Quo vadis libri electronicae?

Sorry für den Latinismus in der Überschrift, Latein war ja eh nie meine Stärke. Aber trotzdem will ich heute mal die Frage stellen, wohin sich der Markt mit den eBooks entwickelt. Und wenn ich mir die Situation so anschaue, dann fürchte ich, dass momentan die Schlacht um den eBook-Markt und die Formate tobt so wie es vor vielen Jahren mal bei den Videorecordern der Fall war.

Lange Zeit im eBook-Geschäft ist Amazon mit seinem Kindle, den es mittlerweile auch schon ohne Buchstabentastatur für unter 100 Euro gibt. Amazon will natürlich dass man seine elektronischen Bücher bei eben Amazon kauft und untestützt daher nativ auf dem Reader nur ein Format, das von anderen eher wenig Beachtung findet.

Im unteren Preissegment wildert mittlerweile auch Hugendubel mit Low-Cost-Readern von TrekStore die für knapp 60 Euro sogar ein Farbdisplay haben. Was allerdings dann auch wieder eine von e-Ink oder e-Paper unterschiedliche Technologie bedingt und damit kurze Akkulaufzeiten, also eigentlich das was man sich in den Urlaub mitnehmen will.

Hugendubel bietet aber zum Glück auch noch die etwas hochwertigeren Reader von Cybook an und bei Libri.de gibts schließlich seit kurzem das Flaggschiff von Sony, der Reader der bei mir als nächstes auf der Wunschliste steht.

Auf den Markt drängen natürlich auch die Tablets und damit allen voran Apple das jetzt auch eine Authoring-Applikation für eBooks herausgebracht hat. Bei Apple heißen die eBooks natürlich „iBooks“ und obwohl Apple versprochen hat, den epub-Standard einzuhalten sieht es jetzt wieder ganz anders aus. Das bedeutet dann, dass mit dem iBook-Autor geschriebene eBooks nur über ein iPad lesbar sind und herkömmliche Reader wahrscheinlich ausgesperrt werden. Andererseits fordert Apple auch, dass iBooks über den App-Store zu vertreiben sind was dann bedeutet, dass Apple 30% des Umsatzes kassiert.

Zudem drängen nun Formate wie HTML5 und epub3 an den Start, was dann allerdings wieder eine Integration von Multimedia und „Buch“ bedeuten kann. Mir persönlich sind tatsächlich eBooks mit „nur Text“ (oder maximal Bildern) lieber, eben weil das Lesegerät dafür mit minimalem Stromverbrauch aufwartet. Multimedia-Content hat zudem meiner Meinung nach den Nachteil, dass es mir die Geschwindigkeit diktiert mit der ich die Informationen aufnehmen kann. Ein textuelles Buch kann man sehr flott überfliegen, einen Stream mit Audio oder gar Video-Informationen eher nicht.

Ungeklärt ist ebenfalls noch die Benutzerschnittstelle zum „Installieren“ der Bücher. Bei meinem Cybook-Opus installiere ich eBooks ohne DRM so einfach wie das Speichern einer Datei auf dem USB-Stick, mit DRM will ich eh nix kaufen. Heute las ich von einer Nutzerin des Readers vom Weltbild-Verlag die meinte, jedes Buch artet in eine dreistündige Orgie aus bevor es endlich den Weg ins Gerät gefunden hat. Damit gewinnt man natürlich keine Kunden.

Wohin die eBook-Reise geht wird die Zukunft zeigen. Ich wünsche mir mehr DRM-freie Ware und dass das geschriebene Wort nicht ausstirbt, auch wenn es mehr und mehr statt auf Totholzmedien auf elektronsichem Wege veröffentlicht wird.

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Ein Gedanke zu „Quo vadis libri electronicae?

  1. Kleine Nebenbemerkung: Wenn ich irgendwas DRM-freies auf meinen Kindle packen will, dann nehme ich Calibre. Ist kostenlos und konvertiert von „alles“ auf fast jeden eBook-Reader. Zusätzlich kann man noch RSS-Feeds abrufen. Dadurch werden die eigentlichen Artikel zu einem eBook verpackt.

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