Seit Anfang Oktober ist mein erster Kurs bei Udemy online und jetzt, nach einem Monat habe ist es mal an der Zeit, ein wenig zu reflektieren und zu erzählen wie es läuft.
Die Idee
Die Idee für den Kurs entstand ja schon, als mein ehemaliger Arbeitgeber ankündigte, dass er den Standort hier schließen wird und ich damit meinen Job los bin. Ich hatte im Jahr 2016 ja schon eine Tutorial-Serie für Orgmode auf YouTube gestellt welche mir über 3500 Abonnenten für meinen Kanal eingebracht hat. Also dachte ich mir „mal gucken, ob man mit so was auch Geld verdienen kann“ und habe im Sommer dieses Jahr den Kurs nochmal aufgenommen und auch ein Kurshandbuch dazu geschrieben.
Das Handbuch
Das Handbuch können die Studenten als PDF runterladen und es dauerte nicht lange, da kam dann die Frage, ob man das auch als EPUB bereitstellen könnte. Nun, das Buch habe ich in LaTeX geschrieben und noch dazu ein Paket benutzt, dass Tastendrücke als kleine Graphiken mit dem Tastensymbol anzeigt, was ein Konvertieren nicht gerade erleichtert. Überhaupt, ist der Workflow von LaTeX nach EPUB sehr holprig, ich hatte zwar kein Problem, die schönen Tastengraphiken via Serach/Replace in Texte wie „C-c“ umzuwandeln, aber trotzdem gibt es keinen geradlinigen Weg zu einem schönen EPUB. Klar, erst mal mit LaTeX2HTML das LaTeX in HTML und von dort mit „ebookconvert“ ein EPUB draus basteln geht schon, aber das Ergebnis hat dann ein ein sehr schlechtes Inhaltsverzeichnis, weil eben auch jede Fußnote aus dem Text als „leerer Eintrag“ im Inhaltsverzeichnis auftaucht. Das bedeutet, Calibre anschmeißen un das Inhaltsverzeichnis von Hand anpassen, etwa ein Stunde extra Arbeit. Ok, das nächste Handbuch schreibe ich wieder mit DocBook-XML, da gibt es automatische Workflows aus denen sowohl PDF als auch EPUB oder HTML rauspurzeln.
Videos erstellen und nachbearbeiten
Die Erstellung der Videos ging mit Open Broadcaster Studio recht gut, auch wenn ich leider hin und wieder einen Freeze von der Webcam hatte. Das Nachbearbeiten in Kdenlive war auch relativ einfach, einen Titel mit Einblendung ins Video und am Ende wieder ausblenden, ein paar „Outtakes“ machen wenn was bei der Aufnahme schief ging. Leider hatte ich schon alles gemacht bis ich dann las, dass Udemy keinen Text in den Kurslogos will, also musste ich noch schnell mein Logo neu gestalten und alle Videos neu rendern und nochmals hochladen. Dann den Kurs zum Approval schicken.
Einige Tage später geschaut, Mist, irgendwie hat das mit dem „Submit for approval“ nicht gklappt. Also nochmals. Am 3. Oktober kam dann morgens die Mail, dass der Kurs jetzt Online ist, also schnell das Promo-Video auf YouTube hochladen und den Kurs verlinken und dann schauen was passiert.
Studenten kaufen den Kurs
Also bin ich jetzt häufiger in der „Instructor“-Ansicht von Udemy unterwegs. Und an den ersten Tagen kamen sehr viele Studenten, hier eine aktuelle Graphik welche die letzten 30 Tage (Stand 6. November) zeigt:
Besonders erstaunt war ich von dem Peak am 10. Oktober, das hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorgestellt, das ich an einem einzigen Tag $700 mit diesem Kurs verdiene. Allerdings war das kein Zufall, denn der Kurs wurde vorher auch von Leuten auf Reddit verlinkt, und viele die bereits meine YouTube-Tutorials gemacht haben kauften dann diesen Kurs einfach um mal „Danke“ zu sagen.
Reviews & Feedback
Auch in den Reviews schnitt der Kurs recht gut ab. Das aktuelle Rating ist 4,64 während der Durchschnitt für andere Kurse aus dem Themenfeld „Personal Productivity“ nur bei 4,25 ist. Von einigen Studenten kamen dann auch Fragen die ich natürlich alle auch zeitnah beantwortet habe.
Der heilige Gral
Nachdem der Kurs knapp 2 Wochen online war kam dann auch eine Mail, dass er nun in den Katalog für „Udemy for Business“ aufgenommen wurde, eine Ehre die nur 3% der Kurse auf Udemy zu teil wird. Udemy for business ist ein „subscription-based“ Programm, das heißt eine Firma zahlt für ihre Mitarbeiter einen festen Betrag und die können dann alle Kurse aus dem Udemy for Business Katalog machen. Der Dozent erhält sein Geld anteilig an den Stunden, welche die Studenten in seinem Kurs verbracht haben. Eine Statistik die ich Ende Oktober dann gemacht habe zeigt, dass 30% meiner Studenten von Udemy for Business kommen.
Money, Money, Money
Bei der Anzeige der Kursteilnehmer und des Verdienstes sah ich aber eine starke Diskrepanz zwischen dem Preis zu dem ich den Kurs eingestellt habe (34,99€) und dem was ich tatsächlich verdiene. Also nachgeschaut und festgestellt, dass der Kurs von Udemy ins „Discount-Programm“ aufgenommen wurde und dort für 11,99€ verkauft wurde. Nun denn, Kleinvieh macht auch Mist wie es so schön heißt und für mich ist der Verdienst im Moment eh ein eher theortischer Wert, denn alles was ich tatächlich an Gewinn aus diesem Kurs bekomme wird gegen mein Transfer-Kurzarbeitergeld angerechnet. Um überhaupt eine finanzielle Belohnung zu bekommen muss ich also Betriebsausgaben haben die wir gegenrechnen können um den Gewinn zu schmälern, ein Unterfangen bei dem mich mein Steuerberater unterstützt.
Heute nun habe ich zumindest halbwegs Klarheit, was ich im Oktober mit dem Kurs verdient habe. Bei Udemy sieht das graphisch aufbereitet dann so aus:
Der größte Anteil mit ca. 75% fällt unter „Your Promotions“, das sind Leute, die meinen Promo-Link hier im Blog oder auf meinem YouTube-Channel anklicken. Das bedeutet dann, dass ich vom Preis des Kurses 97% bekomme, wenn Udemy die Leute wirbt, dann reduziert sich mein Einkommen auf 50% und Dinge wie Ad-Program und Affiliate Programm haben noch niedrigere Prozentangaben für den Dozenten. Ein Student hat wohl auch von seinem Rückgaberecht Gebrauch gemacht und das segelt dann unter Refunds. Udemy for Business ist mit $200 vergleichsweise wenig, wenn man bedenkt, dass 30% der Studenten von dort kommen. Vielleicht hätte ich mehr ausschwefende Videos machen müssen, damit die Studenten länger brauchen. 😉
Hat es sich rentiert?
Die Antwort kann eigentlich nur ein klares „Ja“ sein. Im ersten Monat immerhin schon knapp $3500 verdient. Rechnen wir mal den Zeitaufwand, der Kurs hat 6,5 Stunden und die Faustformel ist „1 Stunde Video = 10 Stunden Arbeit“, was ungefähr hin kommt wenn man das erstellen der Kursunterlagen, das Aufnehmen, Nachbearbeiten usw. einkalkuliert. Also rechnen wir mal grob 70 Stunden für die Kurs-Erstellung. Das bedeutet, dass mein „Stundenlohn“ allein für diesen Monat schon bei $50 liegt. Und das ist ja noch nicht das Ende, der Kurs wird ja täglich weiter verkauft.
Das ist genau das Schöne an diesem Verdienstmodell. Man erstellt einmal etwas und die Plattform Udemy kümmert sich um den Verkauf und die Vermarktung, aktuell hat der Kurs sogar den Sticker „New & hot“. Und für mich als „Dozenten“ bleibt nun nur noch übrig, hin und wieder eine Frage zu beantworten. Und eben zuschauen wie die Einnahmen fließen. Das skaliert deutlich besser also z.B. wenn ich Dienstleistungen wie z.B. „Haareschneiden“ verkaufen würde. Ein Frisör muss immer wieder die Dienstleistung erbringen, mit jedem Kunden neu, als Online-Dozent erstelle ich einmal den Kurs und danach habe ich nur noch die Betreuung der Studenten.
Wie geht es weiter?
Heute am 6. November ist die Zahl der Studenten aktuell bei 473. Es sind Studenten aus 48 Ländern weltweit, alle Kontinente außer der Antarktis sind mittlerweile vertreten. Sehr viele Studenten kommen weiter über Udemy for Business. Natürlich wird für dieses Nischenprodukt irgendwann eine „Marktsättigung“ da sein, aber aktuell bin ich mit dem Verlauf dieses Kurses mehr als zufrieden.
Der nächste Kurs ist auch schon im Entstehen, diesmal werde ich einen sehr kurzen Kurs in deutscher Sprache anbieten, einfach mal um zu sehen, ob der auch Interessenten findet oder nicht. Ich bin auch noch unschlüssig, ob ich den Kurs verkaufen oder gratis anbieten soll, denn wahrscheinlich ist er kürzer als 2 Stunden, d.h. man könnte ihn auch gratis anbieten. Auf der anderen Seite stecke ich natürlich trotzdem Arbeit da rein und die sollte auch belohnt werden. Na ja, das kann ich immer noch am Ende entscheiden wenn alle Videos aufgenommen sind und der Kurs quasi fertig ist.
Fazit
Aktuell ist dieses Dozenten-Dasein noch nicht ausreichend um jeden Monat davon leben zu können, aber so als Nebentätigkeit ist das genau das Richtige für mich. Ich werde also auf der Freiberufler-Schiene auf Anraten meines Steuerberaters weiter segeln und mal sehen, vielleicht kann ich ja auch mal Kurse mit Präsenzunterricht machen, also wenn diese Pandemie vorbei ist. Aber es macht unheimlich Spaß hier im Keller Kurse zu erstellen. Sozusagen ein Passion-Project, wobei das ja per Definition eher was ist, was man sowieso macht, auch ohne die Absicht des Geldverdienens.