anspricht und damit den Untergang der Wirtschaft verknüpfen nun plötzlich ebenso lautstark lamentieren, wenn plötzlich eine Leistung kostenlos zu haben ist. Da könnte man doch den Eindruck gewinnen, dass ich hier manche Politiker prostituieren um ihren Lobbyisten gefällig zu sein.

Na ja, auch wenn die Tagesschau nun sicher kein Highlight am Nachrichtenmarkt ist, so wünsche ich den Politikern die sich hier nun öffentlich als Lobby-Puppen geoutet haben mal ganz fröhlich die n-tv Dauerwerbesendung oder die RTL-Nachrichten.

Frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr

Es ist vollbracht, der letzte Arbeitstag in diesem Jahr, zumindest was Arbeit für die Firma angeht. Ansonsten steht jede Menge Arbeit daheim an, denn die Kinder haben jetzt Ferien und wollen was vom Papa haben und zudem ist Jahresabschluß für den Verein fällig, es steht also zu befürchten, dass mir ganz und gar nicht langweilig wird.

Auf jeden Fall mal allen Lesern dieses Blogs ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Start ins nächste Jahr. Ich werde über die Feiertage versuchen sporadisch zu bloggen, aber Familie und Terminarbeiten haben erst mal Priorität.

Post von der GEZ

Nachdem ich mich neulich erdreist habe mal bei der GEZ wegen Gebührensenkung nach dem Rauswurf von Brender anzufragen kam mittlerweile tatsächlich eine Antwort. Die GEZ teilt mir mit, dass sie nur für das Abkassieren zuständig ist und keine Verantwortung für die Verwendung der Gebührengelder übernimmt.

Wegen der Brender-Affäre möge ich mich doch bitte direkt ans ZDF wenden.  Ich habe das Schreiben mal mit geschwärzten personenbezogenen Daten gescannt:

Das beste Auto ist ein Porsche 911

Das behauptet der TÜV aktuell. Und das kann der TÜV sogar begründen:

Nur 1,9 Prozent der Sportwagen fielen bei der ersten Hauptuntersuchung drei Jahre nach der Erstzulassung wegen erheblicher Mängel durch.

Also mal ehrlich: Wenn ich mit meinem Auto beim TÜV antanze, dann doch nachdem ich in meiner Werkstatt war, bzw. ich beauftrage die Werkstatt, den Wagen soweit zu warten, dass der TÜV keinen Ärger macht. Wenn also sozusagen noch fast jeder 50. Porsche nach drei Jahren durchfällt, dann würde ich das jetzt nicht als Qualitätsmerkmal vermarkten.

Das alte Autos durchfallen und viele von der Finanzkrise geplagte Autofahrer es halt erst mal probieren bevor sie Geld für eine Instandsetzung abdrücken müssen ist durchaus nachvollziehbar. Aber hey, Porsche-Fahrer sollten sich auch eine gute Werkstatt leisten können und die sollte in der Lage sein, die Durchfallquote bei Null zu halten.

Letztlich dürfte die Pannenstatistik des ADAC viel genauer und aussagekräftiger sein wie diese TÜV-Statistik. Aber mit Statistik kann man ja fast alles beweisen. Aber vielleicht brauchte Porsche ein wenig Product-Placement, denn heute melden die Nachrichten ja Dinge wie „Porsche verbucht Umsatzrückgang„.

Noch eine Studie!

Gestern haben die Nachdenkseiten auf eine sehr interessante Studie verlinkt, die den sozialen Wert von verschiedenen Berufen beleuchtet.

NachDenkSeiten - Die kritische Website

„Für Sarrazin wie seine Parteigänger aus allen Parteien sind Leistungsträger nicht Krankenpfleger und Kindergärtnerinnen, sondern Leute mit einem Jahresgehalt von hundert- bis fünfhunderttausend Euro netto, in sozial wertvollen Berufen wie dem des Investmentbankers und seines Insolvenzverwalters. Der bürgerliche Zwangscharakter nämlich verachtet noch als Greis, wundgelegen in seiner Scheiße, den Pfleger, der es zu nichts Besserem gebracht hat als zu seinem Wohltäter.“ (aus Gremlizas Kolumne in KONKRET 11/2009)

Geld macht glücklich!

Zumindest scheint das jetzt das Credo der neuesten Studie der INSM (Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft) zu sein. Die hat nämlich jetzt das Glücksgefühl der Deutschen gemessen und wie es sich für eine anständige neoliberale Vereinigung gehört auch gleich die zum Messen notwendige Messlatte definiert, mit der man „Glück“ quantifizieren kann.

Positiv auf das Glücksgeführ sollen sich folgende Faktoren auswirken (INSM-Messwerte in Anführungszeichen, mein Senf danach):

  1. „Wachstum des Bruttoinlandsproduktes“ – Also ehrlich, ohne hier bei Wikipedia nachzuschlagen könnte ich aus dem Stegreif gar nicht exakt sagen, wie das BIP definiert ist. Und die INSM will mir erzählen, dass dieser Wert mein Glücksgefühl beeinflusst?
  2. „Ungleichheit der Einkommensverteilung“ – Genauso wie die relative Dauer einer Minute davon abhängt auf welcher Seite der Toilettentür man sich befindet dürfte das aus der Einkommensungleichheit generierte Glücksgefühl davon abhängen, auf welcher Seite der Einkiommensschere man sich befindet. Und ich wage die Behauptung, dass der Großteil der Deutschen sich wohl auf der benachteiligten Seite befindet. Denen wird dann natürlich wieder eine Neiddebatte angedichtet wenn sie sich über die Ungleichheit bei den Einkommen beschweren.
  3. „Realisierung gewünschter Arbeitszeit“ – Ach deswegen werden so viele Leute entlassen, ein Versuch sie durch das Erreichen des Wunsches weniger arbeiten zu müssen glücklich zu machen…
  4. „Arbeiten im erlernten Beruf“ – Ja, wer seinen Beruf noch als Berufung und nicht als Belastung empfindet kann hier sicher postive Emotionen erzeugen. Noch schöner wäre es aber bestimmt, wenn man von der Arbeit im erlernten Beruf auch noch leben könte, aber diese Option wurde ja schon vor langem von Hans Werner Sinn als die dümmste Idee des Jahres verneint.
  5. „Chance, eine gleichwertige Stelle zu finden“ – Ja, es würde unter dem Aspekt der freien Wahl des Arbeitsplatzes durchaus positiv anzusehen sein, wenn man diese Chance hätte. Die aktuellen Zahlen aus dem Arbeitsmarkt sprechen aber eine deutlich andere Sprache.
  6. „Jährliches Nettohaushaltseinkommen nach Steuern“ – Sehr seltsam. Eingangs noch mit dem Fachbegriff des BIP um sich geworfen und nun zählt nur noch das Nettohaushaltseinkommen nach Steuern. In der Finanzwelt misst man den Erfolg ja oft als EBIT (Earnings Before Interest & Taxes). Also das Einkommen vor Steuern und Zinsen. Ja, mein Glücksgefühl wäre wahrscheinlich höher, wenn ich nicht einen Teil meines Nettohaushaltseinkommens nach Steuern als Zinsen bezahlen müsste. Und was die Steuern angeht, hier wird unterschwellig wieder suggeriert, dass niedrigere Einkommenssteuern mehr Glücksgefühl erzeugen, dass dieses Einkommen nach Steuern aber dann von Verbrauchssteuern mehr als aufgezehrt wird wird verschwiegen.
  7. „Wohneigentum“ – Ja, ich habe Wohneigentum das bislang noch zu großen Teilen der Bank gehört und weswegen ich die unter Punkt 6 erwähnten Zinsen zahlen darf. Macht mich mein Haus glücklicher? Schwere Frage, kaum aus dem Stegreif zu beantworten.
  8. „Guter Gesundheitszustand“ – Zustimmung, ohne Gesundheit ist alles nichts. Schade nur, dass dieser Punkt in der INSM-Liste ganz hinten steht.

Das Glücksgefühl kann aber auch durch folgende Punkte vermiest werden:

  1. „Arbeitslosenquote der abhängigen ziv. Erwerbspersonen“ -  Was sind abhängige ziv. Erwerbspersonen? Klar kann einem die Arbeislosenquote das Gemüse verhageln, vor allem weil man da schön sieht, wie erpressbar man ist denn die unter Punkt 5 bei den positiven Dingen erwähnte Chance existiert real eben nicht mehr.
  2. „Sorge um den Arbeitsplatz“ – Ist eigentlich kein eigener unabhängiger Punkt. Sondern eben mit der obigen Arbeitslosenquote und der Chance auf einen gleichwertigen Arbeitsplatz gekoppelt. Also eine abhängige Größe die sich wohl mit ein wenig „wissenschaftlichem Brimborium“ durchaus aus den anderen Faktoren errechnen kann. Daher eigentlich als „Messpunkt“ irrelevant.
  3. „Sorge um die finanzielle Sicherheit“ – Womit wir wieder bei der Überschrift sind. Macht Geld glücklich?

Telepolis hat heute auch über diese Studie berichtet und dabei wohl dann Feuer aus Richung der INSM bekommen, anders lassen sich die Zensurvorwürfe aus dem INSM-Watchblog nicht erklären.

Mein Fazit: Geld macht nicht glücklich! Ich bin aber gerne bereit, mich als Versuchsperson zur Verfügung zu stellen um festzustellen, ob mein persönliches Glücks- und Zufriedenheitsgefühl steigt wenn ich mehr Geld habe. Was mich tatsächlich glücklich macht sind meine Familie und meine sozialen Bindungen. Seltsam, dass diese bei einer sozialen Initiative gar keine Beachtung erfahren.