Selbst gemachte Ordnungssysteme

Vor ein paar Wochen habe ich mit meinem 3D-Drucker mal angefangen, ein paar Teile für Multiboard zu drucken, einfach um es auszuprobieren. Nun habe ich ein schönes Board an der Stirnseite meines Kellerregals, immerin mittlerweile immerhin 59×14 Achtecke groß, also etwa 147 cm hoch und 35 cm breit. Daran hängen verschiedene Werkezeuge die ich öfters brauche und die bisher immer irgendwo lose „rumgeflogen“ sind. Nach diesem Erfolg bin ich nun das nächste Projekt angegangen, eine meiner Schreibtischschubladen.

Den Schreibtisch habe ich vor 24 Jahren bei Ikea gekauft, er hat zwei Schubladen unter der Tischplatte wobei die linke Schublade damals als „Tastaturauszug“ gedacht war, also ein Platz wo man die PC-Tastatur verstaut und sie rauszieht wenn man was schreiben will. Ich bevorzuge aber eher die Tastatur auf dem Tisch und somit war das dann einfach eine weitere „Schublade“.

Chaos in der Schublade

So wie auf dem obigen Bild sah es in der Schublade aus. Leider war dieses konstruktionsbedingt nicht vollständig herausziehbar und so flog alles mehr oder weniger ungeordnet darin umher. Ich habe zwar versucht, mit einem Bestecksortierkasten aus Kunststoff etwas Ordnung rein zu bringen, aber auch das hat nicht funktionert.

Gridfinity to the rescue

Also musste was besseres her. Und da gibt es in der Welt des 3D-Druckers eigentlich nur ein System an dem kaum ein Weg vorbei führt., nämlich Gridfinity. Dieses System wurde von Zack Freedman „erfunden“ und basiert auf einem Raster aus Quadraten mit 42 mm Seitenlänge. Und für diese Raster kann man dann beliebige Schalen drucken oder auch selbst konstruieren, durch die Rasterung kann man die Behälter so positionieren wie man es gerne möchte.

Also mal meine Schublade vermessen, das reicht für 17 Quadrate in der Breite und 7 in der Tiefe. Die waren dann auch relativ schnell gedruckt, 2 Stück Baseplates mit 6×4, zwei Stücke mit 6×3, eines mit 5×4 und eines mit 5×3.

Für die Schublade habe ich zwischenzeitlich Regalauszüge besorgt die einen größeren Auszugsweg haben, ich kann also meine Schublade damit deutlich weiter ausfahren und komme somit beser an Dinge die weiter hinten platziert sind.

Die Basisplatten in der Schublade

Man sieht, dass links un rechts und auch hinten etwas „Luft“ zur Schubladenwand ist, das ist aber kein Problem, für diese Zwischenräume habe ich mir dann mal schnell ein paar Abstandshalter gedruckt.

Konstruiere was Du brauchst

Wenn ich aktuell bei Printables den Suchbegriff „Gridfinity“ eingebe, dann gibt es 8126 Treffer, also vieles was man drucken könnte. Ich wollte aber da gar nicht lange suchen, sondern habe mir einfach mald die Grundlagen für die CAD-Programme openSCAD und FreeCAD besorgt umd auf dieser Basis einfach selbst was zu konstruieren.

GitHub gibt es ein Repository das für openSCAD alles enthält was man als Basis für eigene Behälter braucht. Das ganze wird über Parameter gesteuert, man kann also sehr schnell einen Behälter „konstruieren“ der 2 Quadrate breit und 3 Quadrate lang ist und in 6×3 Fächer unterteilt ist.

Für mehr Freiheit beim Konstruieren kann man bei Printables FreeCAD-Dateien finden, einmal für Behälter, einmal für die Behälterbasis, die man dann massiv nach oben erweitern kann und dann eben in diesen Block die Ausschnitte für irgendwas einbringen kann.

Denn das ist eigentlich alles was man für seine Ordnungshelfer tun muss. Alles was wir aufbewahren hat einen geometrischen „Fußabdruck“ und den konstruiere ich mir oben auf den Gridfinity Block und erzeuge mit der Skizze eine Tasche.

So habe ich z.b. einen Scherenhalter konstruiert, der recht groß ist (7×2 Raster) und um das zu tun, habe ich ein Foto der Schere genommen, in FreeCAD geladen und es so skaliert, dass ein bekanntes Maß zwischen zwei Punkten dann in FreeCAD die richtige Größe hat. Dann kann man die Konturen des Fußabdrucks einfach als Skizze nachzeichnen und schon hat man was man braucht.

Ich habe dann mal zum Test im Prusa-Slicer genau einen Layer dieses Ausschnitts durch horizontale Schnitte erzeugt, der ist dann in ein paar Minuten ausgedruck und man kann prüfen, ob die Schere wirklich da rein passt oder nicht.

Drucken und Brimborium

Wenn man die Teile für Gridfinity druckt, dann geht das relativ schnell. Ich habe mal testhalber Dinge mit 0,3 mm statt 0,2 mm Layerhöhe gedruckt, das geht auch. Was man allerdings beim Slicen aktivieren sollte ist ein Brim, denn die Basis-Quadrate auf der Grundplatte neigen zum Warping und bei einem görßeren Druck gestern hat mir das dann eines der Quadrate von der Druckplatte geräumt, was in Spaghetti-Druck geendet hätte, wäre der Druck weiter gelaufen. Mit Brim passiert so etwas nicht und die Druckzeit für das Brim ist überschaubar.

Am besten fängt man mit den großen Teilen an, ähnlich wie im Gleichnis über die wirklich wichtigen Dinge im Leben. Wenn ihr die großen Dinge plaziert habt, dann könnt ihr kleiner Behälter für alles mögliche drucken. Und bei der openSCAD-Variante kann man sogar in 0,5er Schritten konstruieren, ich habe also Behälter, die sind 2,5 Raster lang.

Und die „Fußabdrücke“ müssen nicht perfekt passen. Ruhig 1mm größer machen dann ist der entsprechende Gegenstand einfacher einzusetzen.

Und dann war es plötzlich ordentlich

Aktueller Stand meiner Schublade

So sieht meine Schublade nun aus. Aktuell druckt der Drucker noch einen Halter für den großen Klebefilmabroller links, der auch Platz für 2 Ersatzrollen bietet. Ganz rechts seht ihr den Scherenhalter, der auch Platz für eine Nagelfeile hat. Meine Leuchtlupe hat nun auch einen passenden Halter, außerdem gibt es viele Fächer für Post-Its. Der Halter für den Notizzettelblock ist auch schon konstruiert und wird als nächstes gedruckt wenn der aktuelle Druck beendet ist. Dann habe ich immer noch freie Rasterplätze für die ich mir eine Verwendung überlegen kann, also z.B. eine Schale für das Microfasertuch zum Brillenputzen, oder was mir sonst noch so einfällt. Das schöne an Gridfinity ist ja, dass es beliebig kombinierbar bar ist und die Schalen könnte man im Bedarfsfall auch stapeln.

Und natürlich sind bei der Aktion auch ein paar Dinge einfach rausgeflogen welche die Schublade eigentlich nur zugemüllt haben und keinen pratkischen Nutzen mehr haben.

Ja, der 3D-Drucker arbeitete diese Woche quasi im Dauerbetrieb um all das zu drucken, aber ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden, denn endlich hat alles seinen Platz und ist aufgeräumt.

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