Seit ich Computer habe (und das sind mittlerweile schon etwa 45 Jahre) hat mich ein Spiele-Typ immer schon sehr gefesselt, nämlich die Flugsimulation. Auf dem Commodore 64 gab es mal den Sublogic Flight Sim, einfache Drahtmodell-Grafik aus der man erahnen konnte, dass man gerade in der Gegend von San Francisco unterwegs ist. Sublogic wurde dann irgendwann von Microsoft gekauft und es gab den Microsoft-Flugsimulator, der auf dem PC lief. Mittlerweile habe ich kein Microsoft-Betriebssystem mehr, also nehme ich einen Open Source Simulator, nämlich FlightGear.
Auch FlightGear hat sich im Laufe der Zeit weiter entwickelt und was schön daran ist, ist eben dass der Simulator Open Source ist und somit auch nichts kostet. Für Linux kann man sich das aktuelle App-Image herunterladen und dann noch das Paket mit den Daten. Die Landschaftsinformationen werden vom Simulator bei Bedarf automatisch heruntergeladen. Außerdem kann man vielfältige Flugzeug-Typen nutzen, das Standard-Flugzeug ist hierbei eine Cessna 172P, also ein kleines „Sportflugzeug“. Aber genau mit so einer Kiste lernt man die Grundzüge der Fliegerei, man fängt nicht mit einer Boeing 747 an.
Also habe ich heute an meinem ersten Urlaubstag mir mal den Spaß gemacht, von meiner Heimatstadt Augsburg nach Ingolstadt zu fliegen. Erste Challenge: Wie finde ich da hin?
FlightGear kann zwar in einem Webbrowser eine Karte anzeigen die OpenStreetmap-Daten nutzt und die Position des Fliegers anzeigt, aber das ist nur ein nützliches Add-On. Also starte ich mal FlightGear mit Position des Fliegers auf der Runway 07L in Augsburg. Und dann gucken wir mal auf die Karte, die mir FlightGear anzeigen kann.
Hier sehen wir links unten den Startflughafen Augsburg mit dem gelben Flugzeug auf der Startbahn. Rechts oben sehen wir die Daten des ILS Anflugs auf Ingolstadt, die Frequenz für das Navigationsgerät ist 108.1 und der Anflug erfolgt auf 244 Grad In der Verlängerung der Startbahn von Augsburg sehen wir zudem ein NDB (Non Directional Beacon) „MIQ“, das auf 426 kHz funkt, in der Anflugschneise von Ingolstadt gibt es „IGL“ auf 345 kHz.
Das sollte reichen um im Simulator von Augsburg nach Ingolstadt zu kommen. Also mal die Kiste starten und die Funkgeräte entsprechend einstellen.
Die Frequenz des VOR Instrumentes oben in der Mitte steht auf 108.1, also dem ILS-System von Ingolstadt. Der ADF (Automatic Direction Finder) ist auf „MIQ“ eingestellt und die Nadel des ADF (unteres Instrument rechts neben dem Steuerhorn) zeigt auch schon prinzipiell in die richtige Richtung.
Also „ready for takeoff“ und Start in Augsburg. Erst mal an Höhe gewinnen (so etwa 5000 Fuß sollten reichen) und dabei immer schön auf Kurs des ADF bleiben, also wenn die Nadel des ADF nach oben zeigt, dann passt die Flugrichtung. Irgendwann werden wir natürlich den NDB „MIQ“ überfliegen, d.h. die Nadel wird dann nach unten zeigen.
Das ist der Moment, in dem die Frequenz des ADF umgeschaltet wird auf 345, die Frequenz von IGL. Gleiche Prozedur, wie fliegen in Richtung IGL (das ist dann fast Nordkurs) bis die Nadel wieder nach hinten zeigt. Dann eine enge Rechtskurve und wir sind auf Landeanflug auf Ingolstadt-Manching.
Soweit zur Theore. Gestern abend habe ich das schon mal probiert, doch während ich die ADF-Frequenz umschalten wollte habe ich vernachlässigt das Ding zu fliegen und bin dann in eine Abwärtsspirale gekommen, aus der es kein Entkommen mehr gab, die Kiste ist dann irgendwo in der Gegend von „MIQ“ zerschellt.
Heute ging das jedoch deutlich besser, und am Ende gelang mir eine butterweiche Landung in Ingolstad. Die könnt ihr Euch hier auf YouTube anschauen, das ist das Replay in der Außenansicht, zum Landen im Spiel hatte ich natürlich die Cockpit-Ansicht, so als wäre ich tatsächlich im Flieger gesessen.
Insgesamt muss ich sagen, das FlightGear mir hier sehr gut gefällt. Ich habe mir auch schon mal XPlane besorgt (der läuft auch unter Linux), aber FlightGear bevorzuge ich allein schon weil es OpenSource ist. Und die Simulation ist tatsächlich sehr realistisch, man hat z.B. auch die ganzen Checklisten die man abarbeiten kann, wenn man mehr Realismus will. Natürlich kann man das Flugzeug auch mit „Autostart“ aus dem Menü starten, aber die „Motor on“ Checkliste abzuarbeiten macht einfach mehr Spaß.
Und auch harte Landungen werden perfekt simuliert, gestern ist es mir z.b. gelungen beim Aufsetzen das Bugrad abzuknicken, was dann die Simulation auch perfekt nachgestellt hat.