Was ich an Webseiten wie Flassbeck Economics besonders schätze ist, dass sein Autorenteam ein Thema aus diversen Blickwinkeln betrachten kann. Heute fand ich da zwei interessante Postings zum Thema Grexit:
Paul Steinhardt fragt „Schäubles Plan – ein Hoffnungsschimmer?“ und Friederike Spiecker analysiert „Sind die Bedingungen für einen erfolgreichen Grexit gegeben?„. Zwei sehr interesante Blickwinkel auf das Thema und man kann hier viel über ökonomische Zusammenhänge, Welchselkurse, Auf- und Abwertung einer Währung usw. lernen.
Was man allerdings leider auch wieder lernen muss, ist dass die schönen ökononomischen Konstrukte an einem Faktor zu zerschellen drohen, nämlich der menschlichen Gier. So schreibt Frau Spiecker bei ihrer theroretischen Betrachtung eine Grexit auch folgende Sätze:
Die griechische Zentralbank kann eine solche Währungsabsicherung nicht aus eigener Kraft bewerkstelligen, weil sie nicht über ausländischen Devisen in ausreichender Menge verfügt, um gegen Spekulationswellen ankämpfen zu können.
Spekulationswellen? Ich lerne daraus die äußerst traurige Schlussfolgerung, dass wir es auch im achten Jahr der Krise immer noch nicht gebacken bekommen haben, die Finanzmärkte zu reguieren und etwas gegen dieses Krebsgeschwür der Ökonomie zu unternehmen. Man stelle sich nur mal vor, irgendwer kann auf den Staatsbankrott eines Landes wetten und macht einen gewaltigen Profit wenn es dann tatsächlich passiert. Das dabei die Menschen in diesem Land verelenden, so wie wir es gerade in Griechenland beobachten ist dann halt ein Kollateralschaden der Kategorie „shit happens“ oder was?
Der Einfluß dieser Finanz-Spielcasinos auf die Wirtschaft als eine der Ursachen unserer Krise ist hinlänglich bekannt, aber bisher hatte noch keiner unserer lobbygesteuerten Politiker genügend „Arsch in der Hose“ um hier tatsächlich wirkungsvoll etwas dagegen zu tun.
Und natürlich zeigt diese Erkenntnis auch, dass nicht nur die Schere zwischen arm und reich immer weiter auseinander klafft, sondern dass es den Reichen auch egal zu sein scheint, welches Schicksal die Armen haben. Die sind ja offensichtlich nur zur Mehrung des eigenen Reichtums da.
Traurig ist auch die andere Erkenntnis von Frau Spiecker: „Ein Ausweg aus diesem Dilemma bestünde darin, ein drittes Hilfspaket für Griechenland zu schnüren, das einen Wechsel in der europäischen Wirtschaftspolitik beinhaltete und damit für ganz Europa die Chance enthielte, die wirtschaftliche Stagnation zu beenden und den aus ihr erwachsenden politischen Rechtsruck des Kontinents zu verhindern.“
Ja, dann schauen wir uns mal um in Europa und sehen, dass die rechten Parteien überall massiv Land gewinnen. Das ist nicht wirklich das Europa in dem ich gerne leben möchte.
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