Der Experte für deutschen Qualitätsjournalismus, Mathias Döpfner vom Axel-Springer-Verlag hat heute wieder mal gegen Google gewettert. Die Suchmaschine würde ihre marktbeherrschende Stellung mißbrauchen und somit den qualitativ hochwertigen journalistischen Medien schaden und da solle doch gefälligst die EU einschreiten. Döpfner ist in Sachen Internet ein Vollpfosten, trotzdem hat er er von der Bundesregierung sein lange ersehntes Leistungsschutzrecht bekommen, auch wenn sich das für ihn letztlich als Rohrkrepierer erwiesen hat.
Erschreckend und bemerkenswert ist aber, dass kurz darauf auch die Tagesschau in die gleiche Kerbe schlägt und unter dem Titel „Politik und Wirtschaft – Alle gegen Google“ auch über die Zerschlagung des Internet-Riesen schwadroniert. An dieser Stelle traf mich dann ein Gedanke der durchaus beängstigend ist wenn man ihn zu Ende denkt.
Döpfner und Konsorten könnten ja problemlos existierende technische Verfahren nutzen um zu verhindern, dass Google bei ihnen Leistungen „klaut“. Das will man aber nicht, vielmehr wird Google zum Feindbild erkoren und der Riese muss zerschlagen werden. In dieses Szenario passt auch das unlängst vom EuGH gefällte Urteil das im Internet ein Recht auf das Vergessen von privaten Dingen verbrieft.
Und wenn wir uns ein wenig weiter in der Zeit zurück bewegen und uns erinnern, wie das damals war als Google „versehentlich“ WLAN-Daten in ihren Streetview-Autos speicherte. Da wurde sozusagen der Untergang des Abendlandes ausgerufen, so was geht doch gar nicht, sind doch private Daten. Tja, dumm gelaufen Google, denn das passierte vor den Enthüllungen von Edward Snwoden, die in diesem Kontext leider keinen vergleichbaren Sturm der Entrüstung entfachen konnten.
Google ist als böse, und man tut gut daran dem Konzern ganz genau auf die Finger zu schauen. Allerdings beschlicht mich das Gefühl, ob das nicht genau das ist was sich Regierungsvertreter wünschen. Denn deren Internet-Phobie (auch als „Neuland-Syndrom“ bekannt) gründet ja auch auf der Erkenntnis, dass dieses verdammte Internet bestens geeignet ist Bullshit in politischen Ansprachen sozusagen in Echtzeit zu enttarnen und mit Fakten zu widerlegen. Fakten die wer liefert? Richtig, die Suchmaschine des geringsten Mißtrauens. Also in vielen Fällen Google. Wie paranoid scheint also jetzt die Idee, dass diese Agitation gegen den Suchmaschinenriesen letzlich auch dem Ziel dienen soll, das Auffinden von unbequemen Inhalten zu erschweren? Also Dingen von denen jemand nicht will, dass sie veröffentlicht werden, also genau die Dinge, die ein funktionierender Qualitätsjournalismus recherchieren sollte statt sich als Hofberichterstatter zu prostituieren.
[ratings]
Google ist böse und alle anderen sind gut?!
Ich möchte nur ganz kurz auf die Experten am EuGH hinweisen, die nicht verstanden haben, was Google ist und was es nicht ist. In Bezug auf das digitale Vergessen, ist Google eben nicht der Böse, sondern nur das Telefonbuch, das auf die eigentliche Quelle verweist. Dies haben die EuGH-Richter aber nicht gepeilt. Anstatt die Daten an der Quelle, aka Webseiten etc. zu löschen, soll Google die Links löschen. Dabei vergessen die Herrschaften offenbar, dass es viele Wege nach Rom, alias Informationen gibt. Zum Beispiel gibt es außer Google noch andere Suchmaschinen, man könnte auch direkt „aus Versehen“ auf die betreffende Information stoßen. Die Links löschen zu lassen, beweist nur totale Ahnungslosigkeit von einem Neuland-Medium, das noch viele nicht richtig verstanden haben.
Was habe ich beim EuGH-Urteil gelacht….
Sehr schön geschrieben und beobachtet.
Google kann potentiell böse sein und deren Freund bin ich nicht gerade wirklich. Die verbalen Aussetzer eines Herrn Döpfner jedoch tragen nicht wirklich dazu bei konstruktiv und zielführend Lösungen zu finden. Döpfner und Konsorten sind in meinen Augen Wölfe in Schafspelzen, die auf andere Schafe zeigen und ja, manchmal mag unter dem gezeigten Schafspelz auch ein Wolf sein, die „Darauf-Zeiger“ jedoch heulen wie immer am Lautesten.