Deutsche glauben an den Aufschwung

Das war heute die Titelschlagzeile in der Augsburger Allgemeinen. Da konnte ich nicht an mich halten und musste einfach einen Leserbrief dazu schreiben:

Sehr geehrte Damen und Herren,

bei der heutigen Schlagzeile kam mir spontan die Idee, dass man am besten die Kruzifixe in den Klassenzimmern durch Eurosymbole ersetzen sollte. Dann würden die Kinder gleich lernen welchem Götzen sie in unserem Land huldigen sollen.

An den Aufschwung glaube ich nicht und das wird sich auch nicht ändern bis die Zahl der Arbeitslosen deutlich und ohne Rechentricks zurückgegangen ist und die Binnennachfrage wieder funktioniert, so dass wir aus dieser katasrophalen Abwärtsspirale rauskommen. Und wenn GfK und Ifo-Institut vom Aufschwung orakeln, dann sollte man bedenken dass in ein paar Tagen die Wahlen in NRW sind und man ja die Regierungskoalition irgendwie gut aussehen lassen muss.

Wir werden alle sterben

Kaum ist das Urteil zur Vorratsdatenspeicherung gesprochen, schon kriechen die Befürworter aus ihren Löchern und malen den Teufel an die Wand. Die Augsburger Allgemeine versüßte mir das Frühstück mit den Prophezeihungen des Polizeigewerkschafters Konrad Freiberg, der vor „Tausenden Opfern und Tausenden von Straftaten die wir nicht aufklären können“ warnt. Grund genug, mal wieder eine Mail an die Redaktion der Zeitung zu schicken:

Sehr geehrte Damen und Herren,

zu den Äußerungen des Polizeigewerkschaftlers Konrad Freiberg fallen mir folgende Anmerkungen ein:

Wenn wir tatsächlich zukünftig „Tausende von Opfern und Tausende von nicht aufklärbaren Straftaten“ haben werden weil wir auf die Vorratsdatenspeicherung verzichten, dann kann mir Herr Freiberg sicher die Tausende von Zeitungsartikeln über dank Vorratsdatenspeicherung aufgeklärte Verbrechen aus der Zeit zeigen, als der Staat die Schnüffelei betrieben hat. Kann er oder kann er nicht? Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, täglich von Verbrechen gelesen zu haben die nur Dank der Datenspeicherung geklärt werden konnten.

Vielleicht sollte Herr Freiberg mal die pensionierten Polizeikollegen fragen, wie sie in ihrer Amtszeit Straftaten aufklärten, also zu Zeiten als es noch gar keine Vorratsdatenspeicherung gab.

Ein weiterer Irrtum des Herrn Freibergs liegt in der Formulierung „ein Gesetz vorzulegen das die Rahmenbedingungen des Verfassungsgerichts einhält“. Herr Freiberg, eigentlich sollten sie als Polizist doch wissen, dass nicht das Bundesverfassungsgericht die Rahmenbedingungen definiert in denen Gesetze zulässig sind sondern das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland. So was hat man in meiner Jugend noch in der Schule gelernt.

Allen Unkenrufen zum Trotz ist der gestrige Urteilsspruch ein Erfolg, denn der Regierung wurde deutlich gemacht, dass man eben nicht mal schnell 82 Millionen Bürger unter Generalverdacht stellen kann.

Mit freundlichen Grüßen
Rainer König

Für mich erinnert das ganze stark an die Propagandamethode eines Joseph Göbbels: Sage dem Volk es wäre bedroht und es wird allem zustimmen um gegen diese Bedrohung anzukämpfen. Ja, ich weiß, mit dieser Meinung schramme ich wieder haarscharf an Godwins Law vorbei, aber das was Herr Freiberg hier ablässt ist jede Menge heiße Luft und sollte aus Rücksicht auf die Klimaerwärmung (so wir eine haben) in der Öffentlichkeit vermieden werden.

Rezession im Herbst vorbei?

Die Zeitung von gestern tönt auf der Titelseite vom Aufschwung im kommenden Jahr und gibt als Begründung an, dass der DAX gerade um 38% gestiegen ist.

Da konnte ich nicht anders als mal wieder einen Leserbrief an die Zeitung zu schreiben:

Sehr geehrte Damen und Herren,

was ich gestern auf der Titelseite der AZ lesen musste kann ich eigentlich nur mit einem Kopfschütteln kommentieren. Haben die letzten Jahrzehnte denn nicht gezeigt, dass Börsenkurse mit der realen Wirtschaft eigentlich kaum mehr was gemeinsam haben. Bei einem steigenden DAX von „Aufschwung“ zu reden ist ein Schlag ins Gesicht derer die bei fallenden Börsenkursen entlassen werden weil es ihrer Firma so schlecht geht und bei steigenden Börsenkursen entlassen werden weil man ja weitere Einsparungen braucht damit der Börsernkurs weiterhin steigt.

Noch lächerlicher sind dann die Prognosen eines Herrn Rees der glaubt, der momentane Anstieg der Kurse wäre ein Beleg dafür, dass er mit seiner Prognose dass die Rezession im Herbst vorbei wäre nun recht hat. Das einzige von dem ich sicher weiß, dass es im Herbst vorbei sein wird ist der Bundestagswahlkampf. Wobei aber noch offen ist, ob wir eine neue Regierung wählen oder vielmehr die Insolvenzverwalter für diese kaputt gewirtschaftete Bundesrepublik.

Mit freundlichen Grüßen
Rainer König

Irgendwie ist bei vielen wohl noch nicht angekommen, dass die sagenhaften Gewinne die der eine an der Börse macht eben die Verluste der anderen sind. Und wer ein wenig die Kursentwicklung in den letzten Jahren verfolgt hat wird sehen, dass steil ansteigende Börsenkurse für die Belegschaft der Firmen eher ein Grund zur Panik denn zu Freude sind.

Andererseits zeigt dieser Zeitungsartikel auch sehr schön, wie verzweifelt die Lage sein muß wenn wir jetzt schon auf die Weissagungen aus der Zauberkugel von irgendwelchen Analysten unsere Hoffnung für die Zukunft aufbauen. Wie sehr diese „Experten“ auch daneben liegen können sehen wir ja an unserer aktuellen Situation.

Seehofer will den Daten Turbo für alle

Die AZ berichtet heute über die neueste Idee von Ministerpräsident Seehofer, das konnte natürlich nicht unkommentiert bleiben.

unserem Herrn Ministerpräsident Seehofer muß man ja förmlich zu seiner göttlichen Eingebung gratulieren: Infrastruktur gehört zu öffentlichen Daseinsvorsorge und ihre Bereitstellung soll durch Staat und Kommunen erfolgen. So ganz neu ist diese Idee aber gar nicht. Gegner des Neoliberalismus predigen das seit langem, besonders wenn man sieht daß die Privatisierung von Infrastrukturaufgaben den Steuerzahler langfristig teuer zu stehen kommt. Und auch das Netz, das jetzt den Turbo benötigt haben wir vor einigen Jahren in private Hände überführt, denn der Staat ist ja zu schwerfällig und zu ineffizient. Nun stellt sich heraus, daß der private Netzbetreiber die Infrastrukturaufgaben nicht erfüllen kann bzw. will, denn natürlich kostet diese Infrastruktur im ländlichen Raum erst mal mehr Geld als sie über Gebühren wieder reinbringt. Also muß der Staat wieder zur Hilfe kommen und die Kosten der Infrastruktur tragen damit die Gewinne aus dem Betrieb weiterhin privatisiert werden können, oder was? Da können wir eigentlich nur hoffen, daß der angesichts der Finanzkrise verschobene Börsengang der Bahn bis zum Sankt-Nimmerleinstag verschoben wird.

Randnotiz: In der Mail an die AZ habe ich Seehofer fälschlich zum Innenminister befördert. Muß wohl an dem Beißreflex liegen den ich gegenüber Innenministern habe. 🙂

Banker wollen Bonuszahlungen

Heute der Aufmacher in der AZ. Die armen Manager der Dresdner Kleinwort Bank wollen ihre versprochenen Bonuszahlungen in Hööhe von 400 Millionen notfalls einklagen. Da war dann einfach der folgende Leserbrief fällig:

wäre das was wir gerade als Finanzkrise erleben nicht sowieso schon ein Fass ohne Boden könnte man sagen, das schlägt dem Fass den Boden aus. Da „erwirtschaften“ die Banker ein Minus im Milliardenbereich und wollen dafür auch noch 400 Millionen Euro an Bonuszahlungen.

400 Millionen sind viel Geld. Damit könnte man zum Beispiel 117 Jugendzentren zu je 3,4 Millionen Euro bauen und müßte nicht, wie wir im Beilagenteil lesen das Gebäude auf eine Billigschachtel für die Hälfte des Preises zurechtstutzen.

Andersrum sind 400 Millionen aber auch Peanuts, verglichen mit den mittlerweile 102 Milliarden Euro die wir in eine einzige Bank, die HRE, pumpen. 102 Milliarden Euro sind mehr als ein Drittel des Bundeshaushaltes 2008! Für eine einzige Bank wird also ein Drittel des Bundeshaushaltes eine Jahres verheizt. Ich hoffe stark, dass sich der Wähler im Herbst daran erinnert, denn dann darf sich die aktuelle Regierungskoalition warm anziehen.

Und auch das Engagement des Staates bei der Commerzbank war ein echtes Schnäppchen, für schlappe 18,2 Milliarden Euro gehört uns jetzt ein Vierteil einer Bank die bestenfalls 4 Milliarden wert war.

Angesichts der offensichtlich nicht zu befriedigenden Geldwünsche der Banker fällt mir eigentlich nur der Spruch des offiziellen Sprachrohrs des Neoliberalismus in Person des Professors Hans Werner Sinn ein der ja im letzten Jahr noch getönt hat es wäre die dümmste Idee des Jahres von seiner Arbeit leben zu wollen. Also liebe Banker, wenn euch eure „Arbeit“ nicht mehr ernährt dürft ihr gerne bei der zuständigen ARGE vorsprechen und Hartz IV beantragen. Thilo Sarrazin wird gerne auch einen ausgwogenen Menüplan beisteuern damit ihr nicht verhungert.

U96 – versenkt von einem Lizenztorpedo

Heute war mal wieder Zeit für einen Leserbrief an die AZ. Auslöser war die Berichterstattung um die Filmkulisse für die Innenaufnahmen von „Das Boot“. Diese Kulisse steht in der Bavaria Filmstadt und ist ein originalgetreuer Nachbau von U96. Und die Buchheim-Stiftung will hier nun soviel Lizenzgebühren für diese Kulisse haben, daß es für die Filmtour nicht mehr wirtschaftlich betrreibbar ist. Hier mein Leserbrief:

als gelegentlicher Besucher der Bavaria Filmstadt der sich dann auch jedesmal ein paar Beulen in der Kulisse des Bootes geholt hat und sich immer noch wundert, wie das damals die Kameraleute viel schneller ohne Kopfschmerzen eschafft haben kann ich über diese Lizenzgebührenposse nur den (mittlerweile schmerzfreien) Kopf schütteln.

Vor allem will mir so ganz und gar nicht einleuchten, welche Rechte Buchheim oder die Buchheimstiftung an dieser Kulisse haben. Die Kulisse ist ein originalgetreuer Nachbau des „Innenlebens“ von U96 und entsprechende Urheberrechte künnte eigentlich nur die Germaniawerft in Kiel oder deren Rechtsnachfolger haben wo das Boot zwischen 1939 und 1940 gebaut wurde.

Wenn das Beispiel der Lizenzgebühren für Filmkulissen Schule macht werden Besucher des Kurhauses in Göggingen demnächst dann auch Lizenzgebühren für die Buddenbrocks-Drehbuchschreiber zahlen, denn im Lokalteil lesen wir ja, daß das Kurhaus hier die Kulisse für Filmaufnahmen war.

Somit stellen wir fest, daß eine beliebte Attraktion der Filmstadt nun von einem Torpedo versenkt wurde der wohl in der Absicht ohne eigene Arbeit möglichst viele Einnahmen zu generieren abgefeuert wurde.

Leserbrief zur Finanzkrise

So, heute mußte mal wieder ein längerer Brief raus, zum aktuellen Thema Finanzkrise. Da die den sowieso nicht in voller Länge abdrucken gibt es ihn hier:

Knapp 60 Jahre hat Deutschland gebraucht um 1,5 Billionen Euro Staatsschulden
zu machen. Die aktuelle große Koalition schafft ein Drittel dieses Betrages
innerhalb von ein paar Wochen.

Besonders makaber finde ich die Titelstory der gestrigen AZ. Ich wage ganz
kühn die Behauptung, daß jeder Kleinunternehmer der in den letzten 12 Monaten
aufgrund verfehlter Wirtschaftspolitik dieser Regierung Insolvenz anmelden
mußte sich liebend gerne von Peter Struck schimpfen lassen würde, wenn im
Gegenzug der Staat ihn dann auch vor dem Untergang rettet.

Diese Woche durften wir im Lokalteil lesen, daß Krankenhäuser in der Region
mittlerweile nur noch mit selbstzerstörererischen Sparmaßnahmen überhaupt
überleben können. Das Gesundheitssystem in Deutschland wird durch eine
von Lobbyisten geprägte Gesundheitspolitik immer mehr ausgehöhlt, manch
einer könnte vermuten daß die letzten öffentlichen Krankenhäuser nun für die
Übernahme durch private Investoren sturmreif geschossen werden sollen.
Hier knausert der Staat der gleichzeitig die Banker reich beschenkt.

Das Problem ist allerdings offensichtlich. Von einem erhobenen Zeigefinger des
Herrn Struck läßt sich ein Josef Ackkermann doch nicht beeindrucken. Letzte
Meldungen besagen mittlerweile, daß sich die Banker an der Wallstreet nun ein
paar Prämien in Milliardenhöhe gönnen… Prämien für was? Dafür ganze
Volkswirtschaften „über den Tisch gezogen zu haben“?

Wäre unsere Regierung doch in anderen Themen ebenso entschlußfreudig. Unser
Sonntagsfrühstück wurde uns heute von einem Werbeanruf verdorben, natürlich
mit unterdrückter Rufnummer. Ein entsprechender Gesetzentwurf der die
Unterdrückung von Rufnummern für Callcenter verbieten soll liegt ja auch nur
erst seit einem Jahr herum, klar daß man hier nicht so schnell entscheiden
kann wie über 500 Milliarden Euro.

Ich sehe, mein Brief wird leider schon wieder zu lange. Trotzdem eine Frage
der Neugier: Die Leserbriefe zum Thema Finanzkrise scheinen mir relativ mager
gestreut zu sein. Gibt es tatäschlich mehr Resonanz zu Themen wie Marcel
Reich-Ranicki als zum Thema Finanzkrise? Sind wir Deutschen wirklich schon so
verblödedt daß wir uns mehr über eine imaginäre Fernsehwelt aufregen können
als über eine Regierung die unser Land in tiefe Schulden stürzt?

Was wiegt eine Zeitungsente?

Heute morgen hat bei der Zeitungslektüre mein Plausibilitätsmodul eine heftige Exception geworfen. In einem Artikel zum Luftverkehr über Europa wirft Redakeur Drewes mit Zahlen um sich, die jenseits von gut und böse sind. Wörtlich heißt es da: „Weltweit waren es 145000 Tonnen was elf Flügen New York – Frankfurt mit einem Airbus A330 entspricht.“
Klar, daß ich da nicht mehr an mich halten konnte und folgenden Brief an die Zeitung geschrieben habe:

heute morgen hat mich die AZ doch tatsächlich inspiriert über das Gewicht und Aussehen einer Zeitungsente nachzudenken. Dabei bin ich nach tiefschürfenden philosophischen Erwägungen zu folgenden Ergebnissen gekommen:

Das heute gesichtete Exemplar der Zeitungsente hat ein Gewicht von 13295 Tonnen und tarnt sich als Airbus A330. Der fliegt nämlich laut des Artikels von Herrn Drewes elf mal die Strecke New York – Frankfurt und verbraucht dabei stolze 145000 Tonnen Kerosin. Also rund 13182 Tonnen pro Flug. Das entspricht mehr als dem 56-fachen des maximal zulässigen Startgewichts eines A330 von 233 Tonnen das übrigens jeder auf http://de.wikipedia.org/wiki/A330 nachschlagen kann. Addieren wir zu diesem gigantischen Spritverbrauch noch das tatsächliche Leergewicht eines Fracht-A330 der bei der Landung maximal 182 Tonnen wiegen darf und 69 Tonnen Fracht mitnehmen kann, dann kommen wir auf besagte 13295 Tonnen.

Also ein ganz schön gewichtiger Vogel der da heute im Wirtschaftsteil der AZ unterwegs war.

Mit freundlich grinsenden Grüßen
Rainer König

Ich bin ja mal gespannt, ob sie den abdrucken….

Raketenschild für Europa

Dieser Montagmorgen hat mich schon wieder zu einem Leserbrief an unsere Zeitung inspiriert. Grund war der von der Union geforderte Raketenschild für Europa.

Sehr geehrte Damen und Herren,

sagen Sie demjenigen der die Titelseite der heutigen Augsburger Allgemeine erstellt hat doch bitte ein herzliches Dankeschön. Es mag vielleicht gar nicht beabsichtigt worden sein, aber mit der Plazierung des Artikels über das von der Union geforderte Raketenschild und dem danebenstehenden Artikel über die „Millionen die absteigen“ ist es sehr schön gelungen zu demonstrieren, was unsere Politiker gerade tun.

Auf der einen Seite versuchen sie uns vor imaginären Gefahren zu schützen, denn die Wahrscheinlichkeit, dass Europa mit Atomraketen angegriffen wird ist verschwindend gering. Würde die Union mit der gleichen Vehemenz andere mögliche Gefahrenquellen für EU-Bürger angehen, dann wäre heute nicht nur das Rauchen verboten sondern auch das Autofahren, das Betreten von Haushaltsleitern und viele andere Dinge durch die Menschen ums Leben kommen könnnen.

Gleich daneben lesen wir dass Millionen vom Abstieg bedroht sind und das ist leider keine Meldung aus der Bundesliga. Der Aufschwung der ja eigentlich nun unten angekommen sein sollte macht sich bislang noch nicht in den Geldbörsen der Arbeitnehmer bemerkbar. Die Regierung kümmert sich derweil aber lieber um Themen die zwar sündhaft teuer sind, bei denen man aber sehr viel besser Erfolge vorweisen kann (solange keine Rakete einschlägt ist das Raketenschild wie immer es auch aussehen mag ein Erfolg) als dass sie die tatsächlichen Probleme im Land angehen würde. Was allerdings auch kein Wunder ist, könnte ich mein Gehalt selbst festsetzen wäre ich sicher auch nicht vom Abstieg bedroht.

Bin ja mal gestpannt, ob die das abdrucken.

Kinderarmut fünfmal schlimmer als Altersarmut

Mit dieser Schlagzeile wurde heute der sogenannte Finanzexperte Bernd Raffelhüschen in der AZ zitiert. Als Leser der NachDenkSeiten weiß ich natürlich was ich von Raffelhüschen zu halten habe, trotzdem habe ich mir den Spaß gemacht und den Herrn Finanzexperten mit folgendem Leserbrief kommentiert:

nachdem heute im Politikteil der Herr Raffelhüschen als Finanzexperte zitiert wird wage ich es als normaler Ingenieur einfach mal seine Argumente in Sachen Altersarmut und Kinderarmut zu beleuchten.

Es ist tatsächlich erstaunlich, denn obwohl uns seit der Einführung der Riester-Rente das Gespenst des demographischen Wandels vor Augen gehalten wird findet Herr Raffelhüschen nun problemlos 5 mal soviele arme Kinder wie arme Alte. So schlimm kann es demnach nicht mit dem demographischen Wandel sein wenn wir noch so viele arme Kinder haben.

Wobei wir beim nächsten Thema sind. Der Begriff „Kinderarmut“ ist eigentlich eine bewusste Irreführung des üLesers. Als Finanzexperte kennt Herr Raffelhüschen bestimmt auch das Mackenroth-Theorem welches eigentlich ganz simpel aussagt, dass die nicht arbeitende Bevölkerung von der arbeitenden Bevölkerung finanziert wird. Für die Rentner heißt das auch „Generationenvertrag“, mit den heutigen Beiträgen zur Rentenversicherung wird die heutige Rente finanziert. Für die „armen Kinder“ heißt das aber nun, dass die staatliche Förderung mit 154 Euro Kindergeld nicht ausreicht um „Kinderarmut“ zu vermeiden, denn die darüber hinausgehende Förderung müssen die Eltern des Kindes aufbringen.

Kinderarmut bedeutet also eigentlich „Familienarmut“, denn ich habe noch nicht von Eltern gehört die in Saus und Braus leben während ihre Kinder verarmen, von ein paar Ausnahmen mal abgesehen. Wir haben also wenn wir Raffelhüschen richtig interpretieren 5 mal so viele arme Familien wie arme Rentner. Diese Familienarmut ist aber auch kein Zufallsphänomen sondern durch Lohndumping, Minijobs und andere prekäre Beschäftigungsverhältnisse forciert.

Würden wir diese Familienarmut beseitigen, sprich den Leuten wieder anständige Bezahlung für ihre Arbeit geben und sie in anständige sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse bringen, dann wäre wohl auch das Problem der Altersarmut keines mehr. Mit steigenden Einkommen der Beschäftigten steigen auch die Beiträge zur Rentenversicherung und damit dürfte eine Anhebung der Renten auch kein Problem mehr sein.

Im anderen Fall haben wir die komplette Abwärtsspirale, denn die heute armen Familien zahlen aufgrund ihrer Situation sowieso schon wenig in die Rentenversicherung ein, d.h. ihre Ansprüche auf eine Altersrente sind sowieseo auf niedrigestem Niveau und sie haben auch keine Chance diese „Versorgungslücke“ durch private Vorsorge zu schließen, denn dazu fehlen ihnen die Mittel.

Aber natürlich ist klar, dass Herr Raffelhüschen als Sprachrohr der neoliberalen Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft das ganz genau weiß. Wenn er jetzt also wieder die Debatte „Jung gegen Alt“ anheizt und postuliert man müsse erst ab 2030 über eine Reform der Renten nachdenken, dann erzählt er kurz und knapp eigentlich nur „Bullshit“.