Kriegsrhetorik

Nach dem Absturz von MH17 in der Ostukraine sind wir offensichtlich auf dem besten Weg in einen neuen Krieg. Zumindest unsere Schmierfinken des sogenannten Qualitätsjournalismus überschlagen sich darin, die Trommel für einen Militäreinsatz in der Ukraine zu rühren. Und Putin als den Schuldigen hinzustellen.


Besonders hetzend ist auch das Kampfblatt der Springer-Presse, die allseits bekannte und berüchtigte Bildzeitung. Die titelt heute „Wann stoppt die Welt endlich Putin?“. Und ich kenne viele die sich fragen, wann stoppt die Propagandamaschinerie endlich diese unsagbare Kriegshetze. Was da abläuft könnte man durchaus mal auf Relevanz in Hinblick auf §130 StGB (Volksverhetzung) überprüfen.

Die Toten von Flug MH17 werden für unsere Kriegspropaganda weiterhin mißbrauch, wie heute auch die Rationalgalerie feststellt. Egal ob es Beweise gibt oder nicht, wir stacheln erst mal den Hass gegen Russland und im Speziellen gegen Putin an, denn der ist ja unser neues Feindbild.

Auch Denkbonus schaut auf die „erdrückenden Beweise“ und verlinkt leider sogar die Bilder der Toten, etws was man sich nicht wirklich anschauen muss. Es sei denn man ist Gerichtsmediziner und an der Aufklärung dieses Zwischenfalls interessiert. Russland hat hier wohl ein sehr starkes Interesse an der Aufklärung, allerdings sollten die Untersuchungen nicht von den ukrainischen Ermittlern geführt werden, sondern von einer unabhängigen Stelle. Für mich ist diese Forderung sehr nachvollziehbar, denn immerhin steht das ukrainische Militär auch auf der Liste der potentiellen Verdächtigen, und es wäre eine Farce, einen möglichen Verdächtigen in die Ermittlungen zur Ursache mit einzubeziehen.

Ja, die Ursache warum da plötzlich ein Flugzeug vom Himmel fällt interessiert offensichtlich eigentlich gar keinen, solange man die Opfer für die eigene Propaganda benutzen kann. So hörte man in den letzten Tagen immer wieder, dass offizielle Ermittler keinen Zugang zur Absturzstelle hätten, gleichzeit liest man heute aber, dass ein TV-Reporter im Gepäck der Opfer wühlen konnte. Das passt irgendwie gar nicht zur Story von der nicht zugänglichen Absturzstelle.

Ein besonderer Coup ist heute wieder dem Friedensnobelpreisträger Obama gelungen, er nimmt Putin persönlich in die Pflicht. Putin müsse die Separatisten zur Zusammenarbeit zwingen. Mir läuft es bei so einer Forderung eiskalt den Rücken runter, denn sie erinnert so stark an die (unerfüllbare) Forderung an die Taliban den Terroristen Osama Bin Laden auszuiefern, was letztlich der vorgebliche Kriegsgrund für die amerikanische Intervention in Afghanistan war. Und jetzt soll Putin die Separatisten zwingen..? Das würde voraussetzen, dass diese ihn als oberste Befehlsgewalt anerkennen und Gehorsam leisten, was wenn dem nicht so ist? Wenn Putin im Zuge des „Zwingens“ vor Ort intervenieren wollte wäre er sofort wieder der Agressor und Bösewicht, der nun auch militärisch in der Ukraine agiert. Und selbst wenn die Separatisten auf Putins Befehl jedwede Kampfhandlung beenden würden, was angesichts des schweren Artelleriebeschußes auf Donetzk eher unwahrscheinlich ist, würden ein paar False-Flag-Povokateure genügen um zu „beweisen“, dass Putin trotz Ermahnung sich persönlich einzusetzen nichts tut und weiter eskaliert. Geschickt eingefädelt Mr. President, aber vielleicht sollte die USA ihren Einfluß auf die Regierung in Kiev nutzen um die Kampfhandlungen in der Ostukraine pausieren zu lassen bis der Absturz von MH17 aufgeklärt ist. Wenn jetzt mit schwerem Geschütz auf die Stadt gefeuert wird in der die Untersuchungskommission einquartiert ist, dann muss man sich schon mal fragen, wer da die Untersuchung gezielt behindert. Vielleicht kann ja Victoria Nuland nochmal zum Telefon greifen und das geradeziehen.

Mir graut jedenfalls bei diesem politischen Schmierentheater bei dem man die Toten ausschlachtet noch bevor diese bestattet werden konnten. Und bei dem man sich bei relativ dünner Faktenlage in Schuldzuweisungen ergießt ohne jedoch überzeugende Beweise vorzulegen. Den USA mag ein Krieg im fernen Europa gelegen kommen um von ihrem innenpolitischen Desaster und dem Staatsbankrott abzulenken, für uns ist ein Krieg in den wir durch diese unzähligen Dummschwätzer hinenmanövriert werden jedoch alles andere als willkommen. Denn letztlich werden wir und die Idee eines friedlichen Europas (man erinnere sich, wir haben dafür auch den Friedensnobelpreis erhalten) den Interessen des transatlantischen Turbokapitalismus geopfert. Oder auch „Fuck the EU“ wie Frau Nuland sagen würde.

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Ein Gedanke zu „Kriegsrhetorik

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