Fädelspiele

Nachdem ich ein paar sogenannte Sketches mit dem Arduino-Microcontroller auf einem Breadboard aufgebaut habe möchte ich auch mal einen „dauerhaften“ Aufbau machen und habe mir dazu ein paar Lochrasterplatten besorgt. Nun stellt sich allerdings die Frage, wie man die Bauteile miteinander verdrahten kann. Die Antwort dazu habe ich tief aus der Vergangenheit ausgegraben.

Wir gehen zurück in die Zeit als ich studiert habe (1980-1984), damals war die Zeit der Heim-Computer und der Bastel-Computer. Man bastelte auch damals schon auf Lochrasterplatten, denn es gab zwar wohl gedruckte Schaltungen und als Hobby-Elektroniker hat man die noch mit Eisen-III-Chlorid selbst geätzt, aber Computer mit ihren Bus-Systemen hatten eine Komplexität die man kaum auf einer einlagigen Leiterplatte abbilden konnte. Aber es gab eine Lösung, die man Fädeltechnik nennt.

Hier wird die Verbindung tatsächlich mit einem Draht hergestellt. Ein Draht der eine hauchdünne Isolierung hat welche beim Löten dann wegbrennt und an der Löststelle Kontakt gibt, aber eben sonst nicht. Und ja, aus meiner Studienzeit habe ich alles was man dazu braucht, einen Fädelstift und die sogenannten Fädel- oder auch Verdrahtungskämme.

Also erstes Projekt, wir gucken mal wie gut das mit der Fädeltechnik noch klappt. Dafür muss eine schmale Lochrasterplatte „geopfert“ werden und zwei 20-polige IC-Sockel die ich auch noch von damals in der Bastelkiste habe. Idee: Einfach alle 20 Pins 1:1 miteinander verbinden und dann mit dem Ohmmeter ausmessen, ob zum einen die Verbindung funktioniert und ob es keine Kurzschlüsse zu anderen Pins gibt.

Also los. Lötstation und Lupe raus und so sieht das dann aus:

Endpunkt vor dem Verlöten, man sieht die Spitze des Fädelstiftes

Das obige Bild zeigt den Zielpunkt vor dem Verlöten. Der Fädeldraht ist einmal um das Beinchen des IC-Sockels gewickelt. Wenn dann verlötet wird schmilz die Isolation des Fädeldrahtes und der Kontakt wird hergestellt. Der Draht wird entlang des Fädelkamms geführt.

Am Anfang war diese Übung noch etwas ungewohnt und langsam, am Ende ging das Verdrahten aber tatsächlich recht flott von der Hand. Das Endergebnis sieht dann so aus:

Fertiges Übungsstück (2 x 20 polige IC-Sockel 1:1 verdrahtet)

Man sieht gut, dass die Drähte am Fädelkamm dicht beieinander liegen, für echte Hochfrequenz-Technik dürfte das suboptimal sein da es da zu Übersprechen auf die parallel liegenden Signalleitungen kommen könnte. Aber für die Übung tut es das. Und ja, der finale Abschlusstest mit dem Ohmmeter zeigt, dass alles wie geplant funktioniert, alle Verbindungen stehen und keinerlei Kurzschlüsse.

Ein Blick auf die Online-Seiten eines Elektronik-Versenders zeigt dann auch, das ich hier wohl wahre Schätze in meiner Bastelkiste habe. Ein Fädelstift kostet heute ungefähr 41€, die Fädelkämme gibt es im Zehnerpack (und wahrscheinlich weniger vergilbt) für knapp über 10€ und 4 Drahtspulen kosten fast 50€. Bei einem Mitbwerber geht es auch billiger, hier kostet der Fädelstift 22,40€ und ein Hunderterpack Fädelkämme ist für knapp 60€ zu haben. Aber für die in der nächsten Zeit geplanten Basteleien habe ich noch genügend Vorrat. Und ja, es hat Spaß gemacht mal wieder den Lötkolben zu schwingen, auch wenn das Ergebnis in diesem Fall keine echte Funktion erfüllt.