Buch gelesen: Zygmunt Bauman – Die Angst vor den anderen

Zu Weihnachten gab es für mich ein paar Bücher und eines davon habe ich mittlerweile fertig gelesen. Es ist das Buch „Die Angst vor den anderen“ von Zygmunt Bauman. Der Untertitel beschreibt es als „Essay über Migration und Panikmache“.

Bei mir rennt man mit so einem Buch ja quasi offene Türen ein, denn ich bin der festen Überzeugung, dass wir den Flüchtlingen helfen müssen und ich auch vor keinem Menschen Angst haben muss, auch wenn dieser anders als ich aussieht und eventuell aus einem anderen Kulturkreis entstammt. Auch Zygmunt Bauman sieht das Thema Flüchtlinge eher gelassen, so wie man es von einem alten Mann der auch den letzten Weltkrieg mitgemacht hat erwarten kann. Und er stellt fest, dass es schon immer Völkerwanderungen gegeben hat und auch zukünftig geben wird, vor allem unter dem Gesichtspunkt, dass die Menscheit immer mehr wird und auf der anderen Seite bestimmte Regionen mit Kriegen überzogen werden die nun eben unvermeidlich auch Flüchtlingsströme generieren. Er kritisiert auch offen dass wir solche Worte wie „Flüchtlingsproblematik“ oder „Krise“ benutzen wenn wir über das Thema diskutieren, denn der Gebrauch solcher Wörter transformiert den Flüchtling, der ja in erster Linie auch ein Mensch ist zu einer abstrakten Bedrohung (Problem, Krise). Und mit diesem sprachlichen Kniff schaffen wir es dann, dem Flüchtling schon bei der Behandlung seiner Existenz in gewisser Weise den Status „Mensch“ und die damit verbundenen Menschenrechte abzusprechen. Und er stellt auch fest, dass wir uns nur sehr ungern mit dem Thema befassen, denn wenn wir es fundiert angehen und hinterfragen warum diese Migration stattfindet werden wir in letzter Konsequenz unseren Reichtum und Luxus in Frage stellen müssen, der ja nur auf der Armut „der anderen“ basiert.

Ein insgesamt sehr lesenswertes Buch mit vielen guten und zum Nachdenken anregenden Argumenten. Ich würde dieses Buch jedem Flüchtlingsgegner nahelegen, auch den Populisten in der Poltik die sich „christlich und sozial“ nenen, deren Ziel es aber offensichtlich aktuell eher ist, im rechtsradikalen Lager auf Stimmenfang für die nächste Bundestagswahl zu gehen. Genau diese Leute sollten so ein Buch lesen, aber leider ist dieses Buch auf einem sprachlichen Niveau verfasst das mich zweifeln lässt, dass es jemals die „Lufthoheit“ über deutschen Stammtischen oder gar CSU-Parteitagen erhalten wird. Ich fürchte, dass diejenigen, die der Hetzpropaganda gegen Flüchtlinge folgen mit diesem Buch schlicht intellektuell überfordert sind, denn Zygmann schreibt in Worten, die diese Zielgruppe womöglich deutlich überfordern. Nicht umsonst haben wir ja diese lausigen Ergebnisse bei den Leseverständnis-Aufgaben des PISA-Testes.

Natürlich ist es ein gutes und empfehlenswertes Buch, aber es wird nicht viel verändern:

  • Die Pro-Flüchtlinge „Filterbubble“ sieht sich durch dieses Essay in ihrer Meinung bestätigt.
  • Die Flüchtlingsgegner werden es wie gesagt schwer haben den Text zu vestehen und dann wieder heftig auf „die da oben“ (evtl. im Kontext „Intellektuelle“) schimpfen, die sich ja soweit vom „Volk“ entfernt haben.

Was fehlt ist ein solcher Text in einfacher und verständlicher Sprache der diejenigen erreicht, die noch selbstständig genug sind ihre Positiion zu hinterfragen und sich auch mal Argumente der anderen Seite anhören wollen. Die anderen sind ja offenschitlich leider nicht mehr für irgendwelche Fakten zugänglich.

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