Haste mal nen Euro?

So oder ähnlich wird man öfters in der Nähe des Bahnhofes angequatscht. Natürlich habe ich keine Lust, mein sauer verdientes Geld an irgendwelche zwielichtigen Gestalten zu geben, auch wenn es nur ein Euro ist.
Wie aber stellt sich der Sachverhalt dar, wenn wir denn Punk vom Hauptbahnhof mit einem Schlipsträger im Nadelstreifenanzug ersetzen? Man stelle sich mal vor, der quatscht einen an „Ich habe mein Geld in der Spielbank verzockt, können sie mir helfen?“ und er hält die Hand auf. Würde ich ihm was geben? Nein, ebensowenig wie dem Punk. Aber während der Punk direkt mich fragen muss hat der Mann im Nadelstreifenanzug einen anderen Ansprechpartner: Den Bundesfinanzminister Peer Steinbrück. Und der hat natürlich Mitleid mit solchen notleidenden Menschen. Also wird den sogenannten „Opfern“ der Finanzkrise (sprich Banken wie der IKB) mit kräftigen Finanzspritzen geholfen. Man kann sogar im Kopf ausrechnen, da‘ bei geschätzten 40 Millionen Erwerbstätigen in Deutschland dann jeder mit 25 Euro dabei ist wenn unser Finanzminister mal schnell eine Milliarde aus dem Hut zaubert.
Wäre die Bundesregierung ein privates Unternehmen und die Minister dessen Manager könnten wir Anteilseigner (=Steuerzahler) nun eigentlich wegen Veruntreuung der Steuergelder ein Strafverfahren anzetteln. Aber da die Regierung ja die Regierung ist geht das nicht. Also bleibt es beim Gedankenexperiment und der Erkenntnis, dass „die da oben“ sich angesichts solcher Aktionen nicht über Politikverdrossenheit beklagen sollten.

Normalbürger hinterziehen mehr Steuern als Reiche

Als ich diesen Artikel heute morgen in der Augsburger Allgemeinen las dachte ich im Stillen bei mir „Herr schmeiß Hirn vom Himmel“. Aber dann ist folgender Leserbrief daraus geworden:

dies ist vielleicht der letzte Leserbrief für einige Zeit von mir, denn – wie soll ich es nur formulieren – auch mir sitzt die Steuerfahndung wohl im Nacken und es kann sich nur noch um Stunden handeln bis mein Haus durchsucht und ich in Untersuchungshaft genommen werde. Ja, ich gestehe freimütig, daß ich als meine Familie Mitte Dezember zu einer Familienfeier in Italien weilte zweimal im benachbarten Ausland getankt habe. Und angesichts meiner grenzenlosen Dummheit, diese illegalen Tankstellenbesuche mit der Kreditkarte zu begleichen sind jede Menge verwertbarer Daten über meine steuerlichen Verfehlungen vorhanden. Vielleich tkann ich ja mit einer Selbstanzeige ein Strafverfahren gerade noch so vermeiden.

Aber was will ich machen? Mein Auto fährt mit einer Tankfüllung bestenfalls 750 km weit und meine Frau weigert sich hartnäckig, das eigentlich leichte (weil ohne Benzin) Auto den Zirler Berg hochzuschieben. Und auf einen Wirtschaftsprofessor wie Friedrich Schneider habe ich auch keinen Zugriff, der läßt sich anscheinend lieber von anderen vor den Karren spannen um mit total abstrusen Äußerungen Stimmungsmache zu betreiben.

Das Anfallen von Verbrauchssteuern im Ausland als Steuerhinterziehung im eigenen Land zu titulieren hat schon was, ich weiß nur noch nicht ob man es als Ausdruck grenzenloser Arroganz oder eher grenzenloser Dummheit werten muß. Und selbst wenn der Herr Professor auf den in grenznahen Gebieten üblichen Tanktourismus anspielt, dann möge er bitte realisieren, daß diese Art des Steuersparens sozusagen die „Globalisierung des kleinen Mannes“ ist.