Pleitegeier über der Akropolis

Griechenland ist pleite. Das Land bittet jetzt um Finanzhilfen aus der EU und die Presse überschlägt sich mit schlauen Kommentaren. Die Schlagzeile der Bildzeitung die ich heute irgendwo liegen sah war „Jetzt wollen die Griechen unser Geld“. Und in der Augsburger Allgemeinen kann man lesen: „Merkel: Athen muß sich die Hilfe erst verdienen“.

Na wie bescheuert ist das denn? Liebe Bildzeitungsleser, man könnte es auch so formulieren, dass die Griechen jetzt einen Teil des Geldes wieder haben möchten den sie im Laden des „Exportweltmeisters“ Deutschland gelassen haben. Eine sinnvolle Maßnahme um den unseligen Außenhandelsüberschuß in Deutschland abzubauen, denn eine Währungsunion kann eigentlich nur richtig funktionieren, wenn alle Mitglieder eine mehr oder weniger ausgeglichene Bilanz haben. Flassbeck kann das genauer erklären als ich.

Und wenn ich das Gejammer sehe, dass die Politik nun um die möglicherweise 8,4 Milliarden Euro macht, die man an Griechenland zur Hilfe überweisen muß, dann habe ich ein sonderbares DejaVu. Ich denke mich erinnern zu können, dass vor noch nicht allzu langer Zeit ein deutscher Finanzminister problemlos und ohne lange zu fackeln mehr als 10 Milliarden Euro in eine Bank namens IKB pumpen konnte ohne dass ihm einer eine Strick daraus gedreht hat. Und als dann die Hypo Real Estate „systemrelevant“ wurde erhielt die auch mal flugs weit über 100 Milliarden Euro vom Staat.

Wobei die „notleidenden Banken“ letztlich nur das Problem hatten, dass sie sich gnadenlos verzockt hatten und die von ihnen errichteten Luftschlösser dann wie Seifenblasen geplatzt sind. Bei einem Land stelle ich mir in meiner Naivität durchaus vor, dass die Haushaltsausgaben zum Teil eben auch für die sogenannte Daseinsvorsorge fließen, also Investitionen in Infrastruktur und Soziales. Dinge, die ich ohne weiteres als „systemrelevant“ empfinde, ganz im Gegensatz zu irgendwelchen Spekulationsblasen.

Aber klar, Griechenland muss jetzt natürlich die von der „Gemeinschaft“ und vor allem dem IWF verordneten Reformen durchziehen, sonst gibt es keine Kohle. Was dabei rauskommt kann man sehr schön im Buch „Schockstrategie“ von Naomi Klein nachlesen.