Ich habe mir diese Woche mal einen selbst am 3D-Drucker gedruckten Ordungshelfer angesehen: Multiboard. Das Ziel dieses Experimentes war, Erfahrungen mit diesem System zu sammeln und zu bewerten, ob das für mich taugt oder nicht.
Zunächst einmal musste ich für mich die folgenden Fragen beantworten:
- Was will ich damit organisieren bzw. ordenlichter machen? Hier habe ich mich für das Werkzeug für meinen 3D-Drucker entschieden plus ein wenig sonstiges Werkzeug, das ich oft benutze, das aber eher lose im Regal liegt.
- Wo soll das Ding denn hin? Hier habe ich mich für die Stirnwand eines meiner Regale hier im Keller entschieden, die hat Platz für meinen „Proof of Concept“
Was ist Multiboard?
Mulitboard ist ein Ordnungssystem, das aus einer Gitterstruktur mit 8 eckigen Öffnungen besteht. Die Gitter gibt es in 3 unterschiedlichen Typen:
- Core hat Spitzen in zwei Richtungen
- Side hat Spitzen nur in eine Richtung
- Corner hat gar keine Spitzen, es ist die Abschlussecke einer Fläche
Für meinen Versuch mit 4 „Kacheln“ brauchte ich also 1x Core, 2x Side und 1x Corner
Also habe ich erst mal weißes PLA eingelegt und die 4 Kacheln gedruckt. Als nächstes stellt sich die Frage der Montagbe. Theoretisch könnte man die Teile ja einfach zusammenschieben und durch die kleinen löcher auf eine Oberfläche schrauben, so wie das Katie mit ihrem „Underware“-System zum Kabelmanagement unter dem Schreibtisch macht. Ich habe mich aber für die klassischen Montage-Teile mit etwas Abstand zur Fläche entschieden.
Für die Montage gibt es Verbindungsstücke für 4, 2 und 1 Achteck. Das 4er Verbindungsstück geht logischerweise in die Mitte wo 4 Platten zusammenstoßen. Die Montagestücke bestehen aus 2 Teilen, eines für Unten (A-Teil) mit dem Loch für die Schraube und eines für Oben (B-Teil) das dann dagegen gedrückt wird.
Damit hat man dann erst mal ausreichend Material um das Board, in meinem Fall also die 4 Kacheln zu montieren. Jetzt braucht es aber weitere Teile, um Dinge am Board zu befestigen.
Zubehörteile fürs Multiboard
Für die Multiboard-Plattform gibt es bei den gängigen Portalen jede Menge Modelle um irgendwas damit am Multiboard aufzubewahren. Hierbei ist jedoch die Montage am Board zu beachten:
- Es gibt kleine Teile, die in die kleinen Löcher vom Multiboard gesteckt werden, z.,B. ein Haken für ein Werkzeug
- Es gibt Teile die direkt in das Achteck passen
- Es gibt Teile die ein kleineres Achteck zur Befestigung haben, für diese Teile muss man noch ein (oder mehrere) „Snap“s drucken, die dann in das große Achteck passen und den Halter mit dem kleineren Achteck aufnehmen.
- Es gibt auch Teile die an der Multiboard-Seite einen „Schlitz“ haben und entsprechend einen passenden Adapter brauchen auf den dieser Schlitz aufgeschoben wird.
Nachdem auch diese ersten Teile in ein paar Runden gedruckt waren konnte ich mein Multiboard bestücken.
Worauf man achten sollte
Wenn ich einen Wekzeughalter ans Board klemme, dann braucht das unter Umständen mehr Platz als man denkt. Als Beispiel nehme ich mal den Halter für den Schraubendreher links unten, das ist ganz trivial eine Platte mit einem Loch in der Mitte in das der Schraubendreher gesteckt wird. Das bedeutet aber auch, dass ich oberhalb des Schraubendrehers genügend „Luft“ brauche um den Schraibendreher herauszuziehen, sprich die 9 cm die im Bild nach unten herausragen muss ich über dem Schraubendreher Platz haben um ihn einsetzen oder herausnehmen zu können. Da mir das etwas mißfällt habe ich mir nun einen eigenen Halter gedruckt, der ein Herausziehen des Schaubendrehers nach „vorne“ ermöglicht. Damit brauche ich dann deutlich weniger „Luft“ darüber.
Konstruktion für das Multiboard
Auf der Multiboard-Webseite gibt es für die Verbindungsstücke eine Teilebibliothek die man sich herunterladen kann, wenn man selbst etwas „remixen“ will. Diese Standard-Verbinder kann ich dann ins CAD-Programm, bei mir FreeCAD holen und darauf aubauend meinen individuellen Halter für irgendwas konstruieren. So habe ich heute mal schnell einen Halter für das Cuttermesser konstruiert, das jetzt in der Mitte unten am Board hängt. Der eigenen Fantasie und Kreativität sind also kaum Grenzen gesetzt.
Druckzeiten
Nun kommen wir zu den etwas weniger schönen Dingen, denn dieses Experiment hat meien Drucker lange beschäftigt.
- Eine 7×7 Kachel druckt etwa 9 Stunden.
- Das Montagematgerial für ein 2×2 Board druckt nochmals um die 9-10 Stunden
- Ein paar Werkzeughalter drucken auch um jeweils 5 Stunden, je nach Umfang.
Mittlerweile bin ich also bei etwa 60 Stunden Druckzeit für dieses quadratische Multiboard mit 36cm Kantenlänge angekommen. Das ist relativ viel. Und ja, mein Drucker ist schon dreeinhalb Jahre alt, aber auch ein modernerer Drucker kann hier nicht viel schneller drucken, denn die Gitterstruktur erfordert eben, dass der Drucker immer wieder kurze Linien druckt, d.h. er kann gar nicht so schnell beschleunigen dass sich der Geschwindigkeitsvorteil auswirken würde. Ich habe mal testhalber einen moderneren Drucker im Slicer gewählt und ja, dann druckt die Kachel in 8 statt 9 Stunden, ist also jetzt noch so richtig superschnell.
Was kostet der Spaß denn
Eine Kachel mit 7×7 großen Löchern wiegt 52 g und hat eine Seitenlänge von etwa 18cm. Das heißt, ein Quadratmeter Multiboard-Kacheln würde hier bei einem Filamentpreis von 17 Euro dann etwa 27,20 Euro kosten. Das mag teuer erscheinen, aber ein Quadratmeter Skais-Lochplatte bei Ikea würde knapp 40 Euro kosten und hat weniger Möglichkeiten als das Multiboard. Und wenn man in den Baumärkten nach „Lochplatten“ für die Werkstatt schaut, dann gehen da die Quadratmeterpreise bis ca. 200 Euro. So gesehen ist das Multiboard ein echtes Schnäppchen.
Mein Fazit nach diesem Experiment
Multiboard gefällt mir relativ gut, denn es ermöglicht mir, Ordnung in meine kleine Werkstatt zu bringen und ich kann hier alles was ich dazu brauche selbst am 3D-Drucker herstellen. Es ist also durchaus denkbar, dass ich noch ein paar Kacheln mehr drucke und das Board größer mache.
Auf den gängigen 3D-Druck-Plattformen gibt es auch unzählige Modelle für die Aufbewahrung von allem möglichen, man kann also seinen Arbeitsbereich wunderbar damit organisieren und am Ende hat jedes Teil seinen Platz am Board und liegt nicht irgendwo versteckt in einer Schachtel oder Werkzeugkiste.
Der Wermutstropfen sind allerdings die Zeiten für den Druck. Würde ich mich heute entscheiden, die Fläche meins Boards zu verdoppeln, so nochmal 4 Kacheln mit Montagematerial zu drucken, dann würde der Drucker wieder das ganze Wochenende laufen müssen. Mal schnell spontan eine große Fläche damit zu versorgen ist kaum möglich, außer man hätte eine 3D-Druck-Farm und könnte parallel drucken.
Ich bin jedenfalls erst mal zufrieden mit dem Ergebnis und kann sagen, dass sich der Aufwand für mich gelohnt hat, denn nun ist es hier im Keller schon etwas ordentlicher geworden.
Guter Bericht.
Danke dafür.
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Hallo,wie druckst du? Ich brauch bei PLA für 8×8 (200×200) ca 2,5h wie kommst du denn da auf 9 Stunden?
Ansonsten Top Bericht.
Das war die Druckzeit auf meinem 3 Jahre alten Sovol SV01. Mein neuer Creality Ender 3 V3 plus drückt das auch in 2,5 Stunden