Ein paar Links zum Bildungsstreik

Endlich tut sich was im Bildungsland. Die Studenten gehen gegen das bescheuerte System auf die Straße und machen das recht gut organisiert wie man auf der Seite „Uni Augsburg brennt“ sehen kann. Hier ist wohl der größte Hörsaal fest in der Hand der Studenten und ich drücke ihnen alle verfügbaren Daumen, dass sie mit ihren Anliegen gehört werden. In Jena hat man derweil auch mal schnell Pfefferspray zur Hand um sich gegen die Demonstranten zu wehren. Die Ruhrbarone berichten schließlich von Massenfestnahmen in Essen wo Demonstranten und auch Kinder eingekesselt wurden. Das weckt diffuse Erinnerungen an die Krwalle um das Jugendzentrum „Komm“ in Nürnberg während meiner Jugendzeit. Damals wurden auch weit über 100 Jugendliche mit Blanko-Haftbefehlen festgesetzt und ohne dass man deren Eltern informiert hätte.

Besonders freut mich allerdings das was heute in den Hinweisen des Tages auf den Nachdenkseiten zu lesen ist:

Solidaritätserklärung der 40. Mitgliederversammlung des
Bund demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (BdWi)
vom 15.11.2009
Quelle: BdWi [PDF – 792 KB]

Also sind es nicht nur die Studenten denen dieses bekloppte Bildungssystem zuwider ist, sondern auch die Wissenschaftler die sich wohl bei diesem verkorksten System zurecht um Nachwuchs sorgen.

150 Euro für die Bildung

Heute nachmittag im Autoradio gehört und jetzt bei der TAZ gefunden:

Die neue Bundesregierung werde „jedem neu geborenen Kind ein Zukunftskonto mit einem Startguthaben von 150 Euro einrichten“, heißt es in dem Papier, das der taz vorliegt. Darüber hinaus wolle man Einzahlungen bis zur Volljährigkeit mit einer Prämie unterstützen. Die Initiative, die sich an der bisherigen Förderung des Bausparens orientiert, solle „ein wirksamer Anreiz für mehr private Bildungsinvestitionen“ sein.

Na, das hört sich ja wieder toll an. „Zukunftskonto“. So wie es da oben steht entnehme ich, dass das ein Sparbuch wird welches am 18. Geburtstag fällig werden wird und mit 150 Euro Startkapital ausgestattet wird. Und wer seinem Kind da was einzahlt bekommt Prämien auf die eingezahlten Beiträge, die dann auch erst mal auf diesem Zukunftskonto gebunkert sind.

Warum nur erinnert mich das ganze irgendwie an die Riester-Rente. Hier ist der Köder der einem hingeworfen wird nicht die angebliche „Versorgungslücke“ im Alter, sondern natürlich die Zukunft der Kinder. 150 Euro sind, wenn es um die Ausbildung der Kinder geht nicht viel, das reicht aktuell gerade für einen guten Schulranzen und Turnbeutel im Set. Aber halt, das Geld gibts ja erst mit 18, also nix mit Schulranzen.

Hier wird unterschwellig ein Druck auf die Eltern aufgebaut, fleißig für die Zukunft ihres Nachwuchses zu sparen damit der dann später seine Studiengebühren bezahlen kann. Wobei es ja nicht so ist, dass ich meinen Kindern keine Ausbildung finanzieren will, wer es sich leisten kann hat jetzt schon so etwas wei eine „Ausbildungsversicherung“, also eine spezielle Kapitallebensversicherung die im Falle des Todes dann auch den Betrag auszahlt und man so den Kindern in jedem Fall eine Ausbildung ermöglichen kann. Wie gesagt, wenn man es sich leisten kann, denn pro Kind wollen die Versicherungskonzerne hier im Monat schon um die 50 Euro.

Also wird nun für die Geringverdienenden ein „Zukunftskonto“ angelegt, damit die halt das Geld, was eventuell (wenn auch sehr unwahrscheinlich) am Monatsende noch übrig ist vorbildlich in dieses Zukunftskonto stecken und so das Geld erst mal den Banken zum Spekulieren geben.

Statt nach dem Gießkannenprinzip 150 Euro über jedes Neugeborene auszuschütten (Kinder der „Reichen“ werden das sicher nicht nötig haben) hätte man eher die zukünftigen Kosten der Bildung der Kinder angehen können. Der Wegfall von Studiengeübhren dürfte um einiges sinnvoller sein, als dieses angebliche „Zukunftskonto“.

Nur meine Meinung und vielleicht irre ich mich hier ja auch, aber ich bin zu oft schon von unserer neoliberalen Elite veräppelt worden um so etwas ohne es gründlich zu hinterfragen zu bejubeln.

Update: Das ganze steht jetzt auch im Koalitionsvertrag ab Zeile 2594 also kriegt der Artikel jetzt auch „Koalitionsvertrag“ als Stichwort..

Sind unsere Lehrer zu alt?

Heute morgen bei der Lektüre der Zeitung gab es einen Artikel, dass der EU-Kommission festgestellt, dass fast die Hälfte unserer Lehrer in Deutschland über 50 Jahre alt sind. Auch das ehemalige Nachrichtenmagzin hat einen Artikel dazu.

Was mir ganz und gar nicht gefällt ist die unterschwellige Botschaft, alte Leher wären „eingerostet“ und könnten keine „neue Lehrmethoden“ anwenden. Ja, was soll ich sagen, der ich zwar kein Lehrer bin, aber trotzdem in 2 Jahren auch das halbe Jahrhundert voll haben werde?

Neue Lehrmethoden müssen nicht per Definition auch gleich „besser“ sein. Eindrucksvolle Beispiele sind ja allein schon dadurch gegeben, dass wir seit Jahren trotz heftigem Herumdoktern am Bildugnssystem bei PISA immer noch schlecht abschneiden. Eine andere Sicht auf den „modernen Firlefanz“ bietet Clifford Stoll in seinem Buch „Logout„, hier geht es zwar vornehmlich um die Frage, ob ein Computer im Unterricht sinvoll ist, Stoll würzt das aber mit Erfahrungen aus der Vergangenheit als die „neuen Lehrmethoden“ in Form von „Videorecorder“ oder „Sprachlabor“ ausprobiert wurden.

Die Frage ist natürlich, warum so viele Lehrer so alt sind. Ok, blöde Frage, jeder wird älter, das ist ganz natürlich und eigentlich sollte Nachwuchs da sein um die Plätze der Älteren einzunehmen, wenn diese aus dem Berufsleben ausscheiden.

Und genau hier liegt meiner Meinung nach ganz unschuldig der Hase im Pfeffer. Lehrer sind Beamte auf Lebenszeit, was ihnen durchaus gegönnt sei. Ein Beamter wird aber im allgemeinen seinen Job bis zum Rentenalter ausüben während in der Privatwirtschaft mit dem Überschreiten der 50-Jahres-Grenze die Arbeitnehmer ja mehr oder weniger „Zum Abschuß freigegeben“ sind. Je nach Kultur der Firma werden sie dann in Altersteilzeit geschickt oder in schlimmen Fällen als „Low-Performer“ gebrandmarkt und aus der Firma geekelt. Klar, dass privatwirtschaftliche Unternehemen daher eine ganz andere Alterstruktur haben als ein Staatsunternehmen wie die Schule.

Wie es in anderen europäischen Ländern mit dem Lehrerberuf aussieht weiß man auch nach Lesen des Artikels nicht so genau. Ok, andere Länder haben wohl auch viele jüngere Lehrer, was vielleicht auch daran liegt, dass dort der Lehrerberuf einen höheren Stellenwert hat als hier.

Hier sind ja Lehrer oft als „Halbtags-Jobber“ mit 13 Wochen Urlaub verrufen. Dass neben der Unterrichtszeit auch andere Arbeit notwendig ist wird gerne übersehen, aber genausogut könnte ich behaupten dass die Müllmänner einen tollen Job haben weil sie ja nur am Montag zum Tonnenleeren kommen.

Mir persönlich ist es jedenfalls egal wie alt der Lehrer meiner Kinder ist, wichtig ist, dass er gut ist und sein Unterricht die Kinder begeistern kann. Aber wie das halt so ist bei den diversen Statistiken, die sagen zwar viel über die Quantität aber nichts über die Qualität aus.