Die Kanzlerin und das Vorstellungsvermögen

Diese Woche gab es ja die Regierungserklärung der Kanzlerin zum Krieg in Afghanistan. Und was musste ich da dann lesen?

Merkel warb zugleich um Verständnis für den schwierigen Einsatz der Soldaten. Sie stünden zum Teil «in Extremsituationen, die wir uns in Deutschland kaum oder gar nicht vorstellen können».

Nein Frau Merkel, hier muss ich massiv widersprechen. Obwohl ich zu den Kriegsdienstverweigerern gehöre kann ich mir sehr wohl vorstellen, wie es für einen Soldaten sein muss wenn das Geballer um ihn rum nicht nur Manöver ist sondern ihm echte Munition um die Ohren fliegt und man versucht ihn zu töten. Und ich kann mir auch vorstellen, wie nervös mancher Wachhabende ist wenn drei seiner Kameraden am Vortag gestorben sind und er sich dann selbst in einer Situation wiederfindet in der er entweder schießt und in Kauf nimmt, damit eventuell Unschuldige zu töten oder selbst getötet zu werden wenn der Wagen der da nicht auf die Signale reagiert eben doch von Attentätern besetzt ist.

Und dank Wikileaks und dem Video aus dem Irak-Krieg von 2007 kann ich mir auch sehr gut vorstellen, wie es aussieht, wenn eine technisch überlegene Streitmacht Leute wie bei Moorhuhn niedermetzelt.

Wenn Frau Merkel der Meinung ist, den Deutschen fehle es am Vorstellungsvermögen, dann möge sie vielleicht mal überlegen woran das liegen könnte? Vielleicht sollte man ehrlich über das berichten was täglich in Afghanistan passiert und bei uns verschwiegen wird oder halt der Berichterstattung über ein paar Aschewolken geopfert wird. Aber klar, so eine „unvorstellbare Extremsituation“ rechtfertigt natürlich alles. Auch dass wir uns an einem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg beteiligen der sowieso nicht zu gewinnen ist und nur den Intressen des transatlantischen Verbündeten dient.