Preissenkung bei den Discountern

Das ist heute die Schlagzeile in der Online-Presse. Penny will den Preis für Butter drastisch senken und die Statistiker stellen fest, dass der Umsatz bei den Discountern im vergangenen Jahr auch zurück gegangen ist. Experten behaupten dass das an den Preissenkungen liege, klar, billigere Ware macht weniger Umsatz.

Aber nach dem Lesen des letzten Buches zum Theman Konsumgesellschaft frage ich mich dann schon, ob der Erzeuger der Butter überhaupt noch seine Produktionskosten reinbekommt oder mit so wenig abgespeist wird, dass er mittelfristig seine Milchwirtschaft einstellen kann. Denn dank dieser Preiskämpfe bleiben immer mehr „kleine Bauern“ auf der Strecke.

Wobei: ich durchaus so frech bin zu behaupten, dass der Einbruch beim Umsatz vielleicht auch daher kommt, dass immer weniger Geld da ist. Was wir hier in Deutschland gerade erleben ist eine furchtbare Abwärtspirale im Binnenmarkt. Die Leute haben kein Geld um wunschgemäß „konsumieren“ zu können und in der Folge sinken die Umsätze der Händler die dann natürlich ihren Beschäftigten wieder weniger zahlen und so weiter.

Zum anderen ist nicht alles Preissenkung wo Preissenkung draufsteht. Uns ist beispielsweise aufgefallen, dass die Truthahnpastete von Lidl früher 9 Scheiben in der Plastikverpackung hatte. Seit kurzem gibt es nur noch 8 Scheiben, der Preis ist zwar gleich geblieben, aber die Menge nicht. Also eigentlich eine Preiserhöhung.

Ein weiteres Problem der Discounter dürfte darin liegen, dass die „Non-Food-Ware“ immer mehr in Richtung Billigramsch tendiert. Wenn so wie neulich passiert Unterwäsche beim ersten Tragen schon kaputt geht, dann ist das kein Zeichen von Qualität. Und wenn man sich die „Schnäppchen“ bei den Discountern so ansieht, dann lässt man gerne die Finger davon.

Nein, ich bin nicht froh über diese Preisschlachten die auf dem Rücken der Erzeuger ausgetragen werden und die dem Kunden auf lange Sicht schaden, denn mit jedem Produzenten der Pleite geht wird das Angebot immer mehr auf das reduziert, was die Giganten am Markt bereitstellen. Die Angebotsvielfalt verschwindet und mit ihr die Wahlmöglichkeit, z.B. ein lokal produiertes Lebensmittel bevorzugt zu kaufen.

Ein neuer Name für unsere Regierungskoalition

So stand es heute in der Zeitung. Schwarz-Gelb wahr wohl wegen der Nähe zu „Schwarz-Geld“ verpönt und „Tigerente“ hört sich ja nun wirklich irgendwie kindisch an. Also hat man wohl ein Brainstorming veranstaltet und ist auf die Idee gekommen, ab jetzt von der „christlich-liberalen“ Koalition zu sprechen.

Wenn ich mir allerdings die aktuelle Politik so anschaue, dann spreche ich lieber von der „grässlich neoliberalen“ Koalition. Das passt dann besser, auch wenn das den C-Parteien wahrscheinlich nicht gefallen wird.

Das beste Auto ist ein Porsche 911

Das behauptet der TÜV aktuell. Und das kann der TÜV sogar begründen:

Nur 1,9 Prozent der Sportwagen fielen bei der ersten Hauptuntersuchung drei Jahre nach der Erstzulassung wegen erheblicher Mängel durch.

Also mal ehrlich: Wenn ich mit meinem Auto beim TÜV antanze, dann doch nachdem ich in meiner Werkstatt war, bzw. ich beauftrage die Werkstatt, den Wagen soweit zu warten, dass der TÜV keinen Ärger macht. Wenn also sozusagen noch fast jeder 50. Porsche nach drei Jahren durchfällt, dann würde ich das jetzt nicht als Qualitätsmerkmal vermarkten.

Das alte Autos durchfallen und viele von der Finanzkrise geplagte Autofahrer es halt erst mal probieren bevor sie Geld für eine Instandsetzung abdrücken müssen ist durchaus nachvollziehbar. Aber hey, Porsche-Fahrer sollten sich auch eine gute Werkstatt leisten können und die sollte in der Lage sein, die Durchfallquote bei Null zu halten.

Letztlich dürfte die Pannenstatistik des ADAC viel genauer und aussagekräftiger sein wie diese TÜV-Statistik. Aber mit Statistik kann man ja fast alles beweisen. Aber vielleicht brauchte Porsche ein wenig Product-Placement, denn heute melden die Nachrichten ja Dinge wie „Porsche verbucht Umsatzrückgang„.

Links für 2009-11-16

Heute wieder mal ein paar Links auf lesenswerte Artikel im Internet:

  • Immer weniger Ware“ – Telepolis hat einen schönen Artikel, wie wir mit immer weniger Packungsinhalt manche versteckte Preiserhöhung verpasst bekommen.
  • Real 3D Mandelbulb“ – Mandelbrot-Fraktale in 3D, wow (via Fefe)
  • systemrelevant“ – NetReaper vergleicht Banken und Menschen
  • „... und Zensur findet doch statt!“ – Ingo Jürgensmann berichtet über den Maulkorb am Deutschen Historischen Museum

Die Bahn erhöht die Preise

Von der Bahn erhalten die Kunden dieses Jahr ihr Weihnachtsgeschenk schon Mitte Dezember. Mit dem neuen Fahrplan werden die Bahntickets im Schnitt um 1.8 Prozent teurer. FTD hat das in einem Artikel thematisert zu dem ich auch gerne meinen Senf geben will. Fefe hat es satirisch betrachtet:

Wegen der hohen Kundenzufriedenheit, nehme ich an. Besonders im Großraum Berlin.

Schauen wir aber mal beim FTD-Artikel was uns hier erzählt wird:

Die Inflationsrate bei Verbraucherpreisen lag aber in den vergangenen zwölf Monaten nahe null Prozent. Treibstoff ist im Zuge der weltweiten Rezession sogar deutlich günstiger geworden. Auch die Strompreise sind zumindest nicht weiter angestiegen. Bahnvorstand Homburg erklärte jedoch, dass dies keinen Einfluss auf die Kostenbasis der Bahn habe. Bei Diesel-Kraftstoff für Loks sei das Unternehmen an langfristige Lieferverträge gebunden, womit der Preis unverändert geblieben sei. Beim für die Bahn wichtigsten Energieträger Strom hingegen werde zwar ständig von billigeren Preisen gesprochen. „Angekommen beim Kunden ist davon aber noch nichts“, erklärte Homburg.

Also Herr Homburg, wenn der Dieselpreis aufgrund der langfristigen Lieferverträge konstant geblieben ist, dann ist das eine sehr seltsame Begründung für eine Preiserhöhung. Und was den Strompreis angeht, da fallen mir zwei Dinge ein. Zum einen nämlich, dass die Bahn ja eigentlich mit 16,7 Hertz fährt und bis auf die Lastspitzen ihren Strom eh selbst produziert (zumindest laut Wikipedia). Zum anderen gibt es bei Telepolis heute einen schönen Artikel „Umverteilung“ und da wird doch glatt behauptet:

„Sondervertragskunden“, das heißt Großabnehmer, zahlen hingegen 8,5 Prozent weniger als noch vor einem Jahr.

Es mutet seltsam an, wenn die Bahn mit ihren Lastspitzen von 300 Megawatt nicht auch als „Sondervertagskunde“ günstige Konditionen aushandeln kann.

Die nächste interessante Behauptung gibt es dann zum Thema Personalkosten:

„Folgewirkungen“ entfalteten dagegen nun die hohen Tarifabschlüsse von 2008, als die Lokführergewerkschaft GdL elf Prozent Lohnzuwachs erstritten hatte, sowie die Anfang diesen Jahres mit den anderen Bahngewerkschaften für 2009 und 2010 vereinbarten Gehaltsanhebungen um insgesamt 4,5 Prozent. Dies alles verursache eine Kostensteigerung im Personenverkehr von „drei Prozent oder größer“, sagte der Bahnvorstand.

Das Unternehmen gebe mit der nun angekündigten Preisanhebung um 1,8 Prozent also nur einen Teil seiner gestiegenen Kosten an die Kunden weiter.

Um die Plausibilität dieses Arguments zu verifizieren gucken wir einfach mal in den Geschäftsbericht der Bahn von 2008. Auf Seite 181 (Seitenzahl laut Geschäftsbericht, in der PDF ist das 185) sehen wir, dass die Personalkosten von 9.913 Millionen Euro in 2007 auf 10.583 Millionen Euro in 2008 gestiegen sind, also 670 Millionen mehr, was einer Steigerung von knapp 6,8 Prozent entspricht.

Andererseits: Die Bahn sagt selbst sie hätte 1.919 Millionen Reisende gehabt. Verteilt man die 670 Millionen Mehrkosten beim Personal auf die knapp 2 Milliarden Reisende so würde jeder mit 35 Cent Mehrkosten belastet werden. Da das natürlich in gewisser Weise ungerecht ist rechnen wir mal mit den Personenkilometern, das sind laut Geschäftsbericht ja stolze 77.791 Millionen. Was letztlich heißen würde, die gestiegenen Personalkosten schlagen mit 0,86 Cent pro Personenkilometer zu.

Und vor allem haben wir bei der Rechnerei nun die gesamten Personalkosten auf den Personenverkehr der Bahn umgelegt. Das ist aber nicht richtig, denn laut Geschäftsbericht Seite 64 (68 in der PDF) ist der Personenverkehr greade mal mit 36 Prozent am Gesamtumsatz beteiligt. Also müssten wir auch die Kosten auf 36 Prozent reduzieren, sprich der Personenkilometer käme in der Rechnung um 0,3 Cent teurer.

Erinnern wir uns auch noch mal an den horrenden Tarifabschluß bei den Lockführern, die Horrormeldungen die damals durch die Presse geisterten waren die, dass damit nun 80 Millionen Mehrkosten auf die Bahn zukommen. Rechnen wir das mal auf die Personenkilometer um: 0,037 Cent pro Personenkilometer hat uns diese horrende Erhöhung gekostet (unter Berücksichtigung dass nur 36% Personenverkehr ist).

Da erscheint es mir dann schon merkwürdig, wenn die Bahn jetzt wieder 1,8 Prozent mehr Geld von den Kunden haben will. Zumal die Bahn ja in Sachen „Service“ immer schlechter geworden ist, da vieles der Service-Leistungen wie Fahrkartenverkauf mittlerweile ja nur noch via Automat passiert. Die „Dienstleistungsgebühr“ wurde ja gottseidank gekippt, aber ich habe den Eindruck, dass diese mit der angekündigten Erhöhung wieder durch die Hintertür eingeführt wird.

Und ich fürchte, dass das alles noch viel schlimmer werden wird wenn der aufgrund der Finanzkrise verschobene Bärsengang kommt und die Bahn teilprivatisiert wird. Was uns dann erwartet können uns die hochzufriedenen Kunden im Großraum Berlin erzählen.

Wie frei ist unsere Presse noch?

Gerade eben hatte ich ein merkwürdiges Erlebnis. Ich gucke ja jeden Tag mal kurz über die Google-News und heute Abend sehe ich da folgendes beim Thema Ausland.

googlenewsInteressiert hat mich natürlich die Demonstration in Italien. Die Geschichte mit dem EU-Vertrag ist nur zwecks Vergleich drin. Denn natürlich habe ich mal sehen wollen, welche Zeitungen sich noch trauen einen Artikel über eine Demonstration zur Pressefreiheit zu schreiben und welche schon so an der kurzen Leine sind, dass man das eher gleich totschweigt. Also habe ich mich auf die 151 Artikel gefreut. Belohnt wurde diese Freude dann mit folgendem:

Ergebnisse 1 – 19 von ungefähr 19 ähnlichen Artikeln Die Suche dauerte 0,05 Sekunden

Also deutlich weniger als die 151 versprochenen Artikel. Als Gegenprobe klicke ich auf die 1823 Artikel zum EU-Vertrag und bekomme wenigstens 1105 Treffer angezeigt. Wäre das Verhältnis beim Artikel zur Pressefreiheit ähnlich gewichtet, dann hätte ich wenigstens 80 Treffer sehen müssen.

Da stellt sich mir dann schon die Frage, wie frei die Presse tatsächlich noch ist. Vielleicht bin ja nur extrem mißtrauisch weil ich doch gerade „Meinungsmache“ vom NachDenkSeiten-Betreiber Albrecht Müller lese. Aber trotzdem gruselt es mich angesichts der nicht vorhandenen 151 Artikel die mir Google nicht zeigen kann.

So lügt man mit Statistik

Die Neue Rheinische Zeitung hat heute einen Atikel „Die verschaukelte Bevölkerung“ online der sehr lesenswert ist. Beispiel:

In vielen Zeitungen erschienen Grafiken, die so aussahen, als hätten sich unsere Gesundheitsausgaben verdoppelt. Tatsächlich stiegen sie von 1976 bis 2004 aber nur um ca. 40 Prozent. Und in diesem Zeitraum seien auch alle anderen Preise gestiegen. Die Frage sei aber, wie viel wir für die Gesundheit gemessen am Bruttosozialprodukt ausgeben, und dann sieht das weitaus weniger dramatisch aus. Wichtig wären aber die Gesundheitsausgaben je Kassenmitglied. Und die hätten sich keineswegs dramatisch entwickelt, sondern im Rahmen des Bruttosozialproduktes. Ungern diskutiere die Bundesregierung überdies auch die Einnahmeseite. Und die sei wegen der Erosion am Arbeitsmarkt dramatisch gesunken. Doch damit könne die Bundesregierung keine „Gesundheitsreform“ begründen. Bosbach: Gesundheitsministerin Ulla Schmidt kenne die richtigen Zahlen. Leider veröffentliche sie diese nicht.

Ein anderer, der sehr schön mit Statistik die diversen Mythen enkräften kann ist Hans Rosling von gapminder.org.. Dazu gibt es einen wunderschönen TED-Talk:

Stellungnahme zur Ariel-Geschichte

Auf kochsiek.org gibt es eine Stellungnahme von Procter & Gamble zum Ariel-Flaschenvergleich. Offensichtlich wurde hier eine sehr alte Flasche aus 2005 mit einer neuen Flasche aus 2009 verglichen.

Hier noch die Fakten:
2005 = 20 Waschladungen = Inhalt 1.5Lt
2008 = 18 Waschladungen = Inhalt 1.26Lt
2009 = 18 + 2 Waschladungen = Inhalt: 1.4Lt = + 10% geg. 2008

Irgendwie erinnert das wieder an die „Wir schenken ihnen die Mehrwertsteuer“-Aktionen in den Discount-Märkten die natürlich vor dieser Aktion die Preise dezent angehoben haben. Besonders interessant ist aber auch die Aussage über die Umweltverträglichkeit:

Das heisst, heute sind 1,4 Lt so ergiebig wie 1,5 Ltvor vier Jahren. Je weniger Waschmittel gebraucht wird, desto besser ist es für die Umwelt.

So in erster Näherung heißt so ein Satz für mich eigentlich nur, daß das neue Waschmittel „höher konzentriert“ ist als das alte. Oder anders ausgedrückt, um auf 1 Promille Alkohol im Blut zu kommen muß ich entweder eine Menge X von Bier oder eine Menge Y von Schnaps trinken (was ich natürlcih nicht tue). Y ist wegen der höheren Alkoholkonzentration im Getränk natürlich weniger als X, trotzdem muß mein Körper die gleiche Menge Alkohol im Blut abbauen. Ähnlich dürfte es mit der Natur und dem Abbauen von Waschmitteln sein.

Etikettenschwindel am Beispiel

Die NachDenkSeiten haben heute in den Hinweisen des Tages dieses PDF. Es zeigt, wie man mit neuer Verpackung und geändertem Etikett dem Kunden einen nicht existierenden Mehrwert vorgaukelt. Eigentlich sollte die Firma Proctor & Gamble für diese mathematische Glanzleistung eine deftige Abmahnung von der Verbraucherzentrale bekommen.