Der Spion in der Hosentasche

Gestern lief eine Story durch die Newsticker in der es um eine Taschenlampen-App ging welche jede Menge zusätzlicher Rechte brauchte und welche dann auch fleißig Datenspionage auf dem Handy betrieb und „nach Hause funkte“. Diese Nach-Hause-Telefonieren ist auf dem PC ja nichts grundlegend neues, zumindest wenn man die Software des Quasi-Monopolisten nutzt. Aber solche Vorfälle regen doch zum Nachdenken an.

Mal ehrlich, guckt ihr alle Permissions an welche von der App angefordert werden die ihr gerade installieren wollt? Ich nicht unbedingt, aber nach diesen Vorfällen wird man natürlich sensibler reagieren. Aber während ich als IT-affiner Mensch vielleicht noch nachvollziehen kann was da steht fürchte ich, dass es genügend Smartphone-User gibt die keinen blassen Schimmer haben was ihnen diese Liste mitteilen will.

Vor allem gibt es ja nicht die Option, dass der Nutzer diverse Rechte explizit nicht erteilt, Apples iOS soll da sehr viel flexibler sein. Man kann also nur entscheiden ob man das Ding so mit allen, also auch den zweifelhaften Berechtigungen, installieren will oder es einfach lässt. Noch kritischer wird es beim Update, man hat eine gewohnte App und die will jetzt etwas mehr, wer wagt da zu widersprechen? Für mich war das ja neulich der Grund warum ich die Facebook-App gelöscht habe, aber andere Nutzer sind da womöglich nicht so sensibel.

Das Problem ist natürlich, dass wir jetzt im Zeitalter der High-Speed-Netz und wo alles ständig „online“ ist gar nicht mehr bemerken, dass irgend ein Programm nach Hause funkt. Früher (als noch alles besser war) hatte man ein Modem oder gar eine ISDN-Internetverbindung ohne Flatrate und da hieß es „Dial-on-demand“, sprich wenn wer ins Internet wollte wählte sich die Kiste ein und das bekam man akustisch und optisch mit. Heute merke ich dieses Ausspähen vielleicht daran, dass mein High-Speed-Datenvolumen am Handy schon am 10. des Monats aufgebraucht ist, aber ob das an meinem exzessiven mobilen Surfen oder einer Spionage-App liegt kann ich im Nachhinein gar nicht mehr sagen.

Muss ich also jetzt eine Firewall auf meinem Smartphone installieren um Spionage zu verhindern? Und wieviel Aufwand wird es werden, die passenden Regeln zu erstellen, denn natürlich gibt es genügend Apps deren Netzzugriff genau im Sinne des Erfinders ist und kein Spionieren?

Oder wäre es an der Zeit über ein Sicherheitssystem im Betriebssystem nachzudenken welches mir ermöglicht bestimmte private Datenbereiche meines Smartphones einfach nur ganz ausgewählten Apps zur Verfügung zu stellen. Also beispielsweise könnte ich der Telefon-App den Zugriff auf die Kontakte erlauben während eine Taschenlampen-App die so was auslesen will geblockt wird oder einfach eine ominöse Eva Mustermann als einzigen Kontakt zurückgemeldet bekommt.

Die Apps laufen bei Android ja in einer virtuellen Maschine damit eine abstürzende App nicht die Systemintegrität beeinträchtigen kann. Aber über die Datenintegrität hat man meines Erachtens noch zu wenig nachgedacht. Zu hoffen dass irgendwer noch manuell kontrolliert ob eine Taschenlampen-App die alle möglichen Rechte überhaupt im Play-Store angeboten werden sollte ist wohl vergeblich.

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2 Gedanken zu „Der Spion in der Hosentasche

  1. Warum dieser Stress (netter Seitenhieb auf einen anderen Blog von Dir), sich Gedanken machen zu müssen über nach-Hause-telefonierende Apps? Du hast es selbst schon gemerkt, dass eine Firewall nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Der Konfigurations-Mehraufwand und das Hinterher-Hecheln, wirklich alle Ports zu schließen, die für die verbotene Datenübermittlung genutzt werden, ist unökonomisch. Warum nicht mal an die Wurzeln des Übels herangehen: Geh mit dem Smartphone offline, zuminest, was die Internetverbindung angeht. Du wirst nach einiger Zeit merken, es ist keine Amputation eines Beins oder Arms, man muß nicht ständig und überall per Twitter, Whatsapp etc. erreichbar sein, und man muß auch nicht ständig, wenn’s langweilig ist, nach den letzten news schauen. Schau in die Welt und beobachte die Leute um Dich herum. Ich stelle ohnehin immer mehr fest (auch im eigenen Verwandtenkreis), dass die Leute immer mehr in virtuelle Welten abtauchen, obwohl sie inmitten von Gesellschaft ist. Was soll das?

    Aber wieder zurück zum eigentlichen Thema. Ich selbst bin exterm selten online mit meinem Smartphone (zumal des Wellenreiten auf einem Smartphone-Display nicht wirklich eine Freude ist, aber vielleicht bin ich auch zu alt dafür…) und gehe sehr dezidiert ins Web über meinen PC oder Laptop. SIcher, manchmal ist es ganz praktisch, schnell an Informationen zu kommen („Fährt mein Zug oder nicht?“ – ja, laut RIZ, nein laut Realität).
    Aber ich frage mich, wie konnte die Menschheit vor ca. 10 Jahren noch überleben, wenn sie nicht permanent online war?

    • Ja, wir waren Helden. In meiner Kindheit gab es nur ein Wählscheiben-Telefon und wenn wir unterwegs waren mussten wir ohne Navi den Weg nach Hause finden und konnten auch nicht mal schnell das „Papa-Taxi“ anrufen so wie es meine Tochter gerne tut.

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