Münchner Stadtspitze zu mieten?

München hat seit der letzten Kommunalwahl eine neue Stadtregierung. Und die hat auch schon Erfolge vorzuweisen wie zum Beispiel die Zentrale eines großen Softwareherstellers nach München zu holen. Und weil man ja die geballte IT-Kompetenz demnächst um die Ecke vorrätig hat wird nun auch gleich mal angefangen, an dem Münchner Linux-Projekt rumzumeckern, denn es ist ja nicht gerade eine Werbung wenn die Stadtverwaltung statt der Software ihres neuen Unternehmenspartners lieber freie Software nutzt.

Der Artikel bei Heise heute könnte bedenkenlos in die Kategorie FUD (Fear, Uncertainity, Doubt = Angst, Unsicherheit, Zweifel) einsortiert werden, wenn eben dieses unreflektierte Geblubber über die bösen Nachteile der freien Software nicht von der Stadtspitze geäußert worden wäre. Denn die hat ja leider eine gewissen Entscheidungskompetenz, auch wenn sie technisch wohl keinerlei Ahnung hat wie es der Artikel bei Heise auch schön belegt.

Denn wenn ein Bürgermeister ein wenig auf die Mail-Integration seines Smartphones warten muss, dann könnte das auch bedeuten, dass man sich ernsthaft Gedanken um die Sicherheit der Mails gemacht hat. Und eben nicht mal den städtischen IMAP-Server ins Internet gestellt hat damit alle Hacker dieser Welt mal schauen können, was in den Ämtern so abgeht. Aber klar, als frisch gewählter OB muss man natürlich draufbestehen, dass solche Sonderwünsche – denn ich nehme mal nicht an, dass der normalsterbliche Beamte Interesse an seiinen Dienstmails auf seinem (privaten) Smartphone hat – möglichst schon vor der Formulierung des Wunsches erfüllt werden.

Besonders befremdlich ist für mich, dass die Stadtspitze sich gegen ein abgeschlossenes Projekt wendet, das tatsächlich 10 Millionen Euro an Einsparungen vorzuweisen hat. Wäre es der Bürgermeister von Berlin und er würde gegen den Flughafen BER wettern, das wäre verständlich. Aber an einem abgeschlossenen Projekt rummeckern das Einsparungen bringt ist doch schon sehr seltsam.

Natürlich gibt es andere „Studien“ die behaupten, dass das Projekt Verluste einfährt, allerdings sind diese Studien nicht wirklich von unabhängigen Leuten erstellt wurden sondern wurden von der Gegenseite finanziert. Diese Studie die zunächst nicht veröffentlich werden sollte wirft nach ihrer Veröffentlichung auch weitere Fragen auf.

Und man sollte bei all diesen Studien zu den Kosten auch nicht aus dem Blickwinkel verlieren, was eines der Kernziele des LiMux-Projektes war und ist:

„Mehr Offenheit und Unabhängigkeit von einzelnen Softwareherstellern“

Also freie Standards statt Vendor-Lock-In. Und gerade im Angesicht des NSA-Skandals bei dem Microsoft wohl auch nicht ganz unbeteiligt bei der Beschaffung der Daten ist kann man eine Abkehr von Closed Source und proprietären Standards nur befürworten.

Man muss sich also schon fragen, ob die Stadtspitze in München nichts Wichtigeres zu tun hat als gegen ein erfolgreich abgeschlossenes Projekt zu wettern? Und warum sie sich so billig vor den Karren von Microsoft spannen lässt…

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