Als Vorstand eines Sportvereins hat man ja diverse Dinge am Hals, und dazu gehört auch, dass auf den Vereins-Mailboxen öfter mal eine Spam-Nachricht aufschlägt. Die wird dann meistens vom Spamfilter entsorgt. Doch was mir diese Woche passiert ist, das hat schon eine andere Dimension.
Es fing gestern abend an als mein Mobiltelefon klingelte. Am anderen Ende war ein Mitarbeiter eines Paketzustell-Unternehmens der meinte, er hätte jetzt dreimal versucht, eine Sendung an unser Vereinsheim zuzustellen, aber da macht nie jemand auf. Kunststück, unsere Vereinstätigkeit findet ja meist nach Feierabend statt. Also bot ich ihm an, die Sendung eben an meine eigene Adresse zu schicken, dann klappt das auch mit der Zustellung. Gesagt getan, als ich heute von der Arbeit heimkam stolperte ich über zwei relativ große und schwere Pakete die in meinem Windfang standen. Das gibt dem Begriff „Paketzusteller“ auch eine ganz neue, ziemlich wortgetreue Bedeutung. Also mal reingeschaut, was da drin ist. Ich ahnte bereits, dass ich viel Spaß damit haben werde.
Der Inhalt der Pakete waren 150 Exemplare einer Zeitschrift „sportslife“ und ein Begleitbrief der nicht mal persönlich adressiert war, aber dem ich entnehmen konnte, dass ich diese Zeitschriften doch an die Familie und die Vereinskameraden verteilen solle. Es ist ja auch völlig kostenlos und unverbindlich und es folgt keine Berechnung. Anmerkung: Den Fettdruck habe ich so aus dem Schreiben übernommen, anscheinend will man hier die Vorteile herausarbeiten.
Na super. Da habe ich einen „keine Werbung einwerfen“ Aufkleber an meinem Briefkasten und dann bekomme ich so um die 30kg Werbemüll. Geht’s noch?! Ich bin nicht der Zeitschriftenausträger dieses Marketing-Unternehmens und darum habe ich mit den Zeitschriften das gemacht, was ich mit jedem unaufgefordert zugesendeten Werbemüll mache, ab damit in die Papiertonne. Und von wegen „kostenlos“, da die einzelnen Zeitschriften immer in 25er Paketen in Klarsichtfolie eingeschweißt waren durfte ich erst mal einges meiner wertvollen Freizeit in Mülltrennung investerien. Und meine Freizeit ist mir heilig, sprich wer glaubt darüber einfach so verfügen zu können handelt sich mächtig viel Ärger ein.
Und ich frage mich wirklich, was sich die Verantwortlichen der Werbeagentur dabei gedacht haben? Klar, mit dieser Verteilmethode kann man die Zeitschrift „werbefinanziert“ machen und den Anzeigenkunden stolz eine Auflage von einigen Hunderttausend Exemplaren vorgaukeln, auch wenn der Großteil wohl direkt ins Recycling wandert, denn ich kann mir ehrlich gesagt keinen Vereinsvorstand vorstellen, der so eine Aktion auch noch durch Verteilen der Zeitschriften unterstützen wird.
Tja, und jetzt ist meine Papiertonne schon halb voll, obwohl die erst neulich geleert wurde. Zum Glück fällt ja dank der „keine Werbung“-Aufkleber nicht mehr soviel Papiermüll an wie früher, als wir diese Aufkleber noch nicht hatten. Außer eben man bekommt es mit durchgeknallten Marketingleuten zu tun…
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