Demokratie auf Italienisch

Meine Frau hat heute Post vom italienischen Konsulat bekommen. Es gibt wohl ein „Referndum popolare“, also so etwas wie eine Volksabstimmung zu geplanten Gesetzesänderungen.

Eigentlich müßte man da ja applaudieren, aber als ich die Stimmzettel für die Abstimmung gesehen habe blieb mir der Applaus sozusagen in der Kehle stecken. Ich habe die Stimmzettel mal abfotografiert (zum Größenvergleich ist eine 10 Euro Banknote mit auf dem Bild). Allein die Typographie dieser Stimmzettel mit serifenloser Schrift die ungefähr 8 pt groß ist und mit einem Absatz in Blocksatz und einer Zeilenlänge von 39 Zentimeter signalisiert mir hier ganz deutlich: „Sag einfach Ja oder Nein, das was wir Dich fragen brauchst Du gar nicht zu verstehen.“ Entsprechend aussagekräftig ist der Inhalt formuliert, er beschreibt enthält nämlich nur in endlos langen Sätzen die Aussage, welche Worte in welchen Paragraphen von eventuell geändert werden sollen. Wer diesen Text auf anhieb versteht kann auch einen 1000-Zeilen Kernel-Patch ohne Kenntnis des betroffenen Quellcodes auf Anhieb verstehen.

Referendum

Wieviel Aufwand hätte es wohl gemacht, hier eine ordentliche Typographie anzuwenden die den Lesefluß nicht verhindert und was wäre dabei gewesen, wenn man die alte und die geplante neue Version tatsächlich gegenübergestellt hätte. Das Problem dabei dürfte sein, dass dann die Leute viel eher sehen werden, worüber sie denn abstimmen.

Wenn man so etwas sieht, dann fragt man sich schon, wohin die Reise in Europa geht. Ok, Italien ist Dank seines fettnäpfchen-erprobten Ministerpräsidenten sowieso politisch ein wenig im Abseits, aber solche Aktionen wie dieses Referendum zeigen deutlich, dass man hier wohl nur dem Volk das Gewünschte serviert, aber halt in einer eigentlich unverdaulichen Form.

Das Ergebnis dürfte dann ebenso zufällig sein wie wenn man eine Münze hochwirft…

Trau keiner Statistik die Du nicht selbst gefälscht hast

Dieses Zitat schreiben die einen Winston Churchill zu, die anderen meinen es wäre auf Joseph Goebbels zurückzuführen. Beim Blick auf die Titelseite der Augsburger Allgemeinen heute kam es mir aber sofort in den Sinn als ich die Schlagzeile mit dem phänomenalen Rückgang der Arbeitslosenzahlen sah.

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Die Blogfrequenz steigt

Meine Nachrichten beziehe ich ja seit einiger Zeit als RSS-Feed und der abendliche Aufruf des Feedreaders zeigt mir dann, dass die Blog-Frequenz bei den Leuten die sich Gedanken um die Situation in Deutschland machen kontinuierlich ansteigt.

Beispielsweise bringen es die NachDenkSeiten mittlerweile auf bis zu 4 oder gar 5 Beiträge pro Tag und das sind beileibe keine kurzen Notizen sondern teilweise sehr gut recherchierte Artikel. Sogar am Sonntag sieht man hier hin und wieder Beiträge auftauchen.

Auch Freeman aus der Schweiz mit seinem ASR-Blog postet mit steigender Frequenz. Ebenso die anderen „politischen“ Blogs die ich im Feed habe.

Natürlich kann man sagen, dass unser DreamTeam in Berlin sich auch redlich Mühe gibt uns jeden Tag mit neuen Dingen zu versorgen über die man schreiben kann. Aber diese Flut an kritischen Beiträgen weckt zumindest in mir die Hoffnung, dass sich mehr Leute für dieses Thema zu interessieren beginnen.

Da können wir schon mal gespannt auf die Europawahlen sein, vielleicht gibt es hier ja schon den ersten Denkzettel für die Regierung.

Betreibt Amazon Zensur? (2. Update)

Gerade eben habe ich einen sehr interessanten Artikel auf den NachDenkSeiten gelesen. Es geht um das Buch „Unter Linken“ von Jan Fleischhauer und Albrecht Müller berichtet, dass er bei der Amazon-Seite zu dem Buch eine vernichtende Kunden-Rezension mit nur einem Stern gesehen hat. Heute, nur zwei Tage später ist diese Rezension verschwunden und man sieht 2 sehr positve „5-Sterne“-Bewertungen.

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Zeitungen und Online-Medien

Am Wochenende war auf der Titelseite unserer Tagesezitung ein Artikel über die Wichtigkeit der Zeitungen im Zeitalter des Internet mit all den vielen Blogs. Die Quintessenz war, ebenso im Kommentar auf Seite 2 dann zu lesen, dass die Zeitungen sich als Leitmedien sehen und der Ansicht sind ohne sie ginge es nicht. Dann wollen wir mal die diese Zeitungswoche Revue passieren lassen:

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Bin ich froh daß ich neulich auf RSS gesetzt habe

Diese Woche ist nachrichtenmäßig ja wirklich sehr interessant. Das Casino ist in Zahlungsschwierigkeiten und die Staaten verschulden sich bis ins Uferlose um kaputte Banken zu retten. Da bin ich froh, daß ich vor einigen Wochen mal das Experiment gestartet habe und statt der Papierzeitung einfach eine ganze Menge RSS-Feeds abonniert habe. Manchmal kommen sogar neue Feeds dazu, z.B. wenn die NachDenkSeiten auf ein interessantes Blog verlinken das mich auch interessiert.

Der absolute Brüller am heutigen Donnerstag war aber die Meldung, daß die „Debt-Clock“ in New York auf der die Staatsschulden der USA angezeigt werden nun einen „Overflow“ hatte und man die erste der 14 Stellen die bislang das „$“ Zeichen angezeigt hat nun ebenfalls für die Anzeige der Zahl hernehmen muß weil bei 10,2 Billionen diese eben mittlerweile 14 Stellen hat. Es gibt Hinweise, daß die Uhr demnächst gleich um 2 Stellen erweitert wird, dann hätten wir wieder „Luft“ für noch mehr Staatsschulden.

Gegen so eine Meldung nimmt sich das Jahr-2000-Problem wie Peanuts aus. Ich bin ja mal gespannt, wann die noch in COBOL gestrickten Finanzprogramme einen ähnlichen Überlauf erleben, denn da hat wohl auch keiner je daran gedacht, daß die Staatsschulden derart explodieren können.