Nochmal Zwangsarbeit

Und diesmal sogar hier in Augsburg. Am nächsten Sonntag ist nicht nur Bundestagswahl sondern auch „Marktsonntag“ in Augsburg. Und damit der Einkäufer am Sonntag auch mal schnell seinen Wintervorrat an Obst und Gemüse einkaufen kann hat die Stadt Augsburg eine Anordnung erlassen, dass alle Stände am Stadtmarkt geöffnet haben müssen.

Widerstand ist zwecklos oder teuer. Wer nicht mitzieht, dem droht eine saftige Geldbuße. Dies hat das städtische Marktamt den Beschickern unmissverständlich mitgeteilt. Über den Stil des Schreibens sind einige Händler noch mehr verärgert als über die Teilnahmepflicht.

Wer sich trotzdem dieser Kommerzveranstaltung verweigert, dem droht ein Bußgeld bis zu 4500 Euro. Für die Marktbeschicker wird sich der Sonntag eventuell kaum lohnen, denn natürlich werden auch alle Kaufhäuser und Einkaufspassagen versuchen, möglichst viele Kunden anzulocken. Noch dazu ist die personelle Ausstattung mancher Marktbuden nicht unbedingt üppig, sprich mit dieser Anordnung werden einige Leute die dort Arbeiten um ihren Feiertag gebracht. An dieser Stelle möchte ich nochmals auf das Zitat von Jean-Jeaques Rouseeau hinweisen, welches ich gestern erwähnt hatte:

Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, daß er tun kan, was er will, sondern daß er nicht tun muß, was er nicht will.

Wenn also einer der Händler auf dem Stadtmarkt statt die zu erwartenden Millionenumsätze zu kassieren lieber seinen Sonntag mit der Familie genießen will, dann gestehe ich ihm diesee Freiheit uneingeschränkt zu. Ich werde ja auch den Sonntag anders verbringen als mit Geldausgeben.

Der Citymanager scheint die Nöte der Marktleute durchaus zu verstehen und erlässt daher folgende Anordnung, äh… folgenden Appell:

Damit sich die Laune der Händler bessert, nimmt Stinglwagner die Besucher in die Pflicht: „Ich möchte einfach mal appellieren, am Marktsonntag unserem schönen Stadtmarkt einen Besuch abzustatten.“

Nein Herr Stinglwagner, ich möchte definitiv nicht von ihnen in die Pflicht genommen werden, oder ist ein Einkaufen auf dme Stadtmarkt mittlerweile auch eine „öffentliche Dienstleistungspflicht“ nach Artikel 12 Abs. 2 GG? Ich mag meine Meinung vielleicht ändern, wenn mich der Herr Citymanager vor dem Besuch des Stadtmarktes mit ein paar hundert Euro ausstattet, aber so empfinde ich diesen Appell eher als Witz.

Oder soll ich jetzt schreiben: Damit sich meine Laune bessert nehme ich alle Bundesbürger in die Pflicht. Nämlich die Pflicht, am nächsten Sonntag statt dem Zelebrieren des Kaufrausches nämlich erstmal der Einladung zur Bundestagswahl zu folgen und seine beiden Kreuze zu machen. Wo die gemacht werden ist mir dabei ganz egal, auch wenn meine Präferenzen sicher nicht bei den Parteien sind die meine Freiheit einschränken wollen. Aber meine Laune könnte sich bei mehr als 90% Wahlbeteiligung wirklich draamatsich verbessern.

Murphy mag Augsburg besonders

Ich hab hier ja schon gelegentlich über das S-Bahn-Chaos in Berlin geschrieben. Jetzt hat Augsburg auch wieder Problme im Nahverkehr. Die Augsburger Allgemeine berichtet heute von Problemen mit der Elektronik in den neuen „Cityflex“-Straßenbahnen des kanadischen Herstellers Bombardier. Auch wenn ich nicht der Experte für Straßenbahnen bin (mein Bruder als Straßenbahn-Fan wäre hier eher geeignet) so erinnere ich mich doch an diverse Highlights von neuangeschafften Straßenbahnen in der Vergangenheit.

  • Die „M-Wagen“ (das waren die mit dem Führerstand auf beiden Seiten) krankten bei ihrer Einführung auch an der Elektronik und den ausfahrbaren Trittstufen die dann doch nicht so ausfahrbar waren. Auch kam es hin und wieder vor, dass so eine Straßenbahn einfach wie ein störrischer Esel auf der Strecke stehen blieb.
  • Dann hatten wir die schönen 42 Meter langen Combinos für die man erst mal die Wartungshallen verlängern mußte und die massive Probleme hatten und wohl immer noch haben.

Jetzt hat man der Hersteller gewechselt und hat schon wieder Probleme. Da stellt sich dem unvoreingenommenen Betrachter doch wirklich langsam die Frage, ob es im 21. Jahrhundert tatsächlich unmöglich ist, eine Straßenbahn zu bauen die einfach funktioniert. Und nicht solche Zicken macht:

Heikel sind vor allem die Türen: Wenn Fahrgäste länger als 50 Sekunden in der Lichtschranke stehen, blockieren die Flügel und lassen sich nicht mehr automatisch schließen. „Der Fahrer muss dann zur Tür gehen und einen Schalter drücken, um die Blockade aufzuheben“, sagt Werkstattleiter Karl Nerb. Das kostet Zeit.

Na bravo. Gerade an Knotenpunkten im Berufsverkehr kann ich mir durchaus vorstellen, dass durch normale Ein- und Aussteigevorgänge die Lichtschranken schon mal für mehr als 50 Sekunden blockiert sind. Oder sind die Augsburger Straßenbahnpassagiere allesamt so lahm?

Es scheint mir fast als hätte Murphy (der Erfinder von „Murphy’s Law“ unser Augsburg ganz besonders ins Herz geschlossen.

Bankenkrise verstößt gegen YouTube-Nutzungsbedingungen

Gerade teilte mir meine Frau mit, dass es wohl nix mit dem neuen Gesellschaftsspiel zu Weihnachten wird. Denn wenn man nun im Artikel „Spieletipp“ das Video anschauen will, dann kriegt man nur folgende Meldung:

Dieses Video wurde aufgrund eines Verstoßes gegen die Nutzungsbedingungen entfernt.

Jetzt stellt sich natürlich die Frage, welche Nutzungsbedingungen denn da mißachtet wurden. Also besuchen wir mal YouTube und schauen nach. Nach ellenlangen Erklärungen was man alles nicht mit dem YouTube-Player machen darf kommt dann auch das Thema Copyright. Das wäre für dieses Video von „Extra 3“ ja die naheliegendste Begründung gewesen, wenn beim NDR nicht diese Anmerkung stehen würde:

Kopieren erwünscht

Der NDR stellt ausgewählte Beiträge des Medienmagazins Zapp und der Satiresendung Extra 3 unter einer sogenannten Creative Commons Lizenz zur Verfügung.

Jetzt kann ich eigenlich nur noch raten und mein Schuß ins Blaue lautet, dass dieses Video wegen des Anprangerns unseres Finanzmarktstabilisierungsgesetztes wohl „political incorrect“ war und entfernt werden mußte..

Grausam

Gerade eben in der Warteschleife für die Anstalt durfte ich 30 Minuten „heute-journal“ genießen. Das hat mich doch gleich motiviert, das Buch „Meinungsmache“ von Albrecht Müller auf die Liste der Bücher zu setzen die ich als nächstes lesen will.

Wenn das eine Nachrichtensendung war, dann hat Deutschland tatsächlich ein gravierendes Problem.

Spieletipp

Nachdem wir uns unzweifelhaft in der Vorweihnachtszeit befinden wird es langsam mal Zeit, sich Gedanken über die Dinge zu machen die man seinen Kindern schenken will. In den Zeiten der Finanz- und Wirtschaftskrise ist das ja nicht ganz einfach, aber auch hier hat die Spieleindustrie die Zeichen der Zeit erkannt und rechzeitig für das Weihnachtsgeschäft ein passendes Spiel entwickelt:

So ganz neu ist die Spielidee ja nicht, aber in den Zeiten des Neoliberalismus funktioniert die Spielidee des ersten Versuches leider nicht mehr, zumindest nicht, wenn man zu den „systemischen“ Spielern gehört.

Gefunden habe ich dies Perle bei Arno und der hats bei Wakeuptoreality gesehen.

Hundeschule

Heute vormittag waren wir mit Lucy in der Hundeschule von Dogmanteam. Dort auf dem Feld beim Flugplatz in Mühlhausen hatte sie sehr viel Spaß und lernte auch ein paar Sachen.

hundeschule1

Die Kinder hatten ebenfalls sehr viel Spaß mit all den Hunden, allerdings war das dann zuviel für Stefan und ich durfte mich mit ihm ins Auto setzen bevor die anderen Hunde unseren herumrennenden Sohn noch für ein Stück Beute halten.

Nächtlicher Räuber

Vorhin wurden wir durch das Scheppern eines Blechnapfes auf einen hungrigen Räuber in unserem Haus aufmerksam:

lucy-nacht

Unsere Lucy hatte wohl noch Hunger und da die Küchentür offenstand versorgte sie sich erst mal mit diversen Leckerli aus dem Bestand. Auch im Hintergrund oben links liegt noch eine Tüte mit Leckerli, sauber aufgebissen.

Als ich dann runter ging um nach dem Rechten zu sehen erwartete sie mich schwanzwedelnd und wollte erst mal ein paar Kuscheleinheiten. Dann durften wir nochmal in die stürmische Nacht hinaus um uns ein wenig die Füße zu vertreten.

Jetzt liegt sie hier oben gemütlich im Arbeitszimmer und spielt das unschuldige Hündchen.

Pandemie der Proftg(e)ier

Der folgende Artikel kam gerade via Mail rein:

Auf der Erde sterben jedes Jahr 2 Mio. Menschen an der Malaria, die ganz einfach durch ein Moskitonetz geschützt werden könnten. Und den Nachrichten ist es keine Zeile wert.

Auf der Erde sterben jedes Jahr 2 Mio. Mädchen und Jungen an Durchfallerkrankungen, die mit einer isotonischen Salzlösung im Wert von ca. 40 Rappen behandelt werden könnten. Und den Nachrichten ist es keine Zeile wert.

Die Masern, Lungenentzündungen und andere, mit relativ preiswerten Impfstoffen heilbare Krankheiten rufen jedes Jahr bei fast 10 Mio. Menschen den Tod hervor.Und den Nachrichten ist es keine Zeile wert.

Aber als vor einigen Jahren die famose „Vogelgrippe“ ausbrach, überfluteten uns die globalen Informationssysteme mit Nachrichten. Mengen an Tinte wurden verbraucht und beängstigende Alarmsignale ausgegeben.

Eine Epidemie, die gefährlichste von allen!
Eine Pandemie!

Die Rede von der schrecklichen Krankheit der Hühner ging um den Globus. Und trotz alledem, die Vogelgrippe hatte weltweit „nur“ 250 Menschen zu beklagen. 250 Menschen in zehn Jahren, das ist ein Mittel von 25 Menschen pro Jahr. Die normale Grippe tötet jährlich weltweit ca. 500.000 Menschen.

Eine halbe Million gegen 25.

Einen Moment mal. Warum wird ein solcher Rummel um die Vogelgrippe veranstaltet?

Etwa weil es hinter diesen Hühnern einen „Hahn“ gibt, einen Hahn mit gefährlichen Spornen. Der transnationale Pharmariese Roche hat von seinem famosen Tamiflu zig Millionen Dosen alleine in den asiatischen Ländern verkauft.

Obgleich Tamiflu von zweifelhafter Wirksamkeit ist, hat die britische Regierung 14 Mio. Dosen zur Vorsorge für die Bevölkerung gekauft. Die Vogelgrippe hat Roche und Relenza, den beiden Herstellern der antiviralen Produkte milliardenschwere Gewinne eingespült.

Zuerst mit den Hühnern, jetzt mit den Schweinen.
Ja, jetzt beginnt die Hysterie um die Schweinegrippe. Und alle Nachrichtensender der Erde reden nur noch davon.
Jetzt redet niemand mehr von der ökonomischen Krise, den sich wie Geschwüre ausbreitenden Kriegen oder denGefolterten von Guantanamo. Nur die Schweingrippe, die Grippe der Schweine?
Und ich frage mich, wenn es hinter den Hühnern einen grossen Hahn gab, gibt es hinter den Schweinen ein „grosses Schwein“?

Was sagt ein Verantwortlicher der Roche dazu. „Wir sind sehr besorgt um diese Epidemie, soviel Leid, darum werden wir das wundervolle Tamiflu zum Verkauf anbieten.“
Und zu welchem Preis verkaufen sie das wunderbare Tamiflu?  OK, wir haben es gesehen. 50 US$ das Päckchen.  50 US$ für dieses Schächtelchen Tabletten?

Verstehen Sie doch meine Dame, die Wunder werden teuer bezahlt. Das, was ich verstehe ist, dass diese multinationalen Konzerne einen guten Gewinn mit dem Leid der Menschen machen.
Die nordamerikanische Firma Gilead Sciences hält das Patent für Tamiflu.
Der grösste Aktionär dieser Firma ist niemand weniger als die verhängnisvolle Person, Donald Rumsfeld, der frühere Verteidigungsminister der US-Administration George W. Bushs, der Urheber des Irak-Krieges. Die Aktionäre von Roche und Relenza reiben sich die Hände, sie sind glücklich über die neuen Millionen-Gewinne mit dem zweifelhaften Tamiflu.

Die wirkliche Pandemie ist die Gier, die enormen Gewinne dieser „Gesundheitssöldner“.

Wir sind nicht gegen die zu treffenden Vorbeugemassnahmen der einzelnen Staaten. Aber wenn die Schweingrippe eine so schreckliche Pandemie ist, wie sie von den Medien angekündigt wurde, wenn die Weltgesundheitsorganisation so besorgt ist, um diese Krankheit, warum wird sie dann nicht zum Weltgesundheitsproblem erklärt und die Herstellung von Generika erlaubt, um sie zu bekämpfen? Das Aufheben der Patente von Roche und Relenza und die kostenlose Verteilung von Generika in allen Ländern, die sie benötigen, besonders in den ärmeren, wäre die beste Lösung.

Aus der mexikanischen Tageszeitung „La Jornada“

Abmahnwahn

Zur Zeit haben wir ja wieder einige Abmahnungen in der Blogsphäre weil Leute ihre Meinung über Sportartikelherstellerlogos kund tun oder weil man aufdeckt, dass Callcenter sich kaum um das geltende Recht scheren.

Aber auch der gewerbetreibende Verkäufer der seinen kleinen Shop bei Ebay oder Amazon betreibt kann über beliebig viele Fallstricke stolpern. Dank dem Law Blog haben wir nun eine Liste mit 270 Abmahngründen für Webshops. Wenn man diese Liste sieht vergeht einem normal denkenden Menschen doch jede Lust einen Webshop zu betreiben.

Na ja, immerhin scheint der finanzielle Gau für Trainer Baade abgewendet zu sein da sich der Sportbekleidungshersteller Jako nun um Begrenzung des Image-Schadens bemüht. Trotzdem bin ich der Ansicht, dass das Deutsche Abmahnwesen hier eher ein Unwesen ist welches arglose Existenzgründer sehr leicht ihrer Existenzgrundlage berauben kann.

Die Hoffnung, dass sich mit der Bundestagswahl was ändern wird ist allerdings minimal, denn die meisten Politiker sind auch Juristen und werden wohl dafür sorgen, dass ihre abmahnfreudigen Kollegen nicht ohne „legalen“ Broterwerb bleiben.

Bleibt also nur zu hoffen, dass es noch viel mehr Abmahnfälle gibt die jede Menge Aufmerksamkeit bekommen. Vielleicht kann man so einen Hebel finden um dieses „legalisierte Raubrittertum“ abzuschaffen, denn in meinen Augen ist es schon mit einer gewissen Heimtücke verbunden zunächst schwer verständliche Gesetze zu formulieren und dann Leute die aus Unwissenheit dagegen verstoßen sofort massiv zur Kasse zu bitten. Wobei die Methoden die dann angewendet werden (Androhung von hohen Prozesskosten wegen astronomischer Streitwerte) durchaus auch als Nötigung angesehen werden könnten.

Links für 2009-09-02

Heute wieder nur mal ein paar Links. Unser neuer Hausgenosse Lucy hält uns ein wenig auf Trab, da fehlt dann fast die Zeit zum Bloggen.