Die Bahn erhöht die Preise

Von der Bahn erhalten die Kunden dieses Jahr ihr Weihnachtsgeschenk schon Mitte Dezember. Mit dem neuen Fahrplan werden die Bahntickets im Schnitt um 1.8 Prozent teurer. FTD hat das in einem Artikel thematisert zu dem ich auch gerne meinen Senf geben will. Fefe hat es satirisch betrachtet:

Wegen der hohen Kundenzufriedenheit, nehme ich an. Besonders im Großraum Berlin.

Schauen wir aber mal beim FTD-Artikel was uns hier erzählt wird:

Die Inflationsrate bei Verbraucherpreisen lag aber in den vergangenen zwölf Monaten nahe null Prozent. Treibstoff ist im Zuge der weltweiten Rezession sogar deutlich günstiger geworden. Auch die Strompreise sind zumindest nicht weiter angestiegen. Bahnvorstand Homburg erklärte jedoch, dass dies keinen Einfluss auf die Kostenbasis der Bahn habe. Bei Diesel-Kraftstoff für Loks sei das Unternehmen an langfristige Lieferverträge gebunden, womit der Preis unverändert geblieben sei. Beim für die Bahn wichtigsten Energieträger Strom hingegen werde zwar ständig von billigeren Preisen gesprochen. „Angekommen beim Kunden ist davon aber noch nichts“, erklärte Homburg.

Also Herr Homburg, wenn der Dieselpreis aufgrund der langfristigen Lieferverträge konstant geblieben ist, dann ist das eine sehr seltsame Begründung für eine Preiserhöhung. Und was den Strompreis angeht, da fallen mir zwei Dinge ein. Zum einen nämlich, dass die Bahn ja eigentlich mit 16,7 Hertz fährt und bis auf die Lastspitzen ihren Strom eh selbst produziert (zumindest laut Wikipedia). Zum anderen gibt es bei Telepolis heute einen schönen Artikel „Umverteilung“ und da wird doch glatt behauptet:

„Sondervertragskunden“, das heißt Großabnehmer, zahlen hingegen 8,5 Prozent weniger als noch vor einem Jahr.

Es mutet seltsam an, wenn die Bahn mit ihren Lastspitzen von 300 Megawatt nicht auch als „Sondervertagskunde“ günstige Konditionen aushandeln kann.

Die nächste interessante Behauptung gibt es dann zum Thema Personalkosten:

„Folgewirkungen“ entfalteten dagegen nun die hohen Tarifabschlüsse von 2008, als die Lokführergewerkschaft GdL elf Prozent Lohnzuwachs erstritten hatte, sowie die Anfang diesen Jahres mit den anderen Bahngewerkschaften für 2009 und 2010 vereinbarten Gehaltsanhebungen um insgesamt 4,5 Prozent. Dies alles verursache eine Kostensteigerung im Personenverkehr von „drei Prozent oder größer“, sagte der Bahnvorstand.

Das Unternehmen gebe mit der nun angekündigten Preisanhebung um 1,8 Prozent also nur einen Teil seiner gestiegenen Kosten an die Kunden weiter.

Um die Plausibilität dieses Arguments zu verifizieren gucken wir einfach mal in den Geschäftsbericht der Bahn von 2008. Auf Seite 181 (Seitenzahl laut Geschäftsbericht, in der PDF ist das 185) sehen wir, dass die Personalkosten von 9.913 Millionen Euro in 2007 auf 10.583 Millionen Euro in 2008 gestiegen sind, also 670 Millionen mehr, was einer Steigerung von knapp 6,8 Prozent entspricht.

Andererseits: Die Bahn sagt selbst sie hätte 1.919 Millionen Reisende gehabt. Verteilt man die 670 Millionen Mehrkosten beim Personal auf die knapp 2 Milliarden Reisende so würde jeder mit 35 Cent Mehrkosten belastet werden. Da das natürlich in gewisser Weise ungerecht ist rechnen wir mal mit den Personenkilometern, das sind laut Geschäftsbericht ja stolze 77.791 Millionen. Was letztlich heißen würde, die gestiegenen Personalkosten schlagen mit 0,86 Cent pro Personenkilometer zu.

Und vor allem haben wir bei der Rechnerei nun die gesamten Personalkosten auf den Personenverkehr der Bahn umgelegt. Das ist aber nicht richtig, denn laut Geschäftsbericht Seite 64 (68 in der PDF) ist der Personenverkehr greade mal mit 36 Prozent am Gesamtumsatz beteiligt. Also müssten wir auch die Kosten auf 36 Prozent reduzieren, sprich der Personenkilometer käme in der Rechnung um 0,3 Cent teurer.

Erinnern wir uns auch noch mal an den horrenden Tarifabschluß bei den Lockführern, die Horrormeldungen die damals durch die Presse geisterten waren die, dass damit nun 80 Millionen Mehrkosten auf die Bahn zukommen. Rechnen wir das mal auf die Personenkilometer um: 0,037 Cent pro Personenkilometer hat uns diese horrende Erhöhung gekostet (unter Berücksichtigung dass nur 36% Personenverkehr ist).

Da erscheint es mir dann schon merkwürdig, wenn die Bahn jetzt wieder 1,8 Prozent mehr Geld von den Kunden haben will. Zumal die Bahn ja in Sachen „Service“ immer schlechter geworden ist, da vieles der Service-Leistungen wie Fahrkartenverkauf mittlerweile ja nur noch via Automat passiert. Die „Dienstleistungsgebühr“ wurde ja gottseidank gekippt, aber ich habe den Eindruck, dass diese mit der angekündigten Erhöhung wieder durch die Hintertür eingeführt wird.

Und ich fürchte, dass das alles noch viel schlimmer werden wird wenn der aufgrund der Finanzkrise verschobene Bärsengang kommt und die Bahn teilprivatisiert wird. Was uns dann erwartet können uns die hochzufriedenen Kunden im Großraum Berlin erzählen.

Denker in Uniform

Die NachDenkSeiten haben heute einen höchst interessanten Artikel mit dem Titel „Bundeswehr: Marsch in die Vergangenheit„:

„Wir sind dabei, das Vertrauen der Afghanen durch die unverhältnismäßige Gewalt zu verlieren.“ Das schrieb der Oberstleutnant Jürgen Heiducoff, der von 2006 bis zu seiner Abberufung 2008 in der Funktion des militärischen Beraters in der deutschen Botschaft in Kabul war, in einem Brief an Bundesminister Frank-Walter Steinmeier. „Es ist unerträglich, dass unsere Koalitionstruppen und ISAF inzwischen bewusst Teile der Zivilbevölkerung und damit erhoffte Keime einer Zivilgesellschaft bekämpfen. Westliche Jagdbomber und Kampfhubschrauber verbreiteten Angst und Schrecken innerhalb der Zivilbevölkerung.“ Heiducoff, unter seinen Offizierskameraden als aufrichtig und engagiert geltend, warnte vor einer völkerrechtlichen Aushöhlung des UNO-Mandats und kritisierte in diesem Zusammenhang die sich immer mehr verselbständigende militärische Führung. Auch in der Informationspolitik gegenüber Politikern und Journalisten würde die militärische Lage unzulässig geschönt dargestellt. Die Militärführung und die sie stützende Bürokratie reagierte wie immer: Zunächst mit Druck.

Obwohl ich selbst nicht bei der Bundeswehr war halte ich unsere „Bürger in Uniform“ trotz allem für Leute die sich eben entschieden haben, die Grundwerte unserer Demokratie eben notfalls auch mit militärischen Mitteln zu verteidigen. Zu den Grundwerten unserer Demokratie gehört aber meines Erachtens vor allem auch das Recht eines jeden Menschen die Handlungen die er tut oder zu denen er per Befehl verdonnert wurde zu hinterfragen und sich nötigenfalls auch Aktionen zu verweigern, die sich nicht mit seinem Gewissen vereinbaren lassen. Aus diesem Grund habe ich damals zur Hochzeit des Kalten Krieges auch den Wehrdienst verweigert, zu frisch waren Dinge wie Nato-Doppelbeschluß und der Abschuß von KAL 007 über Sachalin.

Dieser Artikel zeigt aber dann, dass Denker in Uniform wohl eher unerwünscht sind. So wie man sich es eben vorstellt, der Soldat hat zu kämpfen und nicht zu denken, das ist bei der Sache möglicherweise nur hinderlich. Wer trotzdem nachdenkt

wird zunächst als „Nestbeschmutzer“ stigmatisiert und der Konflikt zum individuellen Problemfall erklärt. Wenn Soldaten heute darüber hinaus riskieren, Missstände in der Bundeswehr oder der Sicherheitspolitik öffentlich aufzuzeigen, müssen sie mit harten Sanktionen oder Strafen rechnen.

Wir erinnern uns mal zurück, als die Mauer in Berlin fiel und Deutschland die Wiedervereinigung feierte. Wenig Grund zum Feiern hatten damals die Soldaten der DDR die wegen ihrer „Pflichterfüllung“ an der innerdeutschen Grenze sich vor einem Gericht zu verantworten hatten, obwohl ihre Handlungen zur Zeit der Tat von DDR-Recht „gedeckt“ waren. Damals hieß es, dass ein Soldat eben selbt auch feststellen muss  wann ein Befehl gegen internationales Recht verstößt und diesen dann eben nicht ausführen darf.

Heute, nicht mal 20 Jahre später kriegen mitdenkende Soldaten dann Probleme, wenn sie das was ihnen befohlen wird hinterfragen. So etwas ist bestimmt nicht das, was man gemeinhin unter dem Begriff „Rechtssicherheit“ versteht.

Ich habe jedenfalls vor den Denkern in Uniform sehr viel Respekt, denn es zeigt dass es durchaus noch vernünftige Menschen bei der Bundeswehr gibt. Allerdings gehören diese wohl auch angesichts der Unionspläne die Bundeswehr auch im Landesinneren einzusetzen wohl zu der extrem unbequemen Kategorie, denn die könnten dann ja auch die Sinnhaftigkeit eines Inlandseinsatzes hinterfragen.

Seltsame Begrifflichkeiten

Wie unterschwellig die Journalisten uns zu manipulieren versuchen merkt man wenn man hin und wieder seinen Blick über die Schlagzeilen wandern lässt. Neulich tönte es noch „Die Mehrheit der Deutschen ist mit dem Wahlausgang zufrieden“ wobei diese Mehrheit sich in 53 Prozent niederschlug. Heute abend lesen wir dafür von den als neoliberal bekannten Magazinen „Nur 77 Prozent für Gabriel“.  53 Prozent sind also eine klare Mehrheit, 77 Prozent (deutlich mehr als 2/3) hingegen reichen nur für ein „Nur“..?

Ja, ich weiß 53% sind die Mehrheit und 77% sind wenig wenn sonst solche Wahlentscheidungen mit Stimmanteilen >80% passieren. Aber andererseits dürfte der neue designierte Parteivorsitzende der SPD einen Höllenjob haben um die Partei wieder aus der Versenkung zu holen und sie vielleicht sogar wieder für Leute die in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts Willi Brandt zugejubelt haben wählbar zu machen.

Auf der andern Seite sind 53% sozusagen eine sehr knappe Mehrheit, zumal hier ja tatsächlich nur eine Stichprobe genommen wurde und man sicher darüber philosophieren kann, ob diese Stichprobe tatsächlich für alle Deutschen repräsentativ ist.

Die politische Meinungsmache ist eben ein sehr subtiles Geschäft. Mein Tip an alle die sich hier ein wenig weiterbilden wollen: Lest das Buch „Meinungsmache“ von Albrecht Müller.

Neuer Name, alte Probleme

Unsere allseits beliebte und vor allem systemrelevante Pleitebank HRE hat sich für 200.000 Euro einen neuen Namen verpasst. Ab sofort firmiert das Milliardengrab unter dem Namen „pbb Deutsche Pfandbriefbank“. Ja, nicht nur Raider heißt jetzt Twix und ändern tut sich nix, auch die Milliarden die wir schon in die Bank gesteckt haben scheinen nicht zu reichen und es sit weiterer Finanzierungsbedarf angekündigt. Warum nur flüstert mir mein Unterbewusstsein permanentn ein, dass „pbb“ für „Pleite bezahlen Bürger“ steht?

Links für 2009-10-05

Heute wieder einige Links zu sehr lesenswerten Artikeln im Netz:

Wie frei ist unsere Presse noch?

Gerade eben hatte ich ein merkwürdiges Erlebnis. Ich gucke ja jeden Tag mal kurz über die Google-News und heute Abend sehe ich da folgendes beim Thema Ausland.

googlenewsInteressiert hat mich natürlich die Demonstration in Italien. Die Geschichte mit dem EU-Vertrag ist nur zwecks Vergleich drin. Denn natürlich habe ich mal sehen wollen, welche Zeitungen sich noch trauen einen Artikel über eine Demonstration zur Pressefreiheit zu schreiben und welche schon so an der kurzen Leine sind, dass man das eher gleich totschweigt. Also habe ich mich auf die 151 Artikel gefreut. Belohnt wurde diese Freude dann mit folgendem:

Ergebnisse 1 – 19 von ungefähr 19 ähnlichen Artikeln Die Suche dauerte 0,05 Sekunden

Also deutlich weniger als die 151 versprochenen Artikel. Als Gegenprobe klicke ich auf die 1823 Artikel zum EU-Vertrag und bekomme wenigstens 1105 Treffer angezeigt. Wäre das Verhältnis beim Artikel zur Pressefreiheit ähnlich gewichtet, dann hätte ich wenigstens 80 Treffer sehen müssen.

Da stellt sich mir dann schon die Frage, wie frei die Presse tatsächlich noch ist. Vielleicht bin ja nur extrem mißtrauisch weil ich doch gerade „Meinungsmache“ vom NachDenkSeiten-Betreiber Albrecht Müller lese. Aber trotzdem gruselt es mich angesichts der nicht vorhandenen 151 Artikel die mir Google nicht zeigen kann.

Petition gegen die Hartz-IV-Sanktionen

Via Kinder-Alarm bin ich auf einen Blog-Artikel bei „Mein Politikblog“ aufmerksam geworden. Aktuell läuft eine ePetition, die zum Ziel hat, diesem ständigen Treten der Menschenrechte durch die Argen ein Ende zu bereiten.

Wer nochmals nachlesen will, was diese Sanktionspraxis bedeutet darf gerne nochmal meinen Artikel „Das untere Ende der Skala“ lesen. Und die darin verlinkten Seiten und Dokumente.

Ja, mit Schwarz-Gelb kommen 4 lange dunkle Jahre auf uns zu die von der neoliberalen Ideologie geprägt sein werden. Trotzdem sollten wir als Menschen die Möglichkeiten nutzen, auch wenn die Erfahrung beim Zugangserschwerungsgesetz uns eigentlich gezeigt hat, wie wenig eine Petition von unseren Politikern beachtet wird. Aber auch hier heißt das Motto vielleicht „Steter Tropfen höhlt den Stein“. Ich habe die Petition jedenfalls mitgezeichnet. Und ich hoffe, dass es noch viele tun und auch darüber berichten.

Links für 2009-10-02

Hier wieder ein paar Links auf lesenswerte Beiträge im Netz:

Zur Abwechslung mal ein Ratespiel

Nachdem ich in den letzten Tagen öfters Besucher in meiner Statistik gesehen habe die mit einem bestimmten Suchbegriff hier im Blog gelandet sind habe ich mal bei Google-Trends recherchiert, wie sich dieser Suchbegriff deutschlandweit in den letzten 30 Tagen entwickelt hat. Hier die Graphik dazu:

trend1

So, jetzt also mal die Frage, welcher Begriff das sein könnte, der sich seit der Bundestagswahl plötzlich wieder steigenden Interesses erfreut. Die Auflösung gibt es beim Weiterlesen.

Weiterlesen