Froh über den Tod?

Nach dem Tod von Osama bin Laden wird sehr viel diskutiert, ob man sich über den Tod eines Menschen freuen darf oder wenigstens froh darüber sein darf. Bloggerkollege Mikemcapple hat gestern abend seine Gedanken dazu niedergeschrieben und damit mich auch wieder zum Nachdenken angeregt.

Betrachten wir zunächst mal den Tod von Osama bin Laden. Sein Leben hatte mit meinem Leben keinerlei Berührungspunkte außer der Tatsache dass meine Regierung mir nach dem 11. September 2011 einreden wollte, dass ich von den Terroristen aus dem Umfeld von bin Laden bedroht wäre und deswegen meine Freiheitsrechte ein wenig eingeschränkt werden müssen. Mittlerweile darf man nicht mehr viel mit dem Handgepäck ins Flugzeug nehmen und dank der umfangreichen Kontrollen muss man ewig vor dem Boarding bereits da sein um alle Prozeduren über sich ergehen lassen. Trotzdem sehe ich das nicht als echten Berühurngspunkt mit meinem Leben, denn auch jetzt nach Osamas Tod wird sich an diesen Sicherheitsgesetzen nichts lockern, man spricht eher davon, dass man sie weiter verschärfen muss weil es ja jetzt noch gefährlicher ist. Im Ernst, ich habe keinerlei Angst bei einem Terroranschlag ums Leben zu kommen, denn die Wahrscheinlichkeit dass ich im Straßenverkehr dank der Überschätzung eines anderen der unter Drogeneinfluß oder Hormonstau seine Fähigkeiten überschätzt ums Leben komme sind um etliche Zehnerpotenzen höher.

Über den Tod von Osama empfinde ich also weder Freude noch Trauer. Die Empfindung die ich habe ist eher ein starkes Unbehagen angesichts der Vorgehensweise mit der er ins Jenseits befördert wurde, denn das deckt sich nicht mit meinen Vorstellungen von Rechtsstaatlichkeit oder Völkerrecht. Es ist mehr ein Rückfall in die Zeit des alten Testamentes und des „Auge um Auge, Zahn um Zahn“. Damit begibt sich unsere abendländische Zivilisation genau auf das Niveau das sie im Kampf gegen den Terror eigentlich bekämpfen will.

Damit wäre eigentlich alles gesagt, wenn da nicht eine andere Geschichte aus meinem Leben wäre. Vor etwas mehr als 20 Jahren erhielt ich anläßlich meines 30. Geburtstages ein besonderes „Geschenk“. Ich durfte mit dem Arzt der meine Mutter im Krankehaus behandelte sprechen und er eröffnete mir, dass nachdem man bei ihr den Körper von oben bis unten aufgeschnitten hatte alles was zu tun möglich war die Installation eines künstlichen Darmausgangs war und ansonsten alles voller Metastasen wäre. Er teilte mir mit, dass meine Mutter wohl maximal noch 6 Monate zu leben hätte.

Auch wenn wir vor meiner Mutter Optimismus heucheln wollten, so konnten wir ihr über ihren Zustand nichts vormachen. Sie akzeptierte ihr Schicksal und meinte „der liebe Gott wird es schon richten“. In den darauffolgenden 3 Jahren baute sie körperlich immer weiter ab und die Frequenz mit der sie zusammenbrach um über die Notaufnahme wieder auf die Intensivstation zu kommen wurde immer höher. Jedes mal wenn das Telefon klingelt und ich anhand der Nummer sah dass es ein Anruf von zuhause war kam die Angst vor einer schlechten Nachricht, auch wenn oft genug nur angerufen wurde um mich zu bitten was für die Eltern zu besorgen.

Am Himmelfahrtstag 1994 starb meine Mutter am frühen Morgen. Als mein Vater anrief um mir das mitzuteilen war ich tatsächlich froh. Froh darüber, dass sie nun keine Schmerzen mehr hatte und in gewisser Weise auch die Erleichterung darüber, dass mein Leben nun wieder unter anderen Bedingungen weitergehen konnte. Natürlich empfand ich auch Trauer und selbst heute, 17 Jahre später vermisse ich manchmal die Gespräche mit meiner Mutter die bis zum bitteren Ende geistig voll auf der Höhe war.

Daraus ziehe ich bei dieser philosophischen Betrachtung eigentlich den Schluss, dass mich der Tod eines anderen Menschen emotional eher betrifft, wenn es sich um einem Menschen aus meinem Umfeld handelt mit dem ich tatsächlich eine gemeinsame Zeit verbringen durfte. Und wenn ich mitansehen mußte wie dieser Mensch am Ende seines erfüllten Lebens leiden musste, so wie meine Mutter oder auch die Großtante meiner Frau die neulich am Ostersamstag mit knapp 92 Jahren verstorben ist, dann kann ich auch sagen, ich bin froh darüber, dass dieser Mensch von seinen Leiden erlöst ist. Diese „Freude“ ist natürlich immer mit Trauer über den Verlust des Menschen gepaart.

Auch ich musste mir das jetzt mal von der Seele schreiben, denn diese Gedanken haben mich die ganze letzte Nacht beschäftigt.

Gott existiert nicht

Anna denkt gerade intensiv über Religion und Gott nach. Sie ist sehr am Zweifeln ob Gott exisitert und hat nun sogar einen Beweis für seine Nichtexistenz gefunden:

‚Wenn Gott existieren würde und mich so lieb hat wie man behauptet, dann hätte er mir meinen Wunsch nach einer Nintendo DSi Konsole erfüllt. Hat er aber nicht, also existiert er nicht.

Messerscharfe Logik eines 9-jährigen Kindes.