Aus für MammaNetz

Leider kein Aprilscherz, was da heute in der Zeitung steht. Das MammaNetz, eine Anlaufstelle zur Betreuung von Frauen mit Brustkrebs muss zum Jahresende aufgeben:

Es ist eine Diagnose, die schockiert und Angst macht: Brustkrebs. 57 000 Frauen bekommen sie jedes Jahr in Deutschland gestellt. Was sie danach brauchen, ist kompetenter Rat. In Augsburg bekamen sie ihn bei mammaNetz: Die Begleitstelle für Frauen mit Brustkrebs betreute jedes Jahr über 200 Patientinnen – zwölf Monate lang, von der Diagnose bis zur Nachsorge. Ende 2010 ist nun Schluss: mammaNetz muss die Arbeit einstellen, weil Geld fehlt.

Auch wenn ich keine Frau bin und daher wohl nie Bedarf an den Beratungen haben finde ich es sehr traurig dass so ein sinnvolles und in meinen Augen notwendiges Angebot mangels Geld eingestellt wird.

Natürlich kann man argumentieren, dass so ein Angebot medizinisch nicht unbedingt notwendig ist. Aber wenn man sich mal in die Situation der Betroffenen hineinversetzt, dann dürften diese sehr froh um so ein Angebot sein. Gerade gestern habe ich in dem Buch das ich gerade lese („Switch: How to change things when change is hard“) über ein Projekt in Kalifornien gelesen bei dem man für Frauen mit Brustkrebsverdacht eine zentrale Anlaufstelle hat und das Ziel, dass die dort ankommende Patientin alle notwenidgen Untersuchungen in einem Gebäude bekommt und am selben Tag noch eine Diagnose. Das erspart der Patientin ständig neue Termine mit irgendwelchen Fachärzten ausmachen zu müssen und dann Tage und wochenlang auf die Diagnose warten zu müssen.

MammaNetz hatte zwar eine andere Zielsetzung aber war eben ein integraler Bestandteil in der Nachsorge. Wenn das nun wegfällt, dann fehlt einfach ein soziales Angebot, sprich das soziale Leben wird wieder um einen wichtigen Aspekt beschnitten. Aber Hauptsache man kann die nächste Gesundheitsreform mit Kopfpauschale ausrufen oder mit viel mehr Geld irgendwelche maroden Banken aus der Patsche helfen. Manchmal denke ich, die Prioritäten in unserem Land sind massiv falsch sortiert.

Sandkastenspiele

Duckhome hat heute einen sehr anschaulichen Artikel über die Vermögensverteilung in Deutschland. Stellt Euch einfach mal vor, ihr würdet 82 Millionen Sandkörner auf die berühmte „grüne Wiese“ fallen lassen. Es werden welche unten sein und welche weiter oben. Der so entstandene Sandhügel stellt ein recht anschauliches Modell für die statistische Normalverteilung dar, die sogenannte Glockenkurve nach Gauss. Aber wer hätte gedacht, dass das Modell das die reale Verteilung der Vermögen in Deutschland wiederspiegelt dann doch mehr einem Elfenbeinturm gleicht..?

Gefunden habe ich das über die NachDenkSeiten und ich finde es so gut, dass ich es hier einfach verlinken muss. Ganz unabhängig von irgend einer Neiddebatte müsste bei diesem anschaulichen Modell jetzt jedem vernünftigen Menschen klar werden, dass dieses System über kurz oder lang zusammenbrechen wird. Oder hat jemand schon mal am Strand eine Sandburg gesehen die ähnlich aussieht?

Die Arbeitskosten steigen

So lautet der Tenor verschiedener Artikel die in den letzten Tagen durch die Medien geistern. Das ganze ist meiner Meinung nach aber nur „angewandte Mathematik“. Hierzu gucken wir mal in den Online-Artikel bei der Augsburger Allgemeinen:

Die Arbeitskosten in Deutschland sind im Rezessionsjahr 2009 deutlich gestiegen. Grund ist die verbreitete Kurzarbeit. In der Privatwirtschaft kostete eine geleistete Arbeitsstunde die Arbeitgeber im Schnitt 30,90 Euro, berichtet das Statistische Bundesamt. Viele Unternehmen drosselten ihre Produktion, reduzierten Überstunden und setzten auf Kurzarbeit, um ihre Mitarbeiter nicht entlassen zu müssen.

Was heißt das im Klartext? Arbeitskosten kalkulieren sich stark vereinfacht als:

Arbeitskosten = Lohnkosten + Infrastrukturkosten

Das was ich unter Infrastrukturkosten führe ist sozsagen der Arbeitsplatz, also die Miete fürs Büro, der Schreibtisch, der Computer, das Werkzeug usw. Diese Arbeitskosten können auch gut ins Geld gehen und je nachdem was da für ein Aufwand getrieben wird locker genauso hoch sein wie die Lohnkosten.

Wenn ich jetzt 4 Wochen a 40 Stunden arbeite, dann sind das 160 Stunden für die der Arbeitgeber Lohnkosten zahlt. Nehmen wir mal einen Stundenlohn von 10 Euro an, dann sind das 1600 Euro Lohnkosten. Wie gesagt grob vereinfacht. Dann setzen wir mal die Infrastrukturkosten auf ebenfalls 1600 Euro fest, also sind die Arbeitskosten im Monat 3200 Euro oder eben in Arbeitskosten ausgedrückt kostet eine Arbeitsstunde 20 Euro.

Jetzt kommt Kurzarbeit, der Mitarbeiter arbeitet 10% weniger. Also macht er nur noch 144 Stunden und dafür entstehen dann 1440 Euro Lohnkosten. Zusammen mit den unveränderten 1600 Euro für die Infrastruktur bedeutet das, dass die monatlichen Arbeitskosten 3040 Euro sind und das bei nur 144 Stunden. Die Arbeitskosten für eine Stunde sind daher 3040/144 Euro oder eben 21,11 Euro.

Das ist mathematisch eigentlich so trivial dasss man sich wundert, dass so etwas die Top-Schlagzeile auf der Titelseite einer Zeitung ist. Also fragt man sich, welche Absicht da wohl dahinter steckt. Könnte es vielleicht sein, dass man mit solchen Schreckensmeldungen über gestiegene Arbeitskosten die Leute wieder zu mehr Lohnzurückhaltung „motivieren“ will damit Deutschland nichts an seiner Wettbewerbsfähigkeit einbüßt? Meinetwegen müssen wir nicht jedes Jahr Export-Weltmeister werden, denn unser Handelsbilanzüberschuss ist das Defizit des Auslandes und wo das endet sieht man aktuell bei z.B. Griechenland.

Einen interessanten Artikel zum Thema „gestiegene Arbeitskosten“ gibt es auch auf den NachDenkSeiten.

NachDenkSeiten - Die kritische Website

Frühjahrsputz

Nachdem unser Hund intensiv nach Hund geduftet hat war es heute Zeit für ein Bad:

So ganz zufrieden war Lucy aber mit ihrem neuen Duft vom Hundeshampoo dann doch nicht. Sie hat sich auf jeden Fall nach dem Bad heftig geleckt um diesen Geruch wieder los zu werden. Aber wenigstens ist ihr Fell jetzt wieder samtweich.

Die nächste Finanzkrise trifft uns nicht

Steht so jedenfalls heute auf der Titelseite unserer Zeitung. Die Banken müssen jetzt einen Topf einrichten in der sie dann sozusagen einen Notgroschen bereitstellen um bei der nächsten Krise dann sich selbst zu helfen. Pro Jahr sollen so 1,2 Milliarden Euro zusammenkommen.

Aber hallo! An der Stelle frage ich mich ernsthaft ob die liebe Politik uns mit so einer Maßnahme total für blöd verkaufen will. 1,2 Milliarden Euro pro Jahr als „Notgroschen“. Gucken wir mal an was die Hypo Real Estate für ihre Rettung benötigt hat, dann müssen die Banken schon mal über 100 Jahre sparen um so eine Schieflage abzufedern. Und wenn wir uns dann an den Bankenrettungsfonds mit 480 Milliarden Euro erinnern, dann sollte auch dem dümmsten aller Politiker (ich will hier ja keine Namen nennen) klar sein, dass dieser Bankenfond bestenfalls ein Tropfen auf den heißen Stein ist.

Solange auf diesem Planeten das tägliche Volumen für Finanztransaktionen zu mehr als 97 Prozent auf Spekulation besteht und bestenfalls 3 Prozent der Summe tatsächliche Waren oder Dienstleistungen entgegenstehen ist Hopfen und Malz verloren. Da hilft auch kein wie auch immer gearteter Fond, da hilft eigentlich nur das Verbieten von hochriskanten Spekulationsgeschäften oder diese mit einer so deftigen Steuer zu belegen, dass sie ihren Reiz verlieren. Alles andere ist reiner Alibi-Aktionismus und schützt uns nicht vor der nächsten Rechnung aus dem Casino.

Godwins Law und die Geistlichkeit

Telepolis berichtet heute über den Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller der die aktuelle Berichterstattung über die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche mit der kirchenfeindlichen Haltung des Nazi-Regimes vergleicht. Also wieder ein klassischer Fall von Godwins Law und der letzte „Geistliche“, unser Bruder Barnabas vom Nockherberg musste nach dem Vergleich dann seinen Hut nehmen.

Nein, einen Rücktritt des Bischofs will ich gar nicht fordern, wohl aber eine nüchterne Debatte mit dem Unfassbaren, auch wenn es noch so unangenehm ist. Ein Ungenannter sieht in Müllers Äußerung die Geisteshaltung der Kirche. Interessant ist in diesem Zusammenhang auf jeden Fall der Wikipedia-Artikel über das songeannte Schutzalter:

In Malta und der Vatikanstadt liegt das Schutzalter bei 12 Jahren…

Ich selbst habe in den letzten Tagen öfter mal verwundert geguckt, beispielsweise bei der Äußerung des Münchner Bischofs Marx, dass man eine Meldepflicht für Missbrauchsfälle fordert. Hier hat die Kirche wohl vom Staat einen Persilschein in §139 StGB bekommen der jetzt erst mal verhindert, dass diese Missbrauchsfälle öffentlich werden:

(2) Ein Geistlicher ist nicht verpflichtet anzuzeigen, was ihm in seiner Eigenschaft als Seelsorger anvertraut worden ist.

Wenn also der Dorfpriester seine Verfehlungen beim Bischof beichtet, dann muss dieser das nicht dem Staatsanwalt erzählen. Ja, ich verstehe durchaus den Sinn dieses Paragraphen, aber wenn ich an den letzten Sommer und die Schlachten um das Zugangserschwerungsgesetz denke, dann müsste ich jetzt eigentlich auch nur laut rufen „Die Kirche darf kein rechtsfreier Raum sein!“.

Der Regensburger Bischof täte also gut daran, wenn er jetzt nicht einen auf „verfolgtes Opfer“machen würde. Niemand will die Kirche diffamieren und ich habe sehr viel Respekt vor dem recht auf freie Religionsausübung und werde sicherlich nicht wegen des Fehlverhaltens von Priestern die ganze Organisation verdammen, aber ich erwarte dann auch, dass die Organisation diese Fälle nicht zu vertuschen versucht sondern eben die notwendigen Konsequenzen zieht.

Es ist auch müßig darüber zu disktutieren ob das Zölibat daran schuld ist oder nicht, denn letztlich geht es um den Missbrauch von Kindern und der Priester der gegen das Zölibat verstoßen will hätte auch andere Möglichkeiten dies zu tun ohne dass Kinder dabei zu Schaden kommen.

Frühling!

Pünktlich zum kalendarischen Frühlingsanfang regt sich der Frühling auch in unserem Garten. Das Bild links zeigt die Alpenveilchen Krokusse (wie Cristina sagt), die wir unter dem Apfelbaum gepflanzt haben. Mit dem Beginn der Gartensaison musste ich auch erst mal die Schaukel der Kinder wieder generalüberholen. Das bedeutete letztlich zwei neue Schaukelbretter und ein wenig Verbeserung bei der Schaukelaufhängung. Der fehlte es nämlich an der nötigen Reibung und so bewegte sich der Metallring immer wieder um den Querbalken was mit Gequietsche und mechanischer Beanspruchung einherging. Ich habe daher im Sportartikelgeschäft ein Gummiband für Gymnastik besorgt und das ein wenig zweckentfremdet. Das ist nun unter den Metallringen um den Querbalken gewickelt und sorgt dafür, dass der Ring nicht mehr so umarbeiten kann. Die Schaukelei ist jetzt auch viel ruhiger, zumindest was das mechanische Geräusch angeht. Der Hauptnutzer der Schaukel hingegen freut sich lautstark dass der Regen der ihm die Schaukelei am Anfang vermiest hat nun wieder der Sonne gewichen ist.

Im Vorgarten kommen die Krokusse raus wie man auf dem Bild rechts sieht.Wir haben dann gestern ein paar Buxus als Beeteinfassung im Vorgarten gepflanzt und den Lavendelstrauch wieder bis fast Bodenniveau runtergeschnitten. Am nächsten Wochende droht dann im Garten wieder viel Arbeit, denn die Beete wollen gepflegt werden und die Spuren des Winters müssen noch beseitigt werden. Irgendwann werde ich dann auch wieder die Terasse mit dem Hochdruckreiniger abspritzen und die Gartenmöbel aufbauen und dann kann die Freiluftsaison endgültig beginnen. Sogar Lucy geht jetzt hin und wieder in den Garten zum Sonnen.

Die Irrtümer des Professors Heinsohn

Gestern abend las ich über den Gastbeitrag des Professors Heinsohn in der FAZ und ich war zutiefst erschüttert, dass ein Soziologe so etwas schreibt. Heute nacht habe ich trotz Aufmunterung durch die Anstalt im ZDF sehr schlecht geschlafen und mein Blutdruck war heute morgen im suboptimalen Bereich. Trotzdem fühle ich die Verpflichtung mich nochmals mit dem Geschreibsel des Herrn Professors zu befassen und seinen seltsamen Aussagen die notwendigen Argumente entgegenzusetzen. Ich will dabei versuchen, so sachlich wie möglich zu bleiben, auch wenn mein Zorn angesichts dieses Beitrages immer noch kocht.

Beginnen tut der Profesor mit einem Schreckenszenario in dem er von 100 notwendigen Geburten erzählt die nur zu 65 Prozent überhaupt gemacht werden. Und dass 15 dieser Kinder dann nicht „ausbildungsreif“ sind, 10 das Land verlassen und die 40 erforderlichen Nachwuchskräfte entmutigt werden in Deutschland zu bleiben. Und dann schwingt der Professor sich zum Propheten auf:

Im Jahr 2060 wird es statt heute 81 nur noch 65 Millionen Menschen in Deutschland geben; das Durchschnittsalter steigt von 44 auf 54 Jahre. Nach realistischen Szenarien werden 2060 nur noch 30 Millionen Menschen im Alter zwischen 24 und 65 Jahren stehen. Diese müssen 22 Millionen Alte sowie 13 Millionen Junge versorgen. Selbst wenn alle Bürger im erwerbsfähigen Alter arbeiten würden, müssten dann 100 Verdiener für knapp 120 Nichtverdiener aufkommen.

An dieser Stelle frage ich mich dann, welche magische Glaskugel der Professor hat um 50 Jahre in die Zukunft zu sehen. 50 Jahre sind verdammt viel, ich selbst war vor 50 Jahren noch nicht mal in der Planung bei meinen Eltern und wenn wir nur mal überlegen, was die Experten noch vor einem Jahr für Schreckenszenarios über die Schweinegrippe an die Wand malten und was dann tatsächlich passiert ist, dann erscheinen Prognosen wie die Zustände in 50 Jahren sein werden als reine Phantasiegebilde. Wenn es um solche Vorhersagen geht, dann fällt mir immer Volker Pispers ein (Video, ab 5:15 genau hingucken).

Weiter im Text. Der Professor prognostiziert dann munter weiter und sieht eine demographische Zukunft nur bei den „Bildungsfernen“ die er dann auch direkt mit Hartz-IV assoziiert. Und schon guckt er wieder in seine Glaskugel:

Deshalb steht zu befürchten, dass in einigen Jahrzehnten weit mehr als ein Viertel der Menschen in eine Hightech-Gesellschaft mit ihren hohen Qualifikationsanforderungen nicht passt.

Hier wird also ein Zusammenhang zwischen Hartz-IV und dem Nichterfüllen von hohen Qualitätsanforderungen definiert, den ich so nicht nachvollziehen kann. Ich selbst bin auch ein „Arbeiterkind“ und in der 7. Klasse Gymnasium wurde mir damals von den Pädagogen prognostiziert, dass ich „zu blöd für die Hilfschule“ wäre und das Jahreszeugnis das ich damals bekam reichte für drei mal Durchfallen. Trotzdem bin ich heute hochbezahlter Computerspezialist und erfülle wohl die hohen Qualitätsanforderungen der Hightech-Gesellschaft.

Kinder bereits während ihrer Kindheit als „bildungsfern“ und „erfüllt später nicht die Qualitätsanforderungen“ abzustempeln so wie es der Professor hier tut entspricht keineswegs dem Grundgedanken den die Verfasser unseres Grundgesetzes vor mehr als 60 Jahren in Artikel 3 geschrieben haben:

(3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.

Und jetzt kommt dieser Herr daher und maßt sich an, Kinder allein aufgrund ihrer Herkunft (in Hartz-IV-Familien) zu diskriminieren.

Und weil unser eigener Nachwuchs ja so dämlich ist schlägt der Professor dann die qualifizierte Einwanderung von „skilled immigrants“ vor. Dann merkt er aber, dass die Kinder mit Migrationshintergrund es mit dem deutschen Bildungssystem wohl sehr schwer haben und analysiert auch ganz flugs die Ursache für dieses Problem:

Deutschland rekrutiert seine Einwanderer vorrangig nicht aus Eliten, sondern aus den Niedrigleistern des Auslands, weshalb man eben nur etwa 5 Prozent qualifizierte Einwanderer gewinnt. Und deren Nachwuchs schleppt die Bildungsschwäche weiter.

Tja, dumm gelaufen. Aber anstatt über das „schlechte Material“ zu mosern könnte man ja auch mal überlegen, welche Maßnahmen es braucht um diesen Leuten tatsächlich zu helfen. Aber von solchen sozialpolitischen Überlegungen ist der Herr Soziologe natürlich meilenweit entfernt.Statt dessen kritisiert er die deutsche Politik:

Die deutsche politische Führung scheint fest entschlossen, weiter auf dem erfolglosen, immer teurer werdenden Weg der verfehlten Einwanderungs- und Sozialpolitik zu gehen.

Dann beschreibt er die Studien eines amerikanischen Politologen der sagt, „Mehr Geld vermehrt Armut“. Viel besser wäre es den amerikanischen Weg zu gehen, also die Sozialhilfe auf 5 Jahre zu begrenzen. Und am Beispiel USA dann ein paar Zahlen:

Bezogen vor der Reform 12,2 Millionen amerikanische Bürger Sozialhilfe, so waren es 2005 nur noch 4,5 Millionen. Die Frauen der Unterschicht betrieben nun Geburtenkontrolle. So sank die Zahl der „welfare mothers“ drastisch, ebenso die Kriminalität der Söhne dieses Milieus.

Man beachte: Diese Zahlen beschreiben die sinkende Anzahl der Sozialhilfeempfänger was bei einer zeitlichen Limitierung der Sozialhilfe mathematisch einfach die Schlußfolgerung ist: Irgendwann fallen genügend aus der Sozialhilfe raus. Ob diese per Formel entsorgten „Karteileichen“ dann tatsächlich genügend zum Leben haben oder eher nicht wird hier nicht untersucht! So berichtet die Berliner Umschau vom 10. März dass im Dezember 2009 insgesammt 39 Millionen Amerikaner Lebensmittelmarken erhielten.

Nun schwenkt der Professor zurück nach Deutschland. 1,7 Millionen Kinder leben von Sozialhilfe, also sozusagen 20% der Babies sind von Steuergeldern finanziert. Ja, das ist ein Armutszeugnis für unser Land, aber es ist wohl nicht die Schuld der Kinder, dass ihre Eltern nicht genügend Geld verdienen um ohne Sozialhilfe überleben zu können.

Dann geht der Professor wieder auf Bildzeitungsniveau runter:

Solange die Regierung das Recht auf Kinder als Recht auf beliebig viel öffentlich zu finanzierenden Nachwuchs auslegt, werden Frauen der Unterschicht ihre Schwangerschaften als Kapital ansehen.

Vielleicht sollte sich der Herr Professor einmal den Artikel 6 Grundgesetz zu Gemüte führen:

(4) Jede Mutter hat Anspruch auf den Schutz und die Fürsorge der Gemeinschaft.

Es ist also keine „Auslegungssache der Regierung“ sondern eines der Grundrechte auf denen dieser Staat basiert. Weiter geht es mit dem neoliberalen Reformprogramm des Professors:

Allein eine Reform hin zu einer Sozialnotversicherung mit einer Begrenzung der Auszahlungen auf fünf Jahre statt lebenslanger Alimentierung würde wirken – nicht anders als in Amerika.

Man beachte das „Allein“, auch bekannt als TINA (There Is No Alternative). Ja, es würde wirken und sicher nicht anders als in Amerika. Also statt lebenslang Hartz IV nur noch 5 Jahre Sozialhilfe und dann drucken wir halt auch wieder Lebensmittelmarken und die Caritas darf in jedem Stadtteil Suppenküchen öffnen um die Armen die dann auch in keiner Statistik mehr geführt werden zu verköstigen.

Eine solche Umwandlung des Sozialstaats würde auch die Einwanderung in die Transfersysteme beenden. Deutschland könnte dann im Wettbewerb um ausländische Talente mitspielen, um seinen demographischen Niedergang zu bremsen.

Jetzt kommt wieder die Keule mit dem demographischen Niedergang der ja nur aufzuhalten sei wenn Deutschland „skilled immigrants“ bekommen würde statt weiterer Empfänger von Sozialhilfe. Die Frage die sich der Professor hier stellen sollte wäre aber, ob jemand in ein Land einwandern will in dem ein signifikanter Prozentsatz der Bevölkerung arm ist und ohne staatliche Hilfe und Fürsorge dasteht. Ein Land in dem die sozialen Spannungen aufgrund des Ungleichgewichtes extrem sind und sich durchaus auch explosionsartig entladen können.

Nein Herr Professor. Wir brauchen keine weitere Beschneidung der Sozialsysteme sondern vielmehr ein System in dem Kinder nicht schon vor Schulbeginn als „nicht ausbildungsfähig“ klassifiziert werden sondern eher die notwendige Förderung erhalten um trotz ungünstiger Startposition im Leben trotzdem einen Erfolg zu haben.

Und nebenbei bemerkt, der Wert eines Menschen bemisst sich nicht daran, ob dieser zu den sogenannten Leistungsträgern gehört nicht. Auch das haben die Verfasser des Grundgesetzes schon gewusst als sie Artikel 1 niederschrieben:

(1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.

Aber das wird ein Professor Heinsohn in seiner Ideologie wohl nicht verstehen…

Ich bin entsetzt!

Ganz ehrlich, das wir in Deutschland mittlerweile wieder so weit sind hätte ich nicht gedacht. Aufmerksam wurde ich auf diesen „Gastkommentar“ durch diesen Artikel auf Telepolis. So etwas im deutschen Nachrichten-Mainstream (laut den Kommentaren bei Heise hat das auch Bild heute in der Printausgabe gehabt) ist genau das was ich schon immer befürchtet habe. Während die Politik medienwirksam bei jeder Gelegenehit mahnt dass so etwas wie im dritten Reich nie mehr passieren darf schreiben unsere sogenannten „Experten“ jetzt schon das Drehbuch für das nächste Reich des Schreckens. Wie der Autor bei Heise schon beschrieben hat erfüllt dieser „Gastkommentar“ wohl den Straftabestand der Volksverhetzung.

So ein Artikel ist aber auch ein Prüfstein für unsere Demokratie. Denn auch wenn ich diesen „Gastkommentar“ für absolut abscheulich und verachtenswert halte, so muss ich dem Professor doch auch sein Recht auf freie Meinungsäußerung zugestehen. Und ja, in gewisser Weise bin ich sogar froh, dass er diesen Kommentar veröffentlicht hat, denn das gibt der aktuellen Sozialdiskussion einen ganz neuen Geschmack. Und es zeigt deutlich, das wir weiterhin wachseim sein müssen und vor diesen neoliberalen Schwachköpfen eine Front erreichten müssen die diese nicht niederreißen können.

Was macht eigentlich mein Blutdruck?

Nachdem der Beginn der täglichen Messerei jetzt gut 2 Monate her ist wird es Zeit, mal wieder zu gucken, wie sich der Blutdruck nach Einnahme von Amlodipin verändert hat. Die aktuelle Graphik sieht so aus:

Und schon sehen wir das Problem. Bei knapp 120 Messwerten wird so ein Graph schon sehr unübersichtlich. Klar, die Tendenz in die gesundheitlich richtige Richtung kann man daraus schon ablesen, aber je mehr Daten da im Plot landen umso unübersichtlicher wird er werden. Zeit also, die Daten ein wenig einzugrenzen. Dazu habe ich mir in R eine einfache Funktion definiert, die die Datenwerte auf die „letzten x Werte“ beschränkt. Also z.B. die letzten 60 Werte, dann deckt man bei zwei Blutdruckmessungen pro Tag ungefähr einen Monat ab.

Zudem stellt sich die Frage, was mich wirklich interessiert. Das ist z.B. die Frage, wie oft sich der Blutdruck in bestimmten Bereichen befunden hat. Also die klassische Aufgabe für einen Histogramm-Plot. Oder derer zwei weil wir ja zwei Werte kontrollieren wollen. In R ist das ganz einfach, das „schwierigste Problem“ war rauszufinden, wie ich zwei Graphen in ein Bild kriege (hier lautet die Lösung par(mfcol=c(rows,colums)) ). Das Histogramm der letzten 60 Messungen sieht momentan so aus:

Und hey, mit diesen Werten bin ich aktuell durchaus zufrieden. der hohe Dia-Wert ist weg und es bewegt sich in Bereichen die für mein Alter durchaus akzeptabel sind.