Wie berühmt und berüchtigt bin ich eigentlich?

Gestern hatte ich ein seltsames Erlebnis. Ich war beim Tanken und an der Tankstelle traf ich eine Nachbarin die eine Straße weiter wohnt. Diese ist politisch engagiert und hat auch für den Stadtrat kandidiert. Gestern richtete sie mir einen Gruß von einem anderen Kandidaten im Stadtrat aus, der früher mal ein Arbeitskollege von mir war und jetzt für eine Partei (nicht die der Nachbarin) kandidiert hat.

Einerseits ist es ja nett, wenn man schöne Grüße ausgerichtet bekommt, andererseits bringt es mich aber ins Grübeln, denn

  • besagte Nachbarin sollte eigentlich nichts über meine Vergangenheit wissen und darüber, daß ich den anderen Kandidaten von früher her kenne
  • ebenso verhält es sich andersrum. Mein letzter Kontakt zu dem früheren Kollegen (bevor dieser mit dem Arbeitsplatz nach München wechselte) war so um 1995

Jetzt stelle ich mir schon die Frage, wie zwei Stadtratskandidaten die ich zufällig beide kenne, die aber jeweils eigentlich nicht wissen können, daß ihr Gesprächspartner mich kennt bei einem „Smalltalk“ feststellen daß sie mich beide kennen und der eine dann Gräße ausrichten lässt.

Bin ich in Augsburg (evtl. angeischts meiner häufigen Leserbriefe in der AZ) bereits bekannt wie ein „bunter Hund“?

Am Aschermittwoch ist alles vorbei – von wegen!

Heute morgen war die Zeitungslektüre recht überraschend. Im Lokalteil gab es mehr Text über meinen Bruder Walter als über die aktuellen Kandidaten im Kommunalwahlkampf. Mein Bruder will ein Bürgerbegehren durchziehen um den Beschluß des letzten Bürgerentscheides zum Königsplatz in Augsburg zu kippen.

Das ganze ist jetzt durch die Augsburger Allgmeine publik gemacht und im Forum dort toben einige heftige Diskussionen mit viel Zündstoff. Die Aktion ist zwar ausdrücklich unpolitisch, dürfte aber im aktuellen Wahlkampf vor der Kommunalwahl einiges durcheinanderwirbeln.

Mein Abstimmungsverhalten beim letzten Bürgerentscheid war, daß ich der Augsburger Stadtregierung damit eine schallende Ohrfeige versetzt habe denn die Vorgehensweise bei der Planung war alles andere als regelkonform. Und ich denke, mit dieser Einstellung war ich nicht alleine auf weiter Flur.

Nach dem Entscheid stellte sich aber heraus, daß die Befürworter und Initiatoren des Entscheides anscheinend selbst nicht wissen, was sie eigentlich wollen. Der CSU-Kandidat Kurt Gribl lehnt sich dabei auch mal weit aus dem Fenster nur um dann einen Tag später heftig zurückrundernd wieder auf den Kurs der Partei eingeschworen zu werden der er noch nicht angehört. Letztlich ergibt sich ein Bild daß man zwar die Stadtregierung heftig ausbremsen konnte, aber deswegen immer noch ewig weit von einer Lösung entfernt ist, eigentlich kein schlüssiges und kurzfristig umsetzbares Konzept vorweisen kann und wichtige Fördergelder eventuell verloren gehen.

Natürlich könnte man auch ketzerisch sagen „Demokratie ist so lange abzustimmen bis das Ergebnis passt“, aber ich denke das neue Bürgerbegehren hat eine sehr gute Startposition, denn der Bürger will jetzt endlich Taten statt Wahlkampf sehen. Ich werde nacher jedenfalls mal zum Königplatz fahren und gucken, wieviele Unterschriften für das Begehren dort schon gesammelt wurden.

Behinderte Kinder und die Politik

In Augsburg haben wir ein schönes neues Förderzentrum für behinderte Kinder. Dieses soll aber nach dem Willen der Politiker demnächst geschlossen werden, denn das neue Kindergartengesetz sieht nur noch eine Förderung für „integrative Kindergärten“ vor. Die Berichterstattung hierzu habe ich gerade mit folgendem Leserbrief quittiert:

Wenn ich die Berichterstattung über das Hessing-Förderzentrum lese, dann kocht in mir der Zorn auf eine Politik, die „die Bretter die die Welt bedeuten“ wohl direkt vor ihrem Kopf plaziert hat. Als Vater eines behinderten Kindes mit massiver Entwicklungsverzögerung kann ich aus eigener Erfahrung berichten, daß das Konzept „integrativer Kindergarten“ in der Theorie zwar schön aussehen mag, in der Praxis aber nicht funktioniert.

Mein Sohn durfte sein erstes Kindergartenjahr im Regelkindergarten verbringen, bei 25 Kindern und 2 Erzieherinnen in der Gruppe. Diese waren mit den anderen 24 Kindern bereits gut ausgelastet und hatten daher kaum Chancen ihn zu fördern. Besonders för das Konzept der „integrativen Einrichtung“ spricht aber dann auch daß mir von anderen Eltern gesagt wird, ich möge mein Kind doch aus der Gruppe nehmen da es die Entwicklung der anderen Kinder behindert wenn die Erzieherinnen sich merh um mein Kind kümmern müssen. Ja, da sieht man gleich wie gut das in der Praxis funktioniert.

Das nächste Jahr durfte unser Sohn in einer schulvorbereitenden Einrichtung verbringen, dort machte er auch Fortschritte, war aber für die Leute dort schlicht und einfach zuviel an Betreuungsarbeit.

Nun, im dritten Jahr hat er seinen Platz in einer speziellen Gruppe bei der Lebenshilfe Königsbrunn gefunden und ist dort sehr gut betreut. Auch das Hessing-Förderzentrum wäre ein möglicher Platz für ihn gewesen. Was unsere Politiker zudem offensichtlich verdrängen ist, daß diese speziellen Fördereinrichtungen zu 100% mit behinderten Kindern ausgebucht sind, es bestehen Wartelisten und man kann froh sein, wenn man einen Platz in so einer Einrichtung bekommt. Jetzt das ganze in „gemischte Gruppen“ umwandeln zu wollen würde nichts anderes bedeuten, als daß wichtige Förderplätze von Kindern belegt werden die eigentlich diese Förderung nicht brauchen. Oder will der Staat nebenan gleich nochmal ein Abbild dieses Förderzentrums errichten um allen behinderten Kindern die Chance auf einen Förderplatz zu geben?

Ich als Gesunder lege mich ja auch nicht ins Krankenhaus um dort mit den Kranken eine integrative Gruppe zu bilden. Integration ist schön und sie funktioniert im Bekannten und Freundeskreis problemlos, aber sie funktioniert eben nicht auf Befehl.

Wenn ich dann noch sehe, wie bei den neuen Sicherheits- und Überwachungsgesetzen bestehendes Recht bis zum Exzess gebeugt wird dann ist ein Standpunkt wie der des Herrn Schmid daß es in diesem Fall keine Sonderregelung geben können soll nur sehr schwer nachzuvollziehen. Die logische und vernünftige Konsequenz kann dann nur lauten: Schafft dieses unselige Kindergartengesetz sofort wieder ab wenn es dazu führt, daß eine solche Einrichtung schließen muß.

Der Schulbus wird nicht mehr bezahlt?

Auslöser für diesen Leserbrief war eine Neuvermessung des Schulweges bei ABC-Schützen, was dann dazu führte, daß Kinder mit 1,96 km Schulweg den Schulbus nicht mehr bezahlt bekommen.

fast schäme ich mich, ein Bürger dieser Stadt zu sein. Nicht weit von meinem Haus entfernt entsteht mit städtischer Unterstützung eine Sportarena für mehrere Millionen Euro, ein wenig weiter weg müssen Kinder auf ihren kostenlosen Schulbus verzichten weil die Stadt sparen muß.

Die Frage die ich mir jedoch stelle ist, ob tatsächlich gespart wird. Wenn der Schulbus nach den Sparbeschlüssen nur noch halb voll ist bedeutet das ja nicht, daß die Kosten für die Fahrt auch nur halb so hoch sind. Die tatsächlichen Betriebskosten (Fahrzeug, Fahrer, Sprit) dürften sich kaum
unterscheiden, so gesehen wird mit so einem Sparbeschluß nur bewirkt, daß entweder die Fahrkosten für die verbleibenden Kinder teurer werden, mehr Zuschüsse für den Busbetrieb fließen müssen oder gar die Verbindung aus betriebswirtschaftlichen Gründen wegfällt weil zu wenig Nachfrage besteht.

Zum Glück erwartet meine Tochter am Dienstag nur ein Schulweg von knapp 800 Metern, aber unabhängig davon ob man persönlich betroffen ist oder nicht muß man gegen dieses „Wir sparen, koste es was es wolle“ heftig protestieren.