Willkommen im Polizeistaat

Während alle Welt sich über den „bösen Putin“ echhauffiert und seinen Konvoi mit 280 Lastern voller Hilfsgüter für die Ukraine als trojanische Pferde diffamiert passiert auf der anderen Seite des Atlantliks etwas, was die Erinnerungen an Rodney King und die Unruhen in Los Angeles im Jahr 1992 wieder wach werden lässt. Damals starben 53 Menschen die gegen die Polizeigewalt gegen Rodney King protestierten. Nun hat in der Stadt Ferguson im US-Bundesstaat Missouri ein Polizist einen unbewaffneten 18-jährigen Afroamerikaner erschossen und seitdem herrscht in der Stadt der Ausnahmezustand.

Die deutschen Nachrichtenportale halten den Ball momentan sehr flach, in der Google-Newsübersicht ist kein Hinweis darauf zu finden, erst wenn man gezielt nach „Ferguson“ sucht wird man fündig. Ganz anders sieht es auf den Social Networks aus und den US-Nachrichtenedien aus. Techdirt berichtet, dass die Stadt von sogenannten SWAT-Teams geflutet wird und dabei auch Reporter der Washington Post und der Huffington Post vorübergehend festgenommen wurden. BoingBoing hat hier ein paar interessante Fakten über die „SWATification“ in Amerika zusammengetragen. Die Polizei ist paramilitärisch ausgerüstet und die gepanzerten Fahrzeuge werden wohl von Privatfirmen gesponsored.

„The USA: Where the police have tanks, and the tanks have corporate sponsors http://t.co/1diz6ETm0dpic.twitter.com/P69YzzCGZr

Ferguson ist eine Stadt im Belagerungszustand. MotherJones hat ein paar interessanten Fakten über die Stadt recherchert. Die Bevölkerung der Stadt besteht zu 60% aus Afroamerikanern, während die nur 3 von 53 Polizisten Afroamerikaner sind. Dafür ist das Verhältnis bei Verhaftungen umgekehrt, 2013 wurden 483 Schwarze und nur 36 Weiße verhaftet.

Trotz der Mehrheit der Afroamerikaner in Ferguson gehören nicht nur diese zu den Protestierenden, sondern auch viele Weiße solidarisieren sich gegen die ausufernde Polizeigewalt.

„The media continues to show only black citizens protesting. Such is not the case.

Auf Pinterest gibt es zudem eine Pinnwand mit Berichten und Bildern aus Ferguson. Auf Twitter folgt mir seit heute nachmittag Ferguson Feed der einen sehr guten Überblick über die Vorgänge dort liefert, nachdem ich einige Tweets zu Ferguson retweeted habe.

Die in den USA so hoch gehaltene Pressefreiheit wird dort mit Füßen getreten, was man auch an diesem Video sehen kann wo Journalisten mit Tränengas beschossen werden um ihre Ausrüstung zu demontieren. Zudem ist die Stadt wohl abgeriegelt und man hat ein Flugverbot über der Stadt verhängt um die Berichterstattung zu erschweren.

Die Vorgänge in Ferguson offenbaren die Probleme der USA im eigenen Land von denen US-Präsident Obama mit seiner kriegerischen Außenpolitk ja gerne ablenken will. Da kommen ihm die Proteste in Missouri sehr ungelegen und so enthät seine Stellungnahme dazu viele Floskeln, aber wenig Inhalt:

„f you just read Obama’s statement on the murder of , you’d never know he was killed by police.“

In Ferguson brennt sozusagen die Hütte und manche Bilder sind schwerlich von den Bildern anderer Krisenherde zu unterscheiden. Und so bleibt uns nicht viel übrig als sorgenvoll auch dem Twitterhashtag #Ferguson zu folgen um zu sehen, wie die USA hier weiter agieren. Bei den Unruhen in 1992 gab es 53 Tote, hoffen wir, dass diesesmal der erschossene Teenager das einzige Todesopfer bleiben wird.

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