Bastelprojekt Gitarrenständer

Meine Sammlung an E-Gitarren und Bässen wächst und so langsam gerät das Konzept „ein eigener Gitarrenständer für jedes Instrument“ an die Grenzen des zur Vefügung stehenden Platzes. Also muss ich was ändern.

20180211_193036Das Problem ist offensichtlich. Hier ein Bild von drei Instrumenten, der Yamaha Pacifica und den beiden Bässen. Zusammen belegt dies eine Breite von ungefähr 1,20 m in meinem Arbeitszimmer. Zudem blockieren sie ein wenig den Zugang zu dem dahinter stehenden Aktenschrank und den Schubladen. Klar kann man die Instrumente schnell zur Seite stellen, aber das trotzdem schwebt mir eine andere Lösung vor. Im Musik-Fachhandel gibt es diverse „Multi-Ständer“ für Gitarren, ein Ständer für 5 Gitarren kostet dabei ab ca. 50 Euro aufwärts.

Auf der anderen Seite findet man natürlich jede Menge Anleitungen um so etwas selbst zu bauen. Also habe ich mich entschlossen, so ein Ding selbst zu bauen. Material soll Holz sein aus dem Baumarkt und als „Polster“ für die Instrumente soll das Isolationsmaterial für Heizungsrohre dienen, alles Artikel die nicht viel kosten.

Bevor ich aber loslege mit dem Einkaufen von Material will ich erst mal eine Konstruktoonszeichnung machen. Dazu habe ich mir das Paket „LibreCAD“ installiert, ein Programm zum Anfertigen von technischen Zeichnungen.

Phase 1 – Konstruktion einer Gitarrenschablone

Um ein Gefühl für die nötigen Dimensionen zu bekommen fange ich erst mal an, eine Umriss-Zeichnung einer E-Gitarre zu „konstruieren“. Die soll später dann in der Seitenansicht meiner Konstruktionszeichnung eingepasst werden um zu sehen, welche Abmessungen der Gitarrenständer haben muss.

Das Zeichnen des Umrisses geht mit Librecad zum Glück relativ einfach. Als erstes besorgt man sich ein Foto der Gitarre die man als Umriss haben will und lädt das auf eine eigene Ebene in LibreCAD. Jetzt hat man sozusagen die Vorlage. Nun auf eine neue Ebene wechseln mit z.B. dicken roten Linien. Jetzt kann ich die Konturen der Gitarre relativ einfach mit geraden Linien zwischen zwei Punkten oder mit Spline-Kurven nachzeichnen. Das geht relativ fix und wir brauchen ja auch keine volle Schönheit für das was wir mit dieser Kontur vorhaben. Wenn das Ding gezeichnet ist kann man die Ebene mit dem Bild wieder löschen und dann sieht das etwa so aus:

step1-construct-strat

Ist also ganz einfach. Wenn man genau hinschaut sieht man zudem zwei horizontale Linien,einmal oben in der Nähe der Kopfplatte und einmal im Body. Hier habe ich die Linien gezogen wo die Bridge positioniert ist und eben oben am Sattel. Denn natürlich ist die gerade erstellte Kontur nicht unbedingt in der passenden Größe für den Maßstab unserer Zeichnung. Aber da ich hier sozusagen die Mensur eingezeichnet habe von der ich weiß, dass sie bei dieser Gitarre 648mm lange ist habe ich also eine Referenzgröße. Nun kann ich in LibreCAD den Abstand zwischen Bridge und Sattel auf meiner nachgezeichneten Konstruktion vermessen. Bei meiner Zeichnung war der Abstand zunächst 470 mm. Nun kann ich den kompletten Umriss markieren und dann das ganze in LibreCAD skalieren, in diesem Fall muss meine nachgezeichnete Gitarre also um den Faktor 1,378 vergrößert werden um maßstabsgetreu zu sein. Nach dem Skalieren kann man ja die Mensur nochmal nachmessen, bei mir waren das dann 647,78 mm, also ausreichend genau für diese Gitarrenschablone.

Phase 2 – Ständer Seitenansicht konstruieren

Nachdem die Gitarre fertig ist konstruiere ich nun die Seitenansicht des zukünftigen Gitarrenständers. Zunächst versuche ich mich an einer Variante bei der die Gitarre ca. 15° schräg steht, aber das hat den Nachteil, dass dieser Ständer ein am Ende eine um mindestens 10 cm größere Tiefe haben wird was beim Platz hier im Zimmer eher suboptimal ist.

standAlso konstruiere ich mal munter drauf los. Die Stangen auf denen der Body der Gitarren später mal ruhen soll ist im Kern ein 22 mm Rundholzstab der mit einer 13 mm dicken Rohrisolierung aus Schaumstoff ummantelt sein wird. Oben am Gitarrenhals wird eine Rahmenholzleiste aus 40x40mm Holz verlaufen, das ist das Quadrat welches wir rechts in der Zeichnung sehen. In dieses Holz kommt dann der Halter für den Hals, hier Stelle ich mir einen Rundstab mit 15mm Durchmesser vor, der ebenfalls mit Rohrisolierung in der Stärke 9mm ummantelt sein soll. Diese Haltestäbe werden in 30mm tiefe Löcher im Rahmenholz eingesetzt, die man mit einem passenden Forstnerbohrer bohren kann. Dann kann jede Gitarre senkrecht stehen und der Hals ruht am Ende auf dem gepolsterten Rundstab. Für die Zeichnung habe ich jetzt ein wenig drauf los konstruiert, die beiden unteren Stäbe sollen ca. 20 cm auseinander stehen und die ganze Seite des Ständers wird am Ende ca.35cm breit sein. Links und rechts kommt dan jeweils ein 80mm breites Brett hin, das vorne etwas abgechrägt wird damit wir am oberen Ende nur noch 40mm, also die breite der Querstrebe haben. Am Ende soll das untere Rahmenholz zu einem rechteckigen Rahmen verschraubt werden und an die 4 Ecken sollen jeweils kleine Möbelroller platziert werden (Stück für 1,70 €) damit der ganze Ständer auf Rollen beweglich ist und auch mal schnell zur Seite verschoben werden kann.

Phase 3 – Frontansicht konstruieren

Jetzt geht es an die Konstruktion der Frontansicht. Die Idee ist ja, dass am unteren Ende ein Holzrahmen vorhanden ist in dem die beiden gepolsterten Stäbe befestigt werden und da wo die Gitarrenhälse anliegen sollen 15er Rundhölzer in den Querbalken gesteckt werden und ebenfalls mit Rohrisolierung aus Schaumstoff gepolstert werden. Nur, für wieviele Gitarren soll ich planen und wieviel Platz braucht denn eine solche Gitarre.

um den Platz für eine Gitarre auszumessen habe ich einfach mal eine senkrechte Regalwand hier im Keller benutzt und da in einem Abstand X mein Cajon hingestellt. Und dann probiert, was passiert, wenn die Gitarre in den Spalt zwischen Regalwand und Cajon gehalten wird. Habe ich genügend „Luft“ oder wird es eng. Bei 10cm reicht es nicht, da wüde z.b. der Tremolo-Hebel der Strat schon am nächsten Instrument entlang kratzen. Als ausreichend gut hat sich schließlich der Abstand von 15 cm erwiesen. Also planen wir mal mit 15 cm Abstand. Momentan habe ich 4 Gitarren, aber wer weiß, also plane ich noch eine weitere ein, dann sind wir bei 5 x 15cm, also 75 cm. Links und rechts noch ein wenig Platz, dann ist der Horizontale Balken (40×40 mm Querschnitt) also 80 cm lang. Mit den beiden 2 cm starken Seitenbrettern wird der Ständer also insgesamt 84 cm breit werden, das ist ein wenig mehr als ein Billy-Regal von Ikea.

frontviewSo sieht die vereinfachte Konstruktion dann aus. Am unteren Ende die beiden Balken an denen dann die Seitenbretter angeschraubt werden und dazwischen dann nochmal ein Balken mit der Länge 72 cm. Das ganze von Links und rechts verschraubt, unten an die Hauptbalken kommen dann die Möbelroller.

Soweit zur Theorie. Als nächstes schauen wir mal nach dem Material.

Phase 4 – Materialbeschaffung

Nun ging es zm lokalen Baumarkt um die notwendigen Teile zu besorgen. Hier zeigte sich dann allerdings, dass die Dinge die man online als vorrätig angezeigt bekommt noch lange nicht im Baumarkt auch vorrätig sein müssen. So gab es z.B. kein 15mm starkes Rundholz, nur 16mm. Da das aber auch problemlos in die Rohrisolierung passt habe ich eben das mitgenommen. Insgesamt also 4 Kanthözler 40×40 mit je 1m Länge. 2 Rundstäbe mit 22mm, einen mit 15mm und für die beiden Seitenteile tut es ein günstiges Brett mit 2cm stärke und 120×20 cm Größe. Zu guter Letzt noch 4 kleine Möbelroller mit einer 40x40mm großen Grundplatte.

Phase 5 – Basteln

20180310_100914Nun ging es an das Zusägen der Kant- und Rundhölzer und des Brettes. Aus meiner Zeit des Einzugs hatte ich zum Glück noch eine elektrische Kapp-Säge. Damit waren die Kanthölzer relativ schnell zurecht gesägt. Das ganze habe ich sozusagen hier im Kellerflur erledigt, denn das Wetter war heute eher nass, also nichts wo man draußen im Garten oder in der Garage arbeiten will. Das Brett habe ich so angezeichnet, dass die beiden Seitenteile durch einen geraden Schnitt (die lange schräge Linie) und dann die beiden kurzen 40mm langen Schnitte hergestellt werden können. 20180310_104252.jpgDanach wurden die Teile mit den notwendigen Bohrungen versehen und die Kanthölzer dort wo später die Runhölzer gelagert werden sollen mit Forstnerbohrern 30mm tief gebohrt.

20180310_120550Dann ging es an den Zusammenbau des Grundrahmens und der beiden Gitarren-Haltestangen. Hier zeigte sich, dass das die 22mm Rohrisolierungen nur mit sehr viel Kraft auf die 22mm dicken Rundhölzer geschoben werden konnten. Der untere Rahmen ist einfach mit ein paar Spax-Schrauben 5x60mm zusammengeschraubt, die beiden Lager für die Rundhölzer sind dann von oben auf den Rahmen geschraubt. Dann noch die Seitenteile hinschrauben und die Haltestange monterien. In dieser oberen Stange habe ich die 16mm-Rundhölzer verleimt damit die nicht mal aus Versehen rausfallen. Am Ende noch die Möbelroller hin, die Poster für die Haltestangen oben zurecht schneiden und aufsetzen und feritg ist der Gitarrenständer.

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So richtig gut sieht das natürlich erst aus, wenn man ihn auch dann dafür einsetzt, wofür er konstruiert wurde, nämlich Gitarren zu halten.

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Jetzt sieht meine Gitarren- & Bass-Sammlung doch gleich deutlich aufgeräumter aus und nimmt viel weniger Platz weg als zuvor. Und dank der Rollen am Ständer kann ich den auch mal schnell bequem zur Seite bewegen wenn ich an das Aktenregal muss. Außerdem haben die Gitarrengurte jetzt auch eine „Ruhepostition“ und liegen nicht als Stolperfallen im Weg rum.

Fazit: Ok, er war nicht billiger als ein fix und fertiger Ständer den ich beim Musikversender kaufen kann. Das Material lag bei knapp 50 Euro, dafür bekomme ich auch schon einen 5-fach-Gitarrenständer den man nur noch aufstellen muss. An Arbeitszeit für die Bastelei musste ich ca. 3 Stunden investieren, aber dafür habe ich jetzt ein selbstgemachtes Stück und nichts „von der Stange“. Und ja, es hat Spaß gemacht, mal wieder etwas handwerklich tätig zu sein.

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