Finanzmathematik für Zeitungsleser

Im September habe ich mich ja über das Dilemma der Online-Zeitungen ausgelassen. Seitdem habe ich versucht, journalistische Angebote zu unterstützen und mir Ende letzen Jahres mal ein Abo bei den Riffreportern zum Ausprobieren gegönnt. Da musste ich aber feststellen, dass mich die Artikel oft nicht so sehr interessiert haben um damit ein Abo zu rechtfertigen. Also habe ich zum neuen Jahr dann mal ein weiteres Experiment gestartet und das Online-Abo der lokalen Tageszeitung ausprobiert. Das wirbt ja mit im 1. Monat 0,99€ und danach 9,99€ monatlich. Und da es Nachrichten aus meiner direkten lokalen Umgebung enthält wollte ich mal sehen wie das läuft. Jetzt kam die erste Abbuchung von meinem Girokonto. Und die warf einige Fragen auf.

Abgebucht wurden 11,30€, also ein Betrag den ich aus Kombinationen von 9,99€ und 0,99€ nicht bilden kann. Im Kontoauszug war eine Rechnungsnummer angegeben, doch die Rechnung selbst ist im Online-Konto bei der Zeitung nicht einsehbar. Also per Mail nachgefragt wie dieser Betrag zustande kommt und heute habe ich die Rechnung per Mail bekommen.

Der Betrag von 11,30€ ergibt sich aus:

  • Probezeitraum 01.01.2023-30.01.2023: 0,99€
  • Bezugszeitraum 31.01.2023-31.01.2023: 0,32€
  • Bezugszeitraum 01.02.2023-28.02.2023: 9,99€

Daraus ergeben sich folgende interessante Schlussfolgerungen:

  • Der Probemonat hat nur 30 Tage, was natürlich nicht auf der Angebotsseite noch in den AGB steht. Für den verbleibenden 31. Januar zahle ich also 32 Cent, die sich wohl aus 9,99/31 ergeben.
  • Im Januar zahle ich also 32 Cent mehr weil der Monat 31 statt 30 Tage hat, vorausgesetzt ein Abrechnungsmonat hat 30 Tage.
  • Dann ist aber 9,99€ für den Februar zu viel, der hat ja schließlich nur 28 Tage, also müsste ich nach obiger Logik 64 Cent weniger für den Februar bezahlen.

Nein, ich will eigentlich keine Haare spalten und auch die paar Cent hin oder her sind mir relativ schnurz. Aber es geht hier ums Prinzip und sorry, nein, was hier abgerechnet wird fällt für mich definitiv nicht in die Kategorie „vertrauensbildend“.

Ich bin jetzt schon am überlegen, ob ich auch dieses Online-Abo wieder kündigen soll. Bislang konnten mich die Inhalte noch nicht wirklich überzeugen und die Nebeneffekte wie Werbung von der Lokalzeitung im meinem Mail-Postfach und ein täglicher Newsletter den ich nicht abonniert habe und dessen „abbestellen“-Link nur mit „Es ist leider ein Fehler aufgetreten“ quittiert wird sind auch nicht gerade geeignet um sich bei seinen Kunden beliebt zu machen.

Das einzige journalistische Angebot das ich auch noch abonniert habe und wo ich bislang keinerlei Probleme hatte ist übrigens das Plus-Abo beim „Lage der Nation“-Podcast. Warum können zwei Podcaster das besser als eine große überregionale Tageszeitung?