Broken by design

In meiner Freizeit bin ich Vorstand bei einem Schützenverein. Wir haben ein eigenes Vereinsheim. Und weil wir das Jahr 2021 haben wird die Mitgliederverwaltung natürlich an einem PC gemacht. Dafür stellt der Dachverband ein Verwaltungsprogramm bereit, das vor allem auch Funktionen für die Weitermeldung der Mitglieder an den Dachverband enthält. Dieses Programm läuft aber nur unter Windows. Also muss der Vereins-PC auch unter Windows laufen. Und das ist schlecht. Sehr schlecht. Warum?

Software ist nie fehlerfrei (vertraut mir, ich verdiene mein Geld mit Software-Tests) und das bedeutet, dass Software regelmässig aktualisiert werden muss. Was man natürlich tun sollte, denn natürlich schließen diverse Updates auch Sicherheitslücken, also will keiner einen PC haben, der nicht auf dem aktuellen Stand ist.

Für das Einspielen der Updates haben unterschiedliche Betriebssystem unterschiedliche Vorgehensweisen. Meine Linux-Kisten hier beispielsweise melden mir, dass es es neue Pakete gibt und die kann ich sozusagen „auf Knopfdruck“ einspielen. Läuft einfach so nebenbei im Fenster. Oder auch ohne Fenster. Bei meinem Sohn, der auch Linux auf seinem PC hat, der aber noch keine Ahnung von Updates hat spiele ich die einfach remote per SSH ein und er merkt es nicht mal, dass ich auf seinem Rechner eingeloggt bin und da das Update starte. Und meist sind die Updates binnen weniger Minuten eingespielt, alles ganz einfach. Hin und wieder muss ich nach dem Update den Rechner neu starten, ist aber eigentlich nur erforderlich wenn ich gerade neue Graphiktreiber bekommen habe und danach ohne Neustart z.B. KMyMoney starten will, dann stürzt das ab weil die Treiber ausgetauscht wurden. Ansonsten kann ich das Ding auch weiterlaufen lassen und der „Neustart“ findet dann halt am nächsten Tag statt.

Bei Windows 10 macht der Rechner das automatisch. Also ohne, dass der Nutzer da viel tun kann. Windows kümmert sich um alles. Das wäre in der Tat ein schönes Konzept, wenn es denn funktionieren würde. Und genau das ist das Problem auf dem PC in unserem Verein.

Wir sind wie gesagt ein Sportverein, d.h. der PC läuft nur mal wenn ich z.B. irgend eine Geburtstagsliste oder Formulare drucken will oder wenn man z.B. Wettkampfergebnisse online melden will. Also mehr oder weniger einmal die Woche für eine halbe Stunde. Und nicht jeden Tag 8 Stunden lang.

Nun passierte letztes Jahr was ganz doofes, wir hatten plötzlich eine Pandemie und aufgrund der Kontaktbeschränkungen war unser Verein sozusagen von März weg zu. Und der PC aus. Nach vielen Monaten durften wir dann wieder öffnen und der PC stellte fest, dass es in der Zwischenzeit doch einige Updates gab, die eingespielt werden sollten. Blöderweise lief das Ding nie lange genug um den Update-Vorgang auch abzuschließen.

Neulich fiel mir dann auf, dass ich einen Hinweis bekam, dass das Betriebssystem nicht mehr „supported“ wird. Ey, wie das. Problem war wohl, dass ich ein großes Update „20H1“ installieren sollte, aber dafür reichten auch 3 Stunden die der PC am Abend lief nicht aus.

Damit dieser Zustand verbessert wird bin ich gestern mittag mal ins Vereinsheim gefahren, habe den PC gestartet und dann im Windows-Update-Dialog gesehen, dass er anfängt das Ding zu installiern. So sagte er wenigstens. Also laufen lassen in der freudigen Erwartung dass die Sache durch ist wenn wir abends regulär Vereinsbetrieb haben.

Abends war dann der Update-Screen weg? Nanu. Nochmal aufgemacht, dann hieß es wieder „Runterladen und installieren“. Also gut, warten wir mal . Nach etwa einer halben Stunde dann „Updates installiert. Es ist ein Neustart erforderlich“. Na super, haben wir es geschafft. Gleich mal den Rechner neu starten.

Und dann, die große Überraschung:

„Updates werden verarbeitet 1%. Schalten Sie ihren PC nicht aus. Es dauert einen Moment“

Dieser Bildschirm war dann nach dem Update zu sehen. Und der „Moment“ dauerte tatsächlich 2 Stunden! Zwei Stunden in denen ich auf das Fertigstellen der Updates warten durfte. Zwei Stunden in denen man mit dem PC absolut nichts machen konnte außer auf diesen Bildschirm zu starren.

Sorry, das ist einfach „broken by design“. Meine Linux-Maschinen zeigen deutlich, dass es auch anders geht. Nämlich kurz und im Hintergrund. Und ich als Nutzer bzw. Administrator kann sehr schön festlegen ob und wann ich diese Updates installieren will. Bei Windows 10 hingegen habe ich keine Möglichkeit gesehen, manuell zu triggern, dass das Ding jetzt doch bitte mal seine 8 CPU-Cores fürs Update verwenden soll während ich Kaffee trinken gehe. Nein, Windows zwingt mir selbst seinen kaputten Plan auf und der vorgeschlagene Neustart nach(!) Instalaltion der Updates legt die Kiste für 2 Stunden lahm.

Es hat Gründe warum ich Windows nicht mag. Jetzt kennt ihr einen davon.

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