Seit ich mich an der E-Gitarre versuche spiele ich auf Modelling-Verstärkern von Line 6. Angefangen auf einem Spider IV 15 Watt und dann vor einigen Jahren einen Spider V 30 Watt auf ebay-Kleinanzeigen erstanden. Also ein Sprung von 4 Sound-Presets zu 128 Sound-Presets und der Möglichkeit alles am Tablet zu editieren. Und doch wälze ich seit Wochen die Frage, ob mich diese ganze Vielfalt nicht davon abhält, mich auf das eigentliche Spielen am Instrument zu konzentrieren. Und ich habe mich lange gefragt, wie ein anderer Verstärker sich mit meinen Gitarren anhören würde. Diese Frage habe ich heute beantwortet.
Hier im Landkreis gab es ein Angebot auf ebay-Kleinanzeigen für einen Marshall 8240 „Valvestate S80“ Verstärker der nur 120 Euro kosten sollte. Und das für einen Verstärker der 2 Stück 12 Zoll Celestion Lautsprecher drin hat, die alleine schon mehr kosten würden. Also da mal hingefahren und das edle Teil nach Hause geholt.
Das Teil hat hauptsächlich „solid state“ Technik drin, also Halbleiter, lediglich der Overdrive-Kanal hat eine Röhre drin, also das was man heute „Hybrid-Verstärker“ nennt. An Effekten gibt es einen Federhall klassischer Bauart und einen Stereo-Chorus was dann auch die beiden Lautsprecher erklärt, denn die Endstufe nach den Effekten ist in Stereo ausgelegt. Zwei Kanäle, ein Clean-Kanal den man zwischen total sauber und ein wenig „Crunch“ umschalten kann und auch der Overdrive-Kanal hat 2 Wahlmöglichkeiten die dann auch für Heavy Metal geeignet sein dürften.
Dieser Verstärker ist alt, denn die Serie wurde zwischen 1993 und 1996 in England gebaut. Also mindesten 24 Jahre hat das Ding auf dem Buckel, ein erster Sound-Check zeigte dann auch, dass die Potis etwas kratzen. Das sollte aber mit ein wenig Kontaktspray zu beheben sein, eine Dose Tuner 600 Spray ist bestellt und wenn die da ist wird halt mal „Wartung“ gemacht.
Potis hat das Ding ja eine Menge. Der Clean Kanal hat „Gain“, „Bass“, „Middle“ und „Treble“ zu bieten, der Overdrive-Kanal dann wieder „Gain“, „Bass“, „Middle“, „Treble“, „Contour“ und „Volume“. Die Effekt- und Entstufen-Seite hat dann nochmals 5 Potis, einen „Effects Mix“ um das was von der Effekt-Schleife kommt mit dem Originalsound zu mischen, dann „Reverb“ für den Federhall, „Chorus Rate“ und „Chorus Depth“ für den Chorus-Effekt und am Ende die „Master“ Lautstärke. An der Rückseite gibt es zwei Line Ausgaänge für links und rechts und einen Anschluss für einen Fußschalter mit dem man zwischen Clean und Overdrive Kanal hin und her schalten kann und auch den Chorus ein oder ausschalten kann.
Tja, was soll ich sagen, die ersten Versuche mit meiner Yamaha Revstar RS502T waren sehr vielversprechend. Der Clean-Canal ist wunderbar sauber und hört sich gut an, der Overdrive zerrt gut. „Crunch“ hört sich auch gut an. Und nennt mich von mir aus altmodisch, aber mir gefällt der Gedanke sehr, dass man anhand der Potis und Schalterstellungen sofort sehen kann, wie der Verstärker eingestellt ist. Bei meinem Spider V sehe ich da nämlich eher wenig, man wählt einen Preset und kann dann am Tablet mit Touchscreen sich durch die Einstellungen hangeln, sofern die App nicht abstürzt. Was dann wie oben erwähnt eher dazu führt, dass man sich in den Einstellungen verliert und das eigentliche Üben in den Hintergrund rückt. Und da sehe ich jetzt echt den Vorteil des alten Verstärkers, der ist sozusagen noch pure Analogtechnik, natürlich schon das was damals vor 27 Jahren „angesagt“ war, aber da waren wir noch weit weg von Modelling-Amps und digitalen Verstärkern.
Die „Wermutstropfen“ an dem Verstärker sind der fehlende Eingang für MP3-Spieler (ja, das gab es halt 1993 auch noch nicht) und vor allem das Gewicht von 25kg, da hat man schon was zu schleppen.