Als vor über einem Jahr der Anlasser an unserem alten Auto schlapp machte war das für mich Zeit, sich mal beim Carsharing der Stadtwerke Augsburg anzumelden. Heute war dann der tasächlich erste Einsatz eines Fahrzeuges aus dem Fuhrpark dran.
Mein Gartenhaus braucht nämlich ein neues Dach. Dafür habe ich Stegplatten bestellt die am 1. Juli geliefert werden. Allerdings braucht es auch eine neue Unterkonstruktion, also brauche ich Konstruktionsholz vom Baumarkt. In einer Länge von teilweise 4 Meter. Was eindeutig zu viel ist für einen PKW.
An dieser Stelle kommt dann das Carsharing ins Spiel. Da gibt es schließlich viele Fahrzeugklassen vom Kleinwagen bis hin zum Transporter und über die Buchungsseite kann man schön rausfinden, welcher Transporter wo ausleihbar ist. Hier in der Nähe ist der Standort eines Opel Movano der eine Ladefläche von 3m hat, was für meine 4m Balken nicht reichen würde. Aber egal, eigentlich brauche ich nur knapp über 3m, aber die Staffelung sind eben 3m und 4m, also muss ich 4m nehmen und kürzen. Pythagoras angewendet un errechnet, dass bei einer Ladöffnungsbreite von 1,8m wohl 3,30m lange Balken diagonal in den Transporter passen. Reicht für meine Anwendung, also Meterstab und Säge mitnehmen wenn man das Holz holt.
Tja, dann kam die erste Challenge. Rausfinden wann der Transporter bereit steht. Hier ist die Car-Sharing-Seite relativ wenig hilfreich, denn ich soll einen Zeitraum eingeben in dem ich das Auto brauche und bekomme dann eben „Verfügbar“ oder „Nicht verfügbar“. In meinem Anwendungsfall bin ich aber gar nicht so sehr auf einen bestimmten Zeitraum fixiert, hier wäre es schön, wenn man eine Belegungsansicht sehen könnte um zu schauen, wo ein Zeitfenster vorhanden ist das ich nutzen kann. Also mal „Trial & Error“ gespielt und ein 3-Stunden-Fenster heute zwischen 10 und 13 Uhr gefunden und den Transporter reserviert.
Nächste Aktion war dann, zu sehen welche der drei Bauhaus-Filialen hier am Ort das Holz liefern kann. Wobei das hier um Eck gerade eigentlich ausscheidet, denn da ist die Parkplatzsituation wegen einer Baustelle sehr suboptimal und eigentlich nix was ich mir mit einem Transporter antun will. Also erst mal das größte versucht, aber da waren die 4m Balken nicht resevierbar, aber es gibt noch eines im Norden von Augsburg, da konnte ich online reservieren. Habe ich am Montagnachmittag gemacht und weil ich ja ein netter Mensch bin und nicht will, dass mein Zeug da drei Tage im Weg rum steht habe ich angegeben, dass Abholung ab Mittwoch (ein wenig Puffer einplanen) gewünscht ist. Tja, so weit zur Theorie. Ich bekam meine automatisierte Antwort dass die Reservierung eingegangen ist und dass ich eine weitere Mail bekomme wenn das Zeug zur Abholung bereit liegt.
Diese Mail war bis gestern abend nicht da, also habe ich mal auf die Reservierungsbestätigung geantwortet und erklärt, dass die Fahrzeugverfügbarkeit eben heute zwischen 10 und 13 Uhr ist und da das Zeug dann abholbereit sein sollte. Um 9:20 heute morgen dann tatsächlich die Mail, dass die reservierten Produkte zur Abholung bereit stehen.
Also bin ich mit meinem Sohn dann um 10 Uhr beim Transporter gewesen. Erst mal das Auto anschauen, welche Unfallschäden es gibt, hier hat einer der Vornutzer die rechte Seite lädiert, ein beliebter Ort für Dellen wenn der Fahrer mit Transportern wenig Fahrpraxis hat. Dank 20 Monaten Fahrdienst im Zivildienst bin ich die großen Fahrzeuge aber gewohnt.
Dann das Auto aufsperren, das geschieht indem man seine Carsharing-Mitglieskarte an den NFC-Leser an der Frontscheibe hält. Als nächstes einsteigen, und den Bordcomputer mit dem Schlüssel aus dem Handschuhfach nehmen. PIN eingeben und man kann den Schlüssel entnehmen. Dann noch im Bordbuch schauen, ob die Schäden auch dokumentiert sind, nicht dass die mir dann einer anlastet. Und los geht es.
Fahrt zum Baumarkt problemlos. Bei einem Kilometerstand von fast 66.000 km ist die Kupplung ausgelutscht genug dass man hier sehr „smooth“ fahren kann.
Im Bauhaus dann an der Information gefragt, wo ich das Zeug in Empfang nehmen kann. Wurde seltsamerweise nach Name und Vorname gefragt, obwohl sie eigentlich die Reservierungsnummer haben. Und dann die Antwort „Da holen Sie sich einen Wagen und holen das selbst aus dem Regal.“ Ja, Danke auch, die Idee war eigentlich ich reserviere, ihr stellt das abholbereit zusammen und dann hole ich es und alle sind zufrieden.
Egal, gehe ich halt zum Regal mit dem Konstruktionsholz und hole mir was ich brauche. Die Abholbenachrichtigung sagt leider kaum was über die Maße aus die ich da online geordert habe und die Artikelnummern findet man nicht am Regal. Also nehme ich das was ich finde und stelle fest, dass das was online als „reservierbar“ gekennzeichnet war wohl besonders edle Hölzer waren. Denn laut Reservierungsbestätigung wären 166,40€ fällig gewesen, tatsächlich habe ich aber für das Holz das ich dann im Baumarkt als „passt für den Zweck“ bewertet habe insgesamt nur 41,16€ bezahlt. Tja Bauhaus, danke für diese Sparoption. Da bin ich jetzt nicht wirklich traurig.
Also mit dem Wagen zum Transporter, Säge raus und die 4m Balken auf 3,30m gekürzt. Pythagoras funktioniert auch in der Praxis. Zurück nach Hause, ausladen und den Transporter zurück zu seinem Standplatz fahren. Am Ende war es dann eine Nutzungszeit von 10:00 Uhr bis 11:39 Uhr und 29 gefahrene Kilometer.
Also, abgesehen von der fehlenden Belegungstabelle für so Spezialfahrzeuge wie einen Transporter bin ich recht zufrieden mit dem Carsharing. Die Teilnahme kostet mich 7€ im Monat, das tut eigentlich nicht weh (Netflix ist mehr als doppelt so teuer) und auch wenn ich das jetzt nur sehr sporadisch nutze (heute das erste mal nach knapp 1,5 Jahren) so halte ich dieses Konzept doch für sehr unterstützenswert. Auch die Tarife für das Auto sind ok, Der Transporter kostet 3,60€ pro Stunde und 36 Cent pro Kilometer, also dürften sich die Kosten für den Einsatz auf knapp über 20€ belaufen. Das hätte ich bei einer konventionellen Autovermietung auch nicht günstiger bekommen, dort aber wahrscheinlich mehr Papierkrieg gehabt als beim Carsharing, wo der Papierkrieg einmalig bei der Anmeldung stattfindet und das Nutzen des Autos dann eigentlich ganz problemlos funktioniert.
Daumen hoch fürs Carsharing und ein „na ja“ für den Service vom Bauhaus. Immerhin hat mir diesmal die Servicewüste richtig viel Geld gespart.
Der „Papierkrieg“ bei einer konventionellen Autovermietung hält sich übrigens auch sehr in Grenzen. Ein reserviertes Fahrzeug (mehr Flexibilität bei der Abholung) bekommt man innerhalb von 10 min (ohne Wartezeit). Kontrolle auf Schäden ist Pflicht, aber gute Vermietungen arbeiten i.d.R. gut vor. Also kein Argument für Carsharing.