Zahlen Sie doch wie Sie wollen

„Zahlen Sie doch wie Sie wollen.“ Diese nette Aufforderung ertönt derzeit öfters im Radio wenn die Werbung eines bestimmten Elektronik-Discounters ertönt. Da möchte ich gerne in Anlehnung an den „Geiz ist Geil“-Slogan des Schein-Konkurrenten (beide Ketten gehören ja zum Metro-Konzern) dann antworten: „Am liebsten gar nicht.“ Tatsächlich ist dieser Werbespot aber ein höchst alarmierendes Signal, denn er zeigt deutlich wie es um die Nachfrage in Deutschland wohl bestellt ist.

„Werbung macht man weil man sie sich leisten kann oder weil man sie nötig hat“ hieß es in meiner Jugend immer. Hier hat man es wohl schwer nötig Umsatz zu generieren, wie sonst ist es zu erklären, dass man dem Kunden anbietet einen Billigartikel wie z.B. ein Einsteiger-Smartphone für 100€ nun auch noch in 10 Monatsraten bei 0% Zinsen abzustottern. Wenn man mal die Kosten für die Bearbeitung von 10 Monatsraten rechnet und dass die Margen in diesem Geschäft eh lausig gering sind, dann sieht das ganze eher nach einer Verzweiflungstat aus um im Weihnachtsgeschäft noch ein wenig mehr Umsatz zu generieren.

Das Konsumvolk ist also anscheinend nicht kauflustig genug oder hat die euphorischen Meldungen zum exorbitanten Anstieg der Kauflaune und des Geschäftsklimaindexes mit denen man uns unlängst vom Ende der Krise erzählte noch nicht richtig verstanden.

Tja, so sieht es in Deutschland eben nach Jahren der Zurückhaltung bei der Lohnentwicklung aus und offensichtlich haben die Leute keine Lust mehr, ihr sauer verdientes karges Einkommen in irgendwelche Gadgets zu stecken während der Magen knurrt und die Bude kalt ist weil man sich die Heizung nicht mehr leisten kann.  Da helfen dann auch keine Jubepperser-Artikel in der Systempressse, denn man kann die Leute eben nicht auf Dauer für dumm verkaufen. Irgendwann heißt es einfach: „Ich bin doch nicht blöd.“

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7 Gedanken zu „Zahlen Sie doch wie Sie wollen

  1. Die geplante Obsoleszenz sorgt einfach dafür, dass wir Dinge auf Kredit kaufen sollen, die wir eigentlich gar nicht brauchen. Sie soll so Wachstum generieren um so die Wirtschaft anzukurbeln.

    Das System funktioniert, sehr gut sogar, nur ist es leider Endlich, da die Rohstoffe begrenzt sind. Die von Dir angesprochene Werbung ist nur ein kleines Zahnrad des Systems und Teil des Problems.

    Guter Artikel, gefällt mir. 😀

    • Du kennst die Definition von Wohlstand?

      Wohlstand: Mit Geld das wir nicht haben Dinge kaufen die wir nicht brauchen um Leuten zu imponieren die wir nicht mögen.

      Natürlich ist jedes System endlich da der Planet an sich endlich ist. Aber manchmal wünscht man sich halt doch, dass der große und reinigende Rumms bald kommt… 🙂

  2. Ein schöner Schlusssatz! Ich halte es aber für möglich, dass Du falsch liegst. Die Massen an Menschen, die jeden Tag in die Städte strömen, kann nicht einmal ich ignorieren. Auf einen Samstag in Freiburg oder Heidelberg eine Innenstadt-Tour zu überleben grenzt im Dezember schon fast an ein Wunder. Und natürlich platzen die Ketten, von denen Du sprichst, aus allen Nähten. Auf Ratenzahlungen angewiesen sind sie nicht. Ich glaube, dass die Gewinnmargen so enorm sind, dass es auf die Verluste durch die Bearbeitungs- und Kontogebühren nicht mehr ankommt. Zudem zeigen immer wieder Studien, dass „kreditwürdige“ Menschen bei derartigen Kleinkrediten eine hohe Zahlungsmoral aufweisen. Es wird den Menschen dadurch möglich gemacht, im geldknappen Dezember mehr Kohle auszugeben, als man eigentlich hat. „Gerne würde ich die schöne Digitalkamera schenken, aber leider muss ich noch zig andere Geschenke .. naja, dann wird es eben ein Buch!“ Ich denke, speziell Elektronikkonzerne generieren mit dieser Möglichkeit einen Umsatz, den sie sonst im Weihnachtsgeschäft nicht vorzuweisen hätten. Gerne auch ganz ohne darauf angewiesen zu sein.

    Du wirst an diesen Kommentar denken/ diesen Kommentar überdenken, wenn Du in ein paar Tagen die unvermeidbare Radiomeldung hörst: „Einzelhandel bisher enttäuscht von Weihnachtsumsatz. Hoffen auf das nächste Wochenende.“ Reflexartiges Gejammere, weil Wachstum eben nur eine einizige Richtung kennt.

    Tand, Tand, ist das Gebilde von Menschenhand …

    • Wie hoch die Gewinnmargen sind weiß ich nicht, aber ich denke schon, dass da nicht viel Luft ist. Klar, das Abstottern in kleinen Raten machen wir eigentlich alle schon wenn wir einen „Mobilvertrag mit Handy“ abschließen, da nehme ich mich nicht aus. Mein Galaxy S3 hat „gefühlte 1€“ gekostet, auch wenn ich es in den zwei Jahren Vertragslaufzeit eben abbezahle.
      Aber auf der anderen Seite ist halt wirklich die Frage, ob man unbedingt teuren Tand verschenken muss. Schenke demjenigen den Du beschenken willst Respekt und Aufmerksamkeit, das ist viel mehr wert als irgend ein teurer Gegenstand der halt (möglicherweise auch dank abstottern) im Budget drin war.
      Und ja, das Wachstum. Natürlich geht es auch mal in die andere Richtung, dann nennt man es halt „Negativ-Wachstum“ nur um weiterhin den Begriff des Wachsens im Gedächtnis zu verankern.

  3. Ich fand das Posting sehr schön, weil es wieder einmal einen Denkanstoß gibt. Leider jedoch an der falschen Stelle. Denn hier scheinen wir uns einig zu sein: Wir leben im absoluten Überfluss, wir haben bereits alles und es ist für die Händler enorm schwer ein vernünftiges Argument zu finden, funktionierendes altes Gerät A gegen ein neues Gerät B einzutauschen – schmackhaft gemacht durch einen 0%-Kredit.
    Ich würde mich freuen, wenn viel mehr Leute innehielten und sich ein wenig dem Konsumwahn entzögen.
    Andererseits gebe ich Dir auch Recht; wieviele Menschen, auch in D, können sich Strom und Heizung bald nicht mehr leisten. Für diese Menschen ist der Werbeslogan blanker Hohn. Wen auf dieser sozialen Schere soll dieser idiotische Spruch ansprechen?

  4. @ Junaimnetz

    die Margen sind knapp bis gar nicht vorhanden. Es geht alleine darum, die BWA zu schönen!

    Es wird wie bei Praktiker und MaxBahr enden!

    Bis zu diesem Zeitpunkt sind eben die Löhne knapp bemessen.

    ———-

    Generell, wer nur auf Wachstum setzt, verkalkuliert sich gewaltig. Alles rein volkswirtschaftlich und nicht betriebswirtschaftlich zu betrachten, hilft niemandem.

    Es wird suggeriert, dass man immer das neueste vom Neuen benötigt. EGAL, um welchen Artikel es geht!

    Sich mal mit etwas zufrieden geben, ist eine anstrengende Angelegenheit. Schließlich ist man dann nicht mehr „In“.

    • Ich lasse mich da gerne korrigieren. Vermutlich habt Ihr Recht, und für die Geräte, die Ihr meint, stimmt das mit den Margen. (Mein Bruder, Abteilungsleiter in einer nicht näher genannten Elektronikfachmarkteinzelhandelskette (;-)) hat mir die Zusammenhänge auch mal erläutert, und wenn ich etwas besser zugehört hätte, könnte ich nun wohl klarer sagen, wie die Kunden genau um ihr Erspartes gebracht werden. Ich weiß nur soviel sicher: Diese Kredite lohnen sich, es handelt sich nicht um Minusgeschäfte. Wie genau jetzt … )
      Und Du meinst, diese Ketten wirtschaften sich in die Pleite? Ich kann es mir, ehrlich gesagt, kaum vorstellen. Dass sie aber das allgemeine Haben-Müssen der Konsumenten weiter anstacheln, dass das alles gar nicht nötig wäre, und dass es darüber hinaus oft zu Lasten der MItarbeiterlöhne geht, da sind wir uns ja alle einig 🙂

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