Eye to the sky

Damals im Studium (ist schon 40 Jahre her) habe ich als allgemeinwissenschaftliches Wahlpflichtfach „Astronomie“ belegt. Einfach, weil mich das schon immer interessiert hat. Damals habe ich auch mal 250 DM in eine Spiegelteleskop investiert, das ich dann immer mal wieder rausgeholt habe um etwas zu sehen. Neulich habe ich dann ein „Upgrade“ gemacht.

Das erste Teleskop

Das Spiegelteleskop ist nicht ganz schlecht, aber hat leider nur eine einfache äquatoriale Montierung, die aber durchaus ausreichend ist. Das größte Problem ist allerdings, dass der Okular-Durchmesser bei dem Ding mit knapp 24,5 mm kleiner ist als der Standard, den man bei Teleskopen hat. Man ist also auf das damals mitgelieferte Zubehör beschränkt. Trotzdem kann man mit dem Ding schön den Mond sehen.

Das alte Teleskop mit einem Kameraokular welches wir von einem Mikroskop „ausgeliehen“ haben

Das obige Bild zeigt das alte Teleskop und ein Setup mit einem Kamera-Okular das eigentlich zu unserem Mikroskop gehört, das aber wenigstens in den Tubus am Teleskop passt. Mit einem Tablet-Programm kann man dann Fotos und Videos aufnehmen. Leider ist der Mond da sehr hell, wie man auf dem Bild sehen kann.

Kamera-Adapter

Bei Thingiverse gibt es einen Kameraadapter für Teleskope den ich mir mal ausgedruckt habe.

Der ausgedruckte Handy-Adapter

Die Klemme für das Okular habe ich hier mit Moosgummi verstärkt, damit auch das kleinere Okular meines alten Teleskops gut gehalten werden kann. In die andere Klemme positioniert man das Handy so, dass die Handykamera vor dem Okular zu liegen kommt. Mit so einem Setup kann man schon mal ganz gute Bilder vom Mond machen wie das nebenstehende Bild zeigt.

Trotz allem wollte ich jetzt mal wieder ein wenig mehr machen, vor allem da wir auch unserem Sohn gerade ein wenig das Thema Astronomie erklären. Also habe ich mal überlegt, das Teleskop auszutauschen. Hier habe ich diverse Videos geguckt und mich am Ende für einen Umstieg zum Refraktor (Linsenteleskop) entschieden, denn Refraktoren haben den Vorteil, dass man sie nicht erst lange auf „Betriebstemperatur“ bringen muss.

Neues Teleskop

Eigentlich war ich schon drauf und dran bei einem Versender zu bestellen, aber dann habe ich auf Ebay-Kleinanzeigen einen Refraktor gefunden, der in etwa dem entspricht was ich bestellen wollte, nur viel preisgünstiger war. Also habe ich mir den geholt.

Das neue Teleskop

Das ist ein Skywatcher 900m Refraktor mit einer EQ2-Montierung. Hier ist mal wichtig zu erwähnen, dass man beim Teleskopkauf am besten auf eine äquatoriale Montierung achtet. Anders als bei der azimutalen Montierung die wie ein Fotostativ funktioniert hat die äquatoriale Montierung eine Achse die so ausgerichtet ist, dass sie parallel zur Erdachse verläuft. Damit muss die Erdrotation an nur einer Achse kompensiert werden und nicht an zwei Achsen wie bei einem Fotostativ.

Am ersten klaren Abend dann gleich mal den Handy-Adapter gepackt und geschaut was man so sehen kann. Aktuell sind Jupiter und Saturn abends sehr gut im Süden zu sehen. Leider hat mein Handy-Adapter dann aber das Problem gehabt, dass ich die Schraube zum Fixieren des Handys abgerissen hatte und die erst mal neu ausdrucken musste.

DSLR-Adapter

Na, wenn der 3D-Drucker schon läuft, dann können wir doch auch gleich einen Adapter für die Spiegelreflexkamera drucken. Gesagt getan. Den dann in einer mondlosen Nacht sehr erfolglos probiert, denn meine Nikon-D40 hat kein Live-View, man muss also durch den Sucher gucken um zu sehen was man fotografiert und das klappt nicht. Die Nikon D7000 hätte Live-View, aber das zeigt eigentlich kaum was an, der Kamerabildschirm ist fest montiert und als größeres Problem zeigt sich auch, dass die paar hundert Gramm Kameragewicht das Teleksop komplett aus der Balance bringen. Also legen ich das Thema DSLR Adapter mal zur Seite.

Okular-Kamera

Beim Versender gibt es für wenig Geld eine Okular-Kamera mit 1920×1080 Auflösung. Also bestelle ich die mal und versuche das Setup mit meinem Tablet (wie oben) und dieser Kamera.

Jupiter mit der SV105 am Tablet aufgenommen

Hier zeigt sich dann, dass das Tablet-Programm komplett am Limit ist. Die Belichtung kann nicht weiter verringert werden. Das heißt, ich sehe jetzt zwar auch zwei Jupitermonde links unten, aber dafür ist Jupiter selbst nur ein komplett überbelichteter Kreis. Das menschliche Auge ist hier dem CCD-Kamerachip haushoch überlegen, wenn ich durchs Okular schaue sehe ich sowohl Detail bei Jupiter als auch die Monde. Würde ich die Kamera so weit runterregeln dasss Jupiter nicht mehr überbelichtet ist, dann wären die Monde nicht mehr sichtbar.

Saturn sieht hier schon etwas besser aus, aber auch nicht wirklich zufriedenstellend..

Also muss ich wohl nach einem PC-Programm schauen das ich mir auf den Notebook packen kann. Mit AstroDMX finde ich ein ganz gutes Programm das die Kamera besser einstellen kann.

Erster Einsatz am Jupiter

Also in der nächsten klaren Nacht wieder raus, Teleskop auf Jupiter, Kamera rein in den Tubus und sehr lange nachjustieren bis man Jupiter auf dem Notebook-Monitor sieht. An dieser Stelle sei auch mal erwähnt, dass manche Werbeprospekte von Teleskopen Euch suggerieren, ihr würdet damit die Planeten schön formatfüllend sehen. Das ist leider maßlos übertrieben, denn auch mit einer recht guten Vergrößerung sind die Planeten im Teleskop auch nur als kleine Scheibchen zu sehen und in der Kamera mit 1920×1080 haben sie dann ungefähr die Größe eines Icons. Also erwartet hier keine Wunder.

Auf jeden Fall hatte ich Jupiter im Bildschirm und dann mal eine Bildserie mit 73 Bilder gemacht, bevor der Planet aus dem Bild wandert. Denn mein Teleskop hat ja keine motorische Nachführung und von Hand klappt das auch nicht. Aber es besteht ja die Hoffnung, dass man das per Software später rausrechnen kann. Was ich hier mach wird mit „Lucy imaging“ bezeichnet, man macht möglichst viele Bilder und nimmt später dann die besten Bilder.

Also rein ins Haus,Bilder auf den „großen PC“ übertragen und dann mal versuchen das zu „Stacken“ wie das im Fachjargon heißt. Als Programm für diese Aufgabe habe ich mir Siril herausgesucht und installiert. Soweit so gut. Leider scheitere ich massiv an der Tatsache, dass meine Planetenbilder nicht übereinander liegen sondern durch die Erdbewegung der Jupiter durchs Bild wandert. Ich habe zwar versucht, das mit Siril zu kompeniseren, aber das „beste“ Ergebnis sah so aus nachdem ich auch noch align_stack_image auf das Problem angesetzt habe.

Künstlerische vielleicht interessant, als Bild vom Jupiter aber nicht zu gebrauchen.

Kollegen in der firmeninternen Gruppe für Astrofotografie (ja, so was haben wir) haben dann Autostakkert empfohlen. Mit diesem Windows-Programm (das aber zum Glück auch unter Wine auf Linux läuft) ist es mir dann gelungen den Jupiter zu „stacken“.

Mein erster „gestackter Jupiter“

Hier kommt aber jetzt leider der Spruch „A fool with a tool is still a fool“ zur Geltung. Denn das Bild da oben ist beileibe nicht das Resultat des Stacking, sondern nur das schwarzweiße Referenzbild das der Stacker intern benutzt. Allerdings war es auch das einzige Bild das ich im Verzeichnis der Stacking-Software gefunden habe. Erst später lernte ich dann, wo Autostakkert tatsächlich seine fertigen Bilder hinlegt.

Für das Thema „Erdbewegung rausrechnen“ gibt es übrigens auch „PIPP„. den Planetary Image PreProcessor der das sehr gut kann, so dass man später auch die Bilder mit Siril stacken könnte. Wobei ich hier sagen muss, dass ich das bisher nicht nach Lehrbuch betreibe, denn dann bräuchte man auch noch „darks“, „biases“ und „flats“ die dann benutzt werden um z.B. Staub auf dem Kamerasensor zu kompensieren.

Nächster Anlauf

Bei all diesen Versuchen habe ich doch einiges gelernt. Und gestern Abend war es wieder wolkenlos, also die ideale Gelegenheit Jupiter, Saturn und den Mond aufs Korn zu nehmen. Für die Planeten habe ich nun auch noch eine Barlow-Linse mit 2-facher Vergrößerung in den Okulartubus gesteckt, in der Hoffnung, dass die Bilder dann ein wenig größer auf dem Kamerachip sind.

Das Problem bei so einem Setup ist allerdings, dass 2-fache Vergößerung auch bedeutet, dass jeder Wackler doppelt so große Auswirkungen hat.Und ja, die EQ2-Montierung meines Refraktors ist nun nicht wackelfrei und wenn man die Kamera in der Barlow-Linse hat sieht man jeden Wackler sehr heftig auf dem Bildschirm. Das ist auch etwas, was einem bei der Betrachtung mit den Augen nicht passiert, denn in diesem Fall ist die Kamera (also das Auge) vom wackeligen System mechanisch entkoppelt. Man kann das mit einer Lupe vergleichen, mit dem man einen Text liest. Wenn ich die Lupe geringfügig bewege, dann stört mich das nicht, weil der Text sich ja nicht bewegt und ich mich auf den Text und nicht die Ränder der Lupe konzentriere. Würde hingegen eine Kamera starr mit der Lupe verbunden sein (so wie die Kamera am Teleskop) dann sieht man jeden Wackler.

Von allen Planeten habe ich AVI-Videos gemacht, vom Mond auch ein paar Snapshots.

Bild von Jupiter

Diese Bild wurde mit PIPP verbereitet und dann mit Siril gestackt. Man sieh den Planeten, aber keine Monde, da die unterhalb der Kameraempfindlichkeit waren.

Saturn

Auch dieses Bild von Saturn wurde mit PIPP vorbereitet und dann in Siril gestackt, hierbei wurden 666 Einzelbilder übereinander gelegt.

Saturn mit Autostakkert

Hier habe ich den Output von PIPP dann nochmal mit Autostakkert bearbeitet. das Ergebnis sieht etwas anders aus.

Snapshot vom Mond

Dieses Foto vom Mond ist als Snapshot gemacht. Bei den Mondfotos kam ein Mondfilter zum Einsatz damit der Mond nicht total überstrahlt ist. Der Mond bewegt sich auch relativ flott durch den Aufnahmebereich, selbst ohne 2x Barlow-Linse wandert er sehr schnell aus dem Zentrum der Kamera.

Mond halbkugelförmig

Hier sieht man eine andere Region des Mondes. Eigentlich dachte ich das wäre Polar, aber dann fiel mir ein, dass ich ja keine harten Fakten habe, wie die Kamera im Okulartubus gedreht war. Es gibt also hier noch keine Zuordnung zu „oben“ oder „unten“.

Wie geht es weiter

Das Thema Astrofotografie ist recht faszinierend. Und wenn man bedenkt, das ich das mit relativ wenig Vorbereitung und einem mehr schlecht als recht auf den Himmelspol ausgerichtetem Teleskop schon so gut schaffe, da ist noch Verbesserungspotential drin.

Ein mögliche Upgrade wäre eine Kamera mit höherer Auflösung, spricht statt 50×50 Pixel Größe bei 2-Megapixel wäre die Hoffnung, dass Jupiter dann wenigstens 100×100 Pixel groß ist.

Eine weitere Idee ist ein Foto vom Orionnebel zu machen wenn der am Abendhimmel zu sehen ist. Auf YouTube gibt es ein sehr interessantes Video dazu. Momentan ist Orion aber eher am am Morgen um 5 Uhr zu sehen, d.h. es wird wohl Januar oder Februar werden bis Orion am Abendhimmel im Süden auftaucht.

Ein Gedanke zu „Eye to the sky

  1. Das war ein ganz begeisternder Post. Ich verfolge Ihr Blog seit ich die orgmode Videos vor Jahren auf YouTube gesehen habe, und ich finde es rundum schön. Heute war ich besonders fasziniert, danke!

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