Im vergangenen Jahr konnten wir für 3 Monate ausprobieren, wie ein bezahlbarer ÖPNV aussehen könnte. Es war gut und schön, aber leider auf drei Monate begrenzt. Nun gibt es das Nachfolgemodell, das Deutschlandticket für 49 Euro. Und ja, da mein Sohn mit dem ÖPNV zur Arbeit fährt haben wir natürlich interesse an diesem Ticket. Doch es ist ausreichend nervig um einen Rant zu schreiben.
Beim 9 Euro Ticket war es eigentlich ganz einfach, das Monatsabo des Sohnes galt einfach als 9 Euro-Ticket und vom Konto wurden in der Zeit auch nur 9 Euro abgebucht. Vollkommen automatisch und unbürokratisch. Beim 49 Euro Ticket ist das leider ganz anders. Da flatterte uns unlängst ein Brief mit Anweisungen ins Haus, die wir dann umsetzen müssen um das bestehende Abo in das 49-Euro-Ticket umzuwandeln. Denn wenn wir inaktiv bleiben, dann läuft das bestehende Abo für 3 Zonen hier in Augsburg zum Schäppchenpreis von nur 94 Euro weiter. Also dann machen wir mal.
1. Installieren sie die swa Mobil-App
Na, da bin ich ja echt froh, dass ich dem Sohn ein Smartphone spendiert habe, denn ohne smartes Phone wäre das jetzt schon die erste Hürde. Also haben wir die App mal installiert.
2. Klicken sie in der swa Mobil-App auf die Kachel D-Ticket
Hier könnten Menschen mit geringer Technik-Affinität schon scheitern, denn nach dem Start sieht man das hier:
Um die „Kacheln zum Bedienen zu sehen muss man den blauen Teil vom unteren Bildschirmrand nach oben schieben.
3. Sie werden in das neue swa Kundenportal weitergeleitet…
…Dort müssen sie Sie sich registrieren und anschließend wandeln Sie ihr bestehendes ÖPNV-Abo in das Deutschlandticket um.
Also mal probiert, mich mit den bestehenden Zugangsdaten des bestehenden Abos einzuloggen, aber nein, es ist ja das neue Kundenportal. Also wieder registrieren (was ich dann über die Webseite gemacht habe, das war einfacher als am Smartphone was zu tippen) und trotzdem stressig genug, denn nach Eingabe der Mail-Adresse sieht man, in roter Schrift dass was fehlt, aber man muss dann auf einen Button klicken um einen Bestätigungscode per Mail zu erhalten den man dann eintippt.
Nach erfolgter Registrierung dann wieder auf Deutschland-Ticket klicken. Hier gibt es dann die Optionen Deutschlandticket bestellen oder „bestehendes Abo umwandeln“. Also machen wir mal letzteres.
Jetzt brauchen wir eine „Abo-Nummer“, eine Postleitzahl und die letzten 6 Ziffern der IBAN. Also erst mal ins alte Kundenportal einloggen um die Abo-Nummer herauszubekommen. Die IBAN ist dort leider nur mit den letzten 4 Stellen zu sehen, also auch noch ein Ausflug ins Online-Banking um die IBAN rauszusuchen. Dann müssen die Kundendaten wieder eingegeben werden, denn bei der Registrierung im neuen Portal hat man bislang ja nur eine email-Adresse und ein Passwort angegeben. Also nochmals Name, Adresse, Geburtsdatum reinklopfen. Und dann die vollständige IBAN (gut, dass das Online-Banking noch im anderen Browser-Tab läuft) um ein SEPA-Lastschriftmandat zu erstellen.
4. Loggen Sie sich danach im Deutschland-Ticket-Bereich der swa-Mobil-App ein
Dort ist Ihr Deutschlandticket hinterlegt. Also dann mal die Zugangsdaten für das neue Kundenportal in die Mobil-App eintippen und dann sieht man tatsächlich nach tippen auf die Kachel „Deutschlandticket“ ein Ticket, das ab 1. Mai dann gültig sein wird.
Und mit diesre Umstellung war ich dann eine halbe Stunde beschäftigt und dieser Zirkus mit altem und neuem Kundenportal hat meinen Blutdruck auch wieder nach oben getrieben.
Ich hoffe jetzt mal stark, dass die App sich nicht irgendwann automatisch „ausloggt“, denn bei einer Fahrkartenkontrolle muss man ja das digitale Ticket am Smartphone vorzeigen und das könnte dauern, wenn man erst wieder die Zugangsdaten (die ich meinem Sohn vorsorglich schon mal ausgedruckt habe) eintippen muss. Ja, ich weiß, Zugangsdaten ausdrucken ist von Seiten der IT-Sicherheit ganz schlecht, aber das starke Passwort ist eben auch kaum zu merken. Und alternative Authentifizierungsmöglichkeiten wie z.B. via Fingerprint kennt die App eben auch nicht.
Und letzlich muss dann noch die bisherige Abo-Karte im Kundencenter abgegeben werden wenn dann ab Mai das digitale Deutschlandticket genutzt wird.
Ja, positiv ist, dass man nun für 49 Euro in ganz Deutschland den ÖPNV nutzen kann. Aber der Aufwand den man als Nutzer hat um ein bestehendes Abo umzuwandeln ist schon heftig und dürfte nicht technikaffine Menschen zur Verzweiflung treiben.
Au weia. Na gut, daß ich nichts umwandeln muß.
Allein den Zwang zu einer App finde ich schon eine Zumutung. Es gibt Menschen, die aus guten Gründen kein Smartphone haben. Oder eins mit einem „veralteten“ System, weil sie kein neueres kaufen können, auf dem viele Apps dann nicht mehr laufen. Oder bei denen der Speicher des Geräts zu klein ist für noch eine App, weil man ja immer mehr braucht. Gute Digitalisierung geht anders.
Die IBAN steht allerdings auch auf Deiner Bankkarte. 🙂
Ja, die IBAN steht auf der Bankkarte, die aber im Moment einen längeren Zugriffsweg gehabt hätte als im Online-Banking nachzuschauen.
Nun denn, ich hoffe ja, dass der Akku vom Smartphone immer voll ist, denn wenn er leer wäre, dann wäre das im Fall eine Fahrkartenkontrolle wie Fahren ohne Fahrausweise. Vielleicht sollten wir vom QR-Code einen Screenshot machen, ausdrucken und laminieren, damit wir sozusagen ein „offline“-Ticket haben.