Un-embedded

Im Zuge des Aufräumens für die neue Datenschutzgrundverordnung habe ich mal alle eingebetteten Tweets in Text mit Links umgewandelt, d.h. es wird also nix mehr von Twitter geholt wenn hier im Blog ein Tweet zitiert wird. Interessanterweise scheint der Tweet aber auch in der WordPress-Datenbank hinterlegt zu sein, ich hatte einige Tweets drin die inzwischen wohl gelöscht waren, aber trotzdem bei mir noch im Orignal zu sehen waren. Da stellt sich dann eh die Frage, ob es nicht sinnvoller ist, weiterhin Tweets als Zitate einzufügen statt „embedded“, dann hat man den Inhalt auch noch wenn der Tweet irgendwann gelöscht ist oder auch wenn der Account sich auf „privat“ geschaltet hat.

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Burka-Zwang dank DSGVO?

Ja, ich weiß das ist jetzt eine steile These. Aber trotzdem möchte ich mal den Gedanken formulieren, der mich gerade im Zuge der Arbeiten im Blog zum Einhalten der neuen Datenschutzgrundverordnung beschäftigt. 

Denn es ist verdammt viel zu tun. Diverse Plugins wurden stillgelegt und entfernt weil sie IP-Adressen speichern und momentan wühle ich mich durch etliche alte Postings um Stellen zu finden in denen ich möglicherweise einen Tweet eingebettet habe, denn natürlich bewirkt das Einbetten eines Tweets ja, dass der Twitter-Server den Browser meines Besuchers mit diesem Tweet versorgt und damit weiß Twitter dann, dass der gerade bei mir auf der Webseite war. Und damit transferiere ich dann personenbezogene Merkmale zu einem Server in den USA. 

Und hier fängt mein Burka-Vergleich an. Wir beschließen Burka-Verbote und motzen über Kopftücher, weil diese ja etwas verschleiern, was laut der Auffassung von irgendwelchen altbackenen Islamisten nicht jeder sehen darf. Und natürlich geht so etwas in unserer aufgeklärten Gesellschaft gar nicht, also verbieten wir derartige Verhüllungen, selbst wenn jemand die selbstbestimmt anlegen wollen würde (es reicht ein Blick nach Österreich um zu sehen, welche Stilblüten so ein Verschleierungsverbot hat). 

Auf der anderen Seite müssen jetzt alle Betreiber einer Webseite einen riesigen Aufwand betreiben um zu verhindern, dass ihre Seite zu viel „sieht“. Also wird nicht derjenige, der seine Attribute verbergen will in die Lage versetzt, das zu tun, sondern wir zwingen alle sich virtuelle Scheuklappen anzulegen und sich entwicklungstechnisch wieder in die Internet-Steinzeit zurück zu begeben um das zu ermöglichen. Also quasi wie „ich gehe in die Sauna oder an den FKK-Strand, aber alle die bereits dort sind müssen sich die Augen zu halten damit sie mich nicht sehen“. 

Dabei könnte ich mir durchaus vorstellen, dass derjenige der z.B. nicht will dass Twitter seine IP-Adresse mitgeteilt bekommt wenn er auf einen Artikel mit einem eingebetteten Tweet stößt das durchaus technisch bewerkstelligen könnte. Browser können heute problemlos Popups blocken und nur solche zulassen, die der User sehen will. Warum sollte das nicht auch bei Iframes gehen? Technisch sicherlich lösbar und ich wage zu behaupten, dass enstprechende Browser-Plugins existieren.  Genauso gut kann ich mir ein Browser-Plugin vorstellen, das nicht mal einen Referrer sendet wenn man auf einen Link klickt. Für den so verlinkten Server sieht das dann so aus, als hätte jemand die URL in die URL-Zeile eingetippt um da direkt hin zu kommen.

Ob es mit der neuen DSGVO besser werden wird, das steht auf einem anderen Blatt. Ich fürchte, dass wir damit nur die Monopol-Stellung der „Großen“ festigen. So gibt es z.B. ein schönes Plugin welches bei jedem eingebetteten YouTube-Video einen Klick auf „Abspielen“ erfordert bevor Daten zum YouTube-Server geschickt werden. Ein ähnliches Plugin für andere Video-Dienste wie Vimeo oder TED finde ich jedoch nicht, also bekommt der Riese YouTube hier wieder mehr „embedded content“ als seine Mitbewerber. Und viele werden möglicherweise dann ihre Dinge nur noch bei Facebook, Google & Co. posten weil das sicherer erscheint als selbst eine Webseite zu betreiben und sich in dieses Minenfeld zu begeben. 

Aber gut, ziehen wir uns unsere Blog-Burka an und warten mal ab, was passieren wird. Vielleicht muss es erst mal richtig weh tun bevor man merkt, dass man hier vielleicht übers Ziel hinaus geschossen ist. 

 

Links für 2016-03-09

Es ist mal wieder Zeit für ein paar Links. Diesmal leider sehr ernste:

  1. Heiner Flassbeck hat sich vor einer Woche zur Flüchtlingspolitik geäußert.
  2. Einen Tag später erschien auf Telepolis dieser Artikel zur Situation der Flüchtlinge in Griechenland. Dieser Artikel ist deprimierend und erschreckend, aber wenn ihr richtig abkotzen wollt, dann lest mal das Forum dazu. Was da wieder an „tiefbraunen Argumenten“ schwimmt ist absolut bedenklich.
  3. Und nein, die Griechen sind nicht „selbst schuld“. Costas Lapavistas hat einen sehr lesenswerten Artikel zur Situation der griechischen Wirtschaft geschrieben und wie toll die Medizin der Troika geholfen hat. Nämlich gar nicht, Griechenland geht es mittlerweile deutlich schlechter als zu Beginn der Krise.
  4. Das Griechenland-Blog beschreibt dann auch, wie es ist, wenn Rest-Europa das Flüchtlingsproblem nach Griechenland „delegiert“.
  5. Als wäre das alles noch nicht schlimm genug hat bei den Kommunalwahlen in Hessen die AfD am Wochenende viel zu gut abgeschnitten, was allerdings auch der lausigen Wahlbeteiligung geschuldet sein mag. Daher hier zwei aktuelle Berichte was die „Protestwähler“ zu erwarten haben, wenn die AfD tatsächlich mal was zu sagen hätte. Hier gibt es einen Bericht von einer AfD-Wahlveranstaltung in Baden-Baden wo Frauke Petry immer noch öffentlich mit „gesetzesmäßigem Schußwaffengebrauch an der Grenze“ liebäugelt, da sie den Schuß von seiten der Justiz und Exekutive die das kategorisch ausschießen wohl nicht gehört hat. Man könnte ja jetzt vermuten, das sie in der Schule nicht so richtig aufgepasst hat als der Rechtsstaat besprochen wurde, aber auch hier hat die AfD wunderbare Lösungsvorschläge um an den Schulen wieder für Disziplin und Ordnung zu sorgen. Meine Fresse, mit solchen Vorschlägen sollten die doch weit im Abseits stehen.

Hey Boss, ich brauch mehr Geld

Vor 42 Jahren sang Gunter Gabriel das Lied „Hey Boss, ich brauch mehr Geld„. Tja, Gunter Gabriel hatte damals noch die Möglichkeit, mit seinem Boss über den Lohn zu diskutieren, ein Großteil unserer Arbeitnehmer hat aber diese Aufgabe an die Gewerkschaft als Tarifpartei delegiert. Und hier hat sich seit 1972 leider auch einiges verändert.

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Links für 2016-02-29

Und gleich noch ein paar interessante Artikel über die ich heute „gestolpert“ bin.

  1. Heiner Flassbeck berichtet über den Streit der G20-Finanzminister in Shanghai und stellt fest, dass Europa an der Flüchtlingsfrage zerbricht. Wobei er am Ende Wert auf die Feststellung legt, dass die Flüchtlingsfrage nicht die Ursache für Europas Zerbrechen ist, sondern nur der Hebel auf den die Unterdrückten gewartet haben.
  2. Fefe weist heute auf ein interessantes Detail in Sachen Afghanistan und den sowjetischen Einmarsch dort im Jahre 1979 hin. Bisher stand da ja immer die Aussage, dass die USA als Reaktion auf den Einmarsch die Mujahadeen unsterstützt haben. Doch nun sieht es wohl so aus, als wäre diese „Unterstützung“ bereits ein halbes Jahr vorher gestartet und hat möglicherweise sogar zum Einschmarsch durch die Sowjetunion geführt.
  3. Auch wenn es gerade wieder heftig schneit, so ist es doch klar, dass uns bald der Frühling ins Haus steht. Die Blumen werden wieder blühen, doch leider haben die Insekten die für die Bestäubung der Blumen zuständig sind gerade massive Probleme. Und an diesen Problemen sind leider wieder wir Menschen schuld.

Links für 2016-02-26

Es ist mal wieder Zeit für ein paar Links die sich in meiner Trello-Linkliste angesammelt haben. Diesmal habe ich kräftig meinen Senf zu jedem Thema dazugegeben und mehrere interesssante Links zu einem Thema da drin. Ich hoffe es gefällt Euch.

  1. Heiner Flassbeck schreibt „Europa braucht markträumende Mindestlöhne“ und zeigt hier ganz deutlich, dass mit unseren Niedriglöhnen gar keine Nachfrage entstehen kann welche die Wirtschaft beleben könnte. Derweil bejubelt sich die IG-Metall dass sie mit einer Forderung von 5% in die Tarifverhandlungen geht. Und sie nennen es „kontinuierliche Tarifpolitik“ und deutschen schon an, dass sie froh sind wenn am Ende eine 2 vor dem Komma steht.
  2. Dass der neoliberale Austeritätskurs ein Irrweg ist haben nun auch 80 Ökonomen in Frankreich ihrer Regierung beschinigt. Andreas Nölke berichtet über den Aufruf sich von diesem Irrweg abzuwenden. Und hey, wenn es die Franzosen machen, dann besteht ja tatsächlich Hoffnung, dass da was passiert, denn im umsetzten von revolutionären Ideen sind die weitaus besser als wir Deutschen. Warum das so ist erklärt der Kabarettist Alfons hier.
  3. Der Bundestag hat gestern das Asylpaket 2 verabschiedet und bedient hiermit die Forderungen des rechten Randes der Gesellschaft. Rechtsanwalt Thomas Stadler hat zusammen mit Dr. Birte Förster einen sehr lesenswerten Artikel verfasst der die versucht Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen und die aktuellen Ereignisse unter einem anderen Blickwinke zu sehen. Er schlägt sozusagen den Bogen zwischen der Asylrechtsverschärfung und dem Erbe der Weißen Rose. Denn gerade in diesen Tagen jährt sich der Hinrichtungstermin der Geschwister Scholl und ihres Mitstreiters Christoph Probst. Dringende Leseempfehlung!
  4. Hin und wieder passiert es ja, dass in Lebensmitteln was ist, was da nicht reingehört. Also z.B. Plastikteile im Mars, pardon, wir sprachen ja von Lebensmitteln, also es gibt gerade Rückrufe weil in Fruchtsaft auch Hefe entdeckt wurde. Und vor ein paar Tagen fand man Spuren von Glyphosat (dem Unkrautvernichtungsmittel) in Bier (ja, Bier ist hier in Bayern ja anerkanntes Grundnahrungsmittel). Aber keine Panik, das ist ja so minimal, das verstößt nicht gegen das Reinheitsgebot. Bei Fefe gab es nun einen Leserbrief von einem Imker, der sich mit den „Grenzwerten“ beschäftigt. Sehr interessant, auch wenn man dabei dann wieder das ungute Gefühl in der Magengegend bekommt.