Keine Macht den Doofen

Frau Gehlhaar sitzt im Rollstuhl. An sich nichts Ungewöhnliches mehr und als Mensch nimmt sie trotzdem weiter am Leben Teil statt sich in Selbstmitleid zu vergraben und sich selbst auszugrenzen. Das machen leider dann andere Vollidioten wie sie hier in ihrem Blog beschreibt.

Es macht mich betroffen. Denn Behinderung ist etwas, das uns alle treffen kann. Ein böser Unfall reicht. Aber ein Handicap macht keinen Menschen zum Untermenschen. Vor 30 Jahren hatte ich im Rahmen meines Zivildienstes mit vielen Behinderten zu tun und rückwirkend betrachtet waren da Menschen dabei, die einem sehr viel über die wirklich wichtigen Dinge im Leben beibringen konnten, wenn man ihnen denn die nötige Aufmerksamkeit gab und sie nicht von oben herab behandelte.

Was Laura Gehlhaar hier passiert ist ist auf der einen Seite eine durchaus justizable Unverschämtheit, auf der anderen Seite leider aber wieder ein weiterer Indikator für die Verrohung unserer Gesellschaft und das totale Versagen unseres Bildungssystems. Und wie sie schreibt ist es wichtig, dass man hier Grenzen zieht und nicht wegschaut, wenn behinderte Mitmenschen dumm angemacht werden.

Das schlimme ist, dass manche dieser Diskriminierer es dann wohl offensichtlich auch auf Gewalt anlegen, was letztlich bei den Opfern zur Resignation führt, wie sie sehr anschaulich beschreibt:

Man hat das Gefühl, diesen Vollpfosten das Feld und somit die Macht überlassen zu haben.

Das ist ganz schlecht, denn wenn der Klügere immer nachgibt, dann lassen wir damit letztendlich die Dummen an die Macht.

[ratings]

3 Gedanken zu „Keine Macht den Doofen

  1. Nachgeben ist manchmal klüger, weil einige Herrschaften dringend „’nen Schlach an‘ Hals“ bräuchten, was dann aber wieder keinem nutzt, sondern mehr Schaden anrichtet, als nötig gewesen wäre.

    Auch verbal gegenzuhalten ist nicht immer angezeigt, denn gerade solche wie im Post beschrieben, legen es meiner Erfahrung nach auf körperliche Auseinansetzungen an und sind auch die, die ohne Rücksicht auf Verluste draufkloppen. (eigene leidvolle Erfahrung)

    Leider sind auch, das konnte ich nicht richtig heraushören, die anderen Gäste oder wenigstens das Personal untätig geblieben, denn bei solchen Tüpen hilft manchmal nur eine Anzeige und ein Platzverweis durch die Polizei, welche gerne auch mal rauskommt, wenn Leute „nur“ rumpöbeln.

    Gibt zwar hinterher auch Ärger, aber da kann man ggf. eher mit Hilfe rechnen, weil jetzt alle „angespitzt“ sind.

  2. Zu spät – die Dummen sind schon an der Macht. Das sieht man an allen Ecken und Enden, auch wenn sich gelegentlich Lichtblicke zeigen, die eigentlich das Selbstverständliche des normalen Miteinander widerspiegeln, so ist doch der verbale und physische Ellenbogen dominierend. Das fängt in Kindergarten und Schule an und hört im Kanzleramt nicht auf.
    Einer gewalttätigen Minderheit hat die schweigende (feige) Mehrheit Platz gemacht. Und ja, nachgeben ist nicht immer klüger. Es kommt auf die Umstände an, aber als Rheinländer plädiere ich immer für „Arsch hu, Zäng usseinander“

  3. „Wenn Dummheit blau machen würde, die Welt wäre voller Schlümpfe“. Nein, damit sind nicht die Menschen gemeint die eine schlechte oder keine schulische Bildung genossen hatten oder deren IQ auf Zimmertemperatur vor sich hinrödelt. Diese Form Dummheit ist oft mit fehlender sozialer Kompetenz, fehlender Erziehung, Minderwertigkeitsgefühlen und Frustration anzutreffen.
    Aber… Die Dummen werden über die Venünftigen siegen… Leider. Die Gesellschaft, so wie sie meine Grosseltern noch lebten stirbt aus. Alles wird anonymer, steriler, keiner schaut mehr zum Nachbarn, jeder klappt, sobald er die Haustüre schliesst die Ellbogen aus und dann heisst es nur noch „ich ich ich ich“.
    Ich finde das, man möge mir den Kraftausdruck verzeihen, nur noch zum K*tzen.

Kommentare sind geschlossen.