Bomben-Bastler

Ich kann mich noch gut an meine Kindheit erinnern. Mit 12 bekam ich von meinem Vater einen Kosmos „Elektromann“ geschenkt. Das war so ein Experimentierkasten mit dem man elektische Dinge basteln konnte, einen Elektormagnet, ein Kohlemikrofon, eine Klingel, ein Elektisiergerät und man konnte sogar einen Motor selbst wickeln. Und zwei Jahre später bekam ich sogar einen Philips-Elektronikkasten mit dem man sich Blinklichter oder sogar ein Mittelwellenradio basteln konnte. Ich habe damals viel über Physik und Elektronik gelernt und das hat wohl auch meine Berufswahl beeinflusst. Heute hingegen ist alles anders. Da muss man aufpassen, wenn die Kinder basteln. In Texas wurde jetzt ein 14-jähriger Schüler verhaftet weil er sich eine Digitaluhr gebastelt hat und diese in die Schule mitgebracht hat um sie dem Technik-Lehrer zu zeigen. Denn man hielt diese Digitaluhr für eine Bombe.

Dieser Vorfall zeigt, dass die Amis auch 14 Jahre nach den „Terroranschlägen“ total panisch paranoid sind. Natürlich kommt erschwerend hinzu, dass der Schüler ein Moslem ist und sein Vater eine gewisse Bekanntheit hat weil er gegen das Verbrennen des Korans demonstriert hat. Aber trotzdem sollte jeder normal denkende Mensch (so es solche noch auf der anderen Seite des Teiches gibt) den Unterschied zwischen einer Bombe und einer Digitaluhr kennen.

Ok, vielleicht nicht jeder, aber die ausübende Staatsgewalt sollte das schon wissen. Tun sie ja auch wenn wir im Artikel lesen:

Zwar habe der Junge nie behauptet, dass es sich um etwas anderes als eine Uhr handle und den Beamten sei auch klar gewesen, dass sie nicht gefährlich sei.

Ok, warum also dann der ganze Aufwand mit Verhaften, Handschellen und dem ganzen Brimborium. Im Text geht es weiter:

Aber sie waren überzeugt, dass Ahmed ihnen nicht die ganze Wahrheit erzählte. Der Verdacht: Er habe eine Bombenattrappe bauen wollen. Das Indiz: Der 14-Jährige habe keine plausible Erklärung geliefert, wofür er die Uhr gebaut habe.

Aus diesem Absatz schließe ich, dass die sogenannte Unschuldsvermutung wohl bei der ausübenden Staatsgewalt ebenso unbekannt ist. Nein, man maßt sich an, Differenzen zur „ganzen Wahrheit“ zu erkennen und verlangt plausible Erklärungen. Von einem Kind in der Pubertät, wo das Gehirn oft genug im Ausnahmezustand ist und Dinge passieren für die es später keine rationale Erklärung gibt. Aber das ist auch völlig unerheblich, denn es gibt hoffentlich auch in Texas noch kein Gesetz welches das Basteln von Digitaluhren verbietet. Und wenn es dem Jungen Spaß macht, warum soll er es dann nicht tun? Es gibt sicherlich sinnlosere Freizeitbeschäftigungen.

Dieer Vorfall zeigt leider wieder einmal sehr deutlich, dass die USA massive Probleme hat. Probleme die sie sich selbst gebastelt haben, mit einer irrsinnigen Kriegsmaschinerie, Drohnenmorden und dem Wegsehen bei Problemen im eigenen Land. Neulich hörte ich bei meinem Security Podcast dass es ein Problem it den „TSA approved locks“ gibt, weil irgend eine Hirni ein Bild des Masterschlüsselbundes veröffentlicht hat und dann mit Hilfe eines 3D-Druckers die 7-Master-Keys nachgebaut werden konnten. Sprich, die Schlösser an den Koffern von Reisenden können problemlos geöffnet werden, wenn man diesen Schlüsselbund mit den Master-Keys hat. Das sei aber kein gravierendes Problem. Also ich hätte schon ein gravierendes Problem wenn man einfach so ohne mein Beisein in meinem Gepäck rumwühlen könnte. Das „Land of the free“ hat sich wohl schon längst von der Freiheit verabschiedet.

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Ein Gedanke zu „Bomben-Bastler

  1. Pingback: Wenn ihr euch das nächste Mal eine Uhr bastelt ...

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