Am vergangenen Dienstag hatte ich sozusagen den GAU beim 3D-Druck. Nachdem ich letzte Woche die Nozzle getauscht hatte wollte sich bei TPU einfach kein guter erster Layer machen lassen. Also dachte ich, vielleicht muss ich die Nozzle noch fester ziehen und tja, dann hat sich wieder bestätigt, dass die Steigerung von „fest“ eben „ab“ ist. Da stand ich nun mit einer abgerissenen Nozzle deren anderes Ende noch im Hotend war. Und nachdem ich den Druckkopf zerlegt hatte um ans Hotend zu kommen war klar, dass da noch viel mehr im Argen ist.
Den Drucker, einen Sovol SV01 hatte ich mir vor dreieinhalb Jahren zum Geburstag gegönnt, damals war es ein neues Modell, jetzt ist es ein alter Hut. Er hat vieles gedruckt, besonders in der letzten Zeit, aber auch eine Reparatur hätte ihn nicht mehr viel besser gemacht. Also ein neuer Drucker. Nur Welcher?
Die Auswahl
Zuerst guckte ich was Sovol, der Hersteller meines ersten Druckers im Angebot hat. Da wären der SV06 gewesen, auch schon wieder etwas betagt und der SV07, der allerdings für meine kleine Druckwerkstatt hier zu viel Standfläche beansprucht hätte.
Also gucken wir mal bei den Mitbewerbern frei nach dem Motto, dass auch andere Mütter schöne Töchter haben. Die Kritierien waren einfach, das Druckvolumen sollte mindestens so groß wie beim alten Drucker sein, die Geschwindigkeit gerne höher und halt was „Modernes“. Am Ende fiel die Wahl dann auf einen Ender 3 V3 Plus der einen Bauraum von 300x300x330 mm hat. Und bis zu 600 mm/s Geschwindigkeit.
Bestellung und Lieferung
Bestellt habe ich das Ding direkt beim Ender Store Deutschland. Verschickt wurde es dann am Mittwoch und der Logistikdienstleister hat dann am Freitag auch eine Mail geschickt, mit der Meldung „zwischen 10:35 und 11:35 kommt ihr Paket“. Was danach kam war ein einziges Trauerspiel, zweimaliges Verschieben des Zeitfensters und am Ende eine Mail mit „Leider haben wir sie nicht angetroffen“, obwohl ich natürlcih daheim war und explizti auch das OK für das Abstellen vor der Haustrüre gegeben hatte. Nach der Mail habe ich dann einen bitterbösen Beschwerdebrief ins Kontaktformular beim Logistikdienstleister gekotzt.
Und siehe da, eine halbe Stunde später wollte ich was besorgen, da steht ein „Express“-Sprinter des Dienstleisters vor der Türe und siehe da, der Drucker wurde doch geliefert.
Aufbau und Inbetriebnahme
Der Aufbau war relativ problemlos, insgesamt musste man nur 12 Schrauben anbringen und ein paar Kabel einstecken. Dann das erste Einrichten des WLANs, die erste Kalibrierung und am Ende das erste Firmwareupdate um danach nochmal die Kalibrierung zu machen.
Hier sieht man auch den Filamenthalter rechts am Drucker, was für mein Setup zwischen zwei Regalen sich als sehr unpraktisch herausgestellt hat.
Der erste Testdruck
Mit dem Drucker mitgeliefert wird eine Filamentspule mit 200 Gramm HyperPLA in weiß. Und was liegt näher, als mit dem ersten Druck mal ein Benchy zu drucken. Das gibt es bereits vorgesliced im Speicher des Druckers. Es sollte auch auf dem mitgelieferten USB-Stick verfügbar sein, aber dieser Stick ist bei mir leider tot. Ich habe mal per Mail beim Creality-Support reklamiert, mal sehen wie darauf reagiert wird.
Dieses Modell wurde in nicht mal 15 Minuten gedruckt, damit ist der Drucker also durchaus als „schnell“ zu bezeichenen. Und obwohl der Servierwagen auf dem der Drucker steht sich bewegt hat als wäre gerade ein Erdbeben hatte das keinen negativen Einfluss auf die Qualität des Drucks.
Licht und Schatten
Nachdem dieser Druck so gut ging war der nächste Anlauf, einen der im Speicher vorhandenen Filamentspulenhalter für die Montage oben auf dem Drucker zu drucken, denn wie oben schon erwähnt ist die Lösung mit dem Spulenhalter neben dem Drucker bei mir nicht zu gebrauchen. Also Druck angestoßen und erst mal in den Verein gegangen um Sport zu treiben.
Als ich zurückkam war der Druck fertig, allerdings hatte ich eine weitere unliebsame Überraschung, denn die Oberkannte des Displays hatte eine kleine Furche.
Und dieses Fuche kommt von dem Halter des Druckbettes der bei jeder langen Y-Bewegung über das Display geschranmmt ist, weil ich dieses beim Zusammenbau zwar in die Halterung gedrückt hatte bis es für mich „fest“ war, aber es war noch nicht ganz nach unten gedrückl und somit war die Kollision mit dem Druckbett leider unvermeidlich.
Nun denn, habe ich meine erste „Personalisierung“ am Gerät., es funktioniert trotzdem und das ist ja das wichtig. Allerdings hätte ich mir in der Anleitung einen Warnhinweis gewünscht das so etwas passieren kann. Überhaupt, die Anleitung ist leider nicht sehr umfangreich. Beim Zusammenbau habe ich den Teflon-Schlauch mal in den Extruder gesteckt und dann nicht mehr herausbekommen, ohne dass die Schlaucheinführung im Extruder auch rauskommt. Erst über die Foren bei Creality habe ich dann erfahren, dass man den Ring an dieser Einführung nach unten drücken muss um den Schlauch wieder herauszuzuiehen.
Und wie oben zu sehen ist die Positionierung des Displays alles andere als optimal, ist der Druck fertig und fährt heraus, dann ist das Display komplett abgedeckt.
Aber zumindest hat der Drucker jetzt ein Web-Interface und man kann ihn rudimentär auch darüber steuern, außerdem kann man über die angeschlossene Kamera zuschauen was der Drucker gerade so macht.
Die Software
Der nächste Punkt ist natürlich die Software. Creality bietet hier Creality Print als Steuersoftware für den Drucker an, eine Software die sowohl auf Windows, Mac und uahc Linux laufen sollte.
Mein erster Versuch mit dem Linux-App-Image auf der Creality-Seite ging aber gründlich schief, das Ding wollte nicht slicen. Erst über Google-Suche fand ich dann ein aktuelleres App-Image bei Github beim offiziellen Creality-Repo, aber „aktueller“ ist in diesem Fall relativ, denn das Image ist vom Dezember 2023 und hat vorne noch die Verisonsnummer 4 und nicht wie die Versionen für Windows und Mac, die vorne schon eine 5 haben. Entsprechend ist auch der Ender 3V3 Plus noch nicht vorkonfiguriert, man kann sich aber helfen indem man einen verwandten Drucker nimmt und die Parameter für den Bauraum ändert.
Trotzdem ist die Software alles andere als ausgereift und beim Test mit einer Gridfinity-Baseplate crashte das Programm dann auch mit einem Segmentation Fault.
Ist für mich jetzt auch nicht tragisch, denn ich verwende einfach weiter den Prusa-Slicer und bei Printables gibt es die passenden Profile zum Download für Cura und Prusa Slicer und die funktionieren auch erst mal, mit kleinen Einschränkungen wie eine fehlende Pause-Definition, aber das kenne ich ja schon von meinen alten Drucker. Trotzdem wäre es wünschenswert wenn Creality auch Linux-Nutzer mit aktuellen Builds versorgen würde statt diese am ausgestreckten Arm verhungern zu lassen.
Die Crealtiy Print-Software muss ich allerdings troztdem hin und wieder nutzen, denn wenn man mit der Kamera ein Time-Lapse Video aufnimmt, dann kann man das nur über Creality Print auf den Rechner runterladen, das normale Web-Interface im Browser bietet diese Option nicht.
Was aber im Browser gut geht ist die GCode-Dateien direkt über das Web-Interface auf den Drucker zu laden. Bisher muste ich diese Dateien ja erst mal auf eine Micro-SD-Karte schreiben und diese dann in den Drucker einlegen. Jetzt geht das ganz einfach von der Festplatte zum Drucker und sowohl Web-Oberfläche als auch das Display am Drucker zeigen eine graphische Vorschau an, damit man in etwa sieht, was das ist, denn auf meienr alten Specherkarte lagen oft GCode-Dateien von denen ich dann erst mal dachte „was ist denn das schon wieder“.
Erfahrungen nach einem Tag
Aktuell bin ich sehr umtriebig im Creality Forum weil ich einfach zu viele Fragen zu Dingen habe die nirgends besonders gut erklärt sind. So war eine meiner Fragen, wie ich denn nun den ausgedrucken Fiamenthalter am Gerät befestige, so ganz simpel war das nicht, aber am Ende habe ich es verstanden.
Das tut es jetzt erst mal , auch wenn ich nachdem dieses Bild gemacht wurde dann wieder den Teflonschlauch eingesetzt habe, denn der dient ja auch als Stütze für das Kabel zum Extruder, das sonst den Print abräumen würde wenn es wie hier im Bild zu sehen runter hängt.
Das ist aber noch nicht die finale Version, auf Printables habe ich eine Sammlung an Gadgets für den Ender 3V3 Plus gefunden die ich jetzt über Wochenende drucken werde. Das Verlängerungskabel für den Filament-Runout-Sensor ist bestellt und wird am Montag hoffentlich kommen, dann kann auch der wieder genutzt werden, denn im Augenblick steckt einfach ein Stück PLA da drin um „Filament ist da“ zu signalisieren.
Fazit
Ich habe heute schon diverses aus PLA gedruckt und aktuell druckt gerade TPU (was ja der Auslöser für die Probleme mit dem alten Drucker war) und das hat bis jetzt erst mal problemlos geklappt.
Ich würde mir einfach eine ausführlichere Zusamenbau-Anleitung wünschen die auch auf die Gefahren hinweist oder natürlich, dass die Entwickler bei Crealtity Display und Filament-Rolle an eher üblichen Positionen platzieren.
Insgesamt bin ich bislang recht zufrieden, vor allem da der Drucker problemlos auf meinen Servierwagen passt, was bei den Mitbewerbern in dieser Bauraum-Größenklasse nicht der Fall war. Und das Gerät ist auch relativ leise während des Druckens, auch wenn er bei der Ersteinrichtung einen Höllenlärm gemacht hat.