Jeder kann programmieren

Unter diesem Titel ist jetzt ein Projekt in Berlin gestartet worden welches den Leuten angeblich die Berührungsängste vor den IT-Themen nehmen soll, frei nach dem Motto zum Programmieren braucht man ja nur sein Gehirn und das hat ja jeder seit seiner Geburt im Kopf.

Man will also wohl die Leute irgendwie wieder zum Studium in den MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik)-Fächern animieren um gegen den Fachkräftemangel was zu unternehmen. In meiner nun 30 Jahre zurückliegenden Studienzeit war das gar kein Problem, der damals neue Studiengang „Informatik“ wurde förmlich überrannt weil man hörte, dass mit diesem Fachgebiet die dicke Kohle verdient werden kann. In der Vorprüfung stellte sich dann für viele Studenten heraus, dass die Aussicht auf das dicke Geldbündel im Job allein nicht ausriechend ist, man muß auch ein paar Fertigkeiten und vielleicht auch Talent mitbringen. Heute sind MINT-Fächer auf dem absteigenen Ast, denn die „make money“-Schiene läuft bei den betriebswirtschaftlichen Selbstdarstellern ab, nicht aber bei denen die noch reale Fachkenntnisse haben und nutzen.

Das Projekt zielt meines Erachtens auch in die falsche Richtung. Klar, Grundkenntnisse im Programmieren kann ich möglicherweise tatsächlich jedem beibringen der Lesen und Schreiben kann. Programmieren ist aber nur die halbe Miete, mindestens genauso wichtig ist Testen und Debuggen. Während ein Teil der „Programmierer“ sich noch halbwegs Gedanken zum Thema Testen macht ist die Anzahl derer, die ein fehlerhaftes Programm debuggen könnten sehr klein. Und wenn zukünftig „Jeder“ programmiert, dann brauchen wir aber viel mehr Leute, die Fähigkeiten zum Testen und Debuggen haben. 🙂

If debugging is the process of removing software bugs, then programming must be the process of putting them in. Edsger Dijkstra

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