Wenn die Tools spinnen

Gestern habe ich auf der Abschlußfeier in Stefans Kindergarten gefilmt. Heute wollte ich das Material in der Kamera in eine DVD verwandeln, aber das war gar nicht so einfach wie ich das gerne gehabt hätte.

Das Einspielen mit Kino ging noch problemlos, ebenso das Zusammensetzen des Videos mit Cinelerra. Beim Ansehen des Endproduktes kam dann aber der Ärger, denn das Endergebnis war sozusagen nur Bildstörung. Reproduierbar mit dem Cinelerra-Paket von Debian-Multimedia.org.

Also habe ich mal wieder ein paar Alternativen versucht. Kino ist für jemanden unter Zeitdruck nicht wirklich intuitiv zu bedienen wenn man einen Film schneiden will. Kdenlive aus dem Debian-Multimedia-Repository ist mir sozusagen nach 2 Minuten um die Ohren geflogen, ebenso der Openmovieeditor den es da noch gibt. Auch ein Versuch Openshot über den Install-Wizard zu installieren scheiterte an einer sudo-Passworteingabe-Orgie. Und Openshot aus den Sourcen moniert fehlende Python-MLT-Bindings.

Also wieder zurück zu Cinelerra. Eine Version 4.1 die ich mal runtergeladen hatte ließ sich nicht compilieren. Anders die Version 2.1CV die ich vom Git-Repository runtergezogen habe, die compilierte nach einer langen Orgie mit dem Installieren der Dependencies (dev-Pakete) und damit war dann der Film auch wieder korrekt gerendert.

Fazit: Auch im Jahr 2010 ist Videoschnitt auf Linux leider nichts was „out-of-the-box“ funktioniert.Besonders schade ist dabei, dass die Binärpakete von Debian-Multimedia diese Fehler haben und man die gravierenden Fehler erst merkt, wenn man das Endresultat begutachtet.

Nach deutlich mehr Zeitaufwand als geplant ist jetzt aber trotzdem die“Master-DVD“ fertig und die scheint so zu laufen wie ich mir das vorstelle. Am Wochenende wartet die nächste Cassette auf mich, der Nachbar hat auch einen Film vom Kindergarten seiner Tochter. Da werde ich vielleicht mal gucken, wie der Schnitt mit Kino funktioniert.

Und nun ein Witz

Nämlich ein Wanderwitz. So heißt der Abgeordnete der CDU der es heute auf die Titelseite der Lokalzeitung geschafft hat, mit seinem Vorschlag, dass Dicke mehr fürs Gesundheitssystem zahlen müssen als Schlanke. Besonders nett ist die Argumentation:

Er halte es für sinnvoll, dass bewusst ungesund lebende Menschen eine eigene Verantwortung auch in finanzieller Hinsicht tragen.

Hier wird impliziert, dass jeder der „dick“ ist bewusst ungesund lebt. Die Möglichkeit des krankheitsbedingten Übergewichts wird schlicht und einfach komplett ignoriert, einfach plakativ in die Kerbe „jeder Dicke ist selbst schuld“ hauen und die Bildzeitungsleser (dort wurde sein Vorschlag zuerst augegriffen) freuen sich.

An dieser Stelle möchte ich dem Herrn Wanderwitz gerne die Bücher von Udo Pollmer um die Ohren hauen. Dann würde er nämlich vielleicht lernen, dass zum einen nicht zwingend jeder Dicke sich auch „ungesund“ ernährt und zum anderen, dass die Definition von „dick“ sehr problematisch sein kann. Als Beispiel sei der Body-Mass-Index aufgeführt und das eine ehemalige Gesundheitsministerin die quasi über Nacht den als „gesund“ geltenden BMI herabgestuft hat. Über Nacht wurden so Millionen von Menschen mit einem Schlag übergewichtig, obwohl sie in dieser Nacht kein Gramm an Gewicht zugelegt haben.

Es ist auch relativ sinnfrei, wenn man nun wieder diskutiert, dass wenn Übergewichtige mehr zahlen müssten dann auch Raucher, Trinker und Drachenflieger mehr zahlen müssten. Das eröffnet nur wieder sinnlose Nebenkriegsschauplätze und lenkt von dem eigentlichen Thema ab, nämlich dass solche Vorschläge letztlich nur dem schleichenden Abbau aller Solidaritätssysteme Vorschub leisten sollen. Ebenso wie man mittlerweile Arbeitslose als Sozialschmarotzer tituliert ist so ein Vorschlag geeignet um Dicke dann als „Gesundheitssystemschmarotzer“ zu titulieren.

Neues Gadget mit Linux

Am Wochenende habe ich mir einen eBook-Reader geholt damit einige der Bücher die ich in meinem Leben noch lesen will mit wenig Platzbedarf gelesen werden können. Vor dem Kauf habe ich mir lange diverse Reader bei der örtlichen Buchhandlung angesehen. Der iRiver Story flog aus der engeren Wahl weil ich beim Ausprobieren so meine Probleme hatte, das kleingedruckte in der Bedienungsanleitung zu lesen. Blieben noch drei Kandidaten übrig, zwei Reader von Sony und der Cybook Opus. Der von der Ausstattung umfangreichere Sony-Reader hat in den Testberichten im Web ständig böse Kritiken wegen seines Touchscreens bekommen und der kleine Bruder hat nur 512 MB die man nicht erweitern kann. Außerdem habe ich seit ein paar Jahren eine Abneigung gegen alles wo Sony draufsteht, denn dank des Managements hat man aus einer qualitätsbewußten Firma ein Unternehmen gemacht, das seine Kunden gängelt und mit zum Teil böswillgen Methoden (man denke an das Sony-Rootkit) ausspioenieren will. Mir ist schon klar, dass die Ingenieure bei Sony nix dafür können, aber letztlich habe ich mich dann doch für den Cybook Opus entschieden.

Das Gerät ist relativ klein, nur ein 5-Zoll Schirm, aber zum Lesen reicht das erst mal gut aus. Unter der Haube läuft ein Linux und er hat auch kein Problem mit meinen Linux-PCs die ihn als USB-Massenspeicher erkennen wenn er eingeschalten wird. Vorher sollte man ihn aber mal für 3 Stunden übes USB-Kabel aufladen, eine eigene Ladebuchse hat er nicht.

Die Firmware die beim Kauf dabei war war relativ alt, also habe ich gestern mal die Firmware auf den aktuellen Stand hochgezogen. Das war total problemlos möglich und jetzt geht der Reader merklich flotter als zuvor. Allerdings habe ich den Eindruck, dass die PDF-Darstellung mit der neuen Firmware schlechter skaliert als mit der vorherigen.

Wobei wir auch gleich bei den Mankos sind. eBooks als PDF sind für so ein Gerät leider nur zweite Wahl da man entweder eine sehr kleine Schrift hat wenn man eine PDF-Druckseite auf einmal darstellen will oder halt hin und her scrollen muss wenn man die Schrift größer will. PDF ist eben ein „Druckformat“ und leider kein eBook-Format.

Seine Stärke so richtig ausspielen kann der  Reader beim epub-Format. Das zeigt er schön im Blocksatz an und man kann zwischen 12 Schriftgrößen wählen.

Lesefutter gibt es genügend. Ich habe mal ein paar alte epubs aus der Zeit als ich mit Lucidor experimenterte aufgespielt und ein paar Bücher vom Gutenberg-Projekt das Tausende von gemeinfreien Büchern zum Download anbietet.

Einen Kontakt mit dem verhassten DRM (Digital Rights Management) konnte ich bisher vermeiden. Gestern habe ich ein Fachbuch über Immobilien als eBook (PDF) gekauft und der Download war ohne Einschränkungen möglich. Die Einschränkung ist, dass auf jeder Seite steht, dass dieses Buch für mich „erzeugt“ wurde. Kopien können also zu mir zurückverfolgt werden.

Preislich war das Immobilien-Buch auch um 10 Euro billiger als die Printversion. Trotzdem werde ich natürlich auch weiter bestimmte Bücher als Printausgabe lesen, z.B. das Buch über die Historie der Gitarren welches ich gerade lese käme auf so einem Mini-Reader angesichts der Farbbilder relativ schlecht, denn der eBookreader hat nur 8 Graustufen.

Aber reine Geschchten kann man mit dem Reader recht gut lesen und bei 1 GB internem Speicher der mit einer microSD-Karte (nicht SHDC) erweiterbar ist kann man eine relativ große Bibliothek immer in der Hemdtasche mitnehmen. Denn der Reader passt gut in eine Hemdtasche rein, auch wenn das vom modischen Standpunkt eher suboptimal ist.

Vordach montiert

Heute hat der von uns beauftragte Zimmermann das Vordach über unserer Haustür montiert. Das sieht dann so aus:

Wir sind zufrieden. 2 Mann waren den ganzen Tag mit der Montage beschäftigt, da bin ich froh dass ich das nicht als Heimwerken-Projekt machen musste, da wäre ich wohl eine Woche beschäftigt gewesen.

Wie schön wenn man korrupt ist

Also, vor vielen Jahren, so zwischen 1980 und 1984 habe ich studiert und damals hatte ich auch ein Semester im allgemeinwisschenschaftlichen Wahlpflichtfach „Rechtslehre“. Was wir damals an Grundwissen erwarben war, dass Gesetze für alle zu gelten haben und keine Ausnahmen zulassen.

Soweit zur damals gängigen Theorie. Heute basteln nicht mehr Abgeordnete die Gesetzesvorlagen sondern eher Lobbyisten. Und die tun natürlich ihr möglichstes, dass ihr Auftraggeber unter einem neuen Gesetz keine Nachteile hat. So passiert das jetzt auch bei der geplanten Flugsteuer:

Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber hat erreicht, dass Umsteigepassagiere und seine Frachtsparte von der geplanten Abgabe ausgenommen werden. Das nun vorgeschlagene Modell trifft deshalb mit einem Zuschlag von 13 Euro für Kurz- und Mittelstrecken sowie 26 Euro für Langstrecken den Erzkonkurrenten Air Berlin besonders heftig.

Na prächtig. Die Lufthansa bekommt also andere Steuerbelastungen als ihre Mitbewerber. Wer so etwas in ein Gesetz schreibt, der sollte so wie Fefe schreibt an den Pranger gestellt werden. Und natürlich ein Verfahren wegen Korruption am Hals haben.

Was für ein Erlebnis

Vorhin habe ich den neuen Laptop von Cristina mit Windows 7 das erste mal eingeschaltet. Und ich bin entsetzt über die User-Experience: Das vorinstallierte Windows 7 braucht doch glatt geschlagene 45 Minuten um sich zu konfigurieren und mir den Aufruf des IE zu ermöglichen. In der Zeit installiere ich normalerweise ein Debian auf einen jungfräulichen Rechner über DSL inklusiver der wichtigsten Anwendungen.

Jetzt haben sie vollends ein Rad ab

Was lese ich gerade auf haunstetten.info (via Twitter):

Aufgrund der FIFA-U20 Frauen WM wird am Dienstag, 20. Juli, die Bgm.-Ulrich-Straße aus Richtung Göggingen gesperrt. Besucher der WM-Spiele aus Richtung Westen werden gebeten, die Arena über die B 17 anzufahren.

Ach? Nur weil ein paar Frauen in der Impuls-Arena dem Ball hinterherlaufen muss man eine Straße sperren? Kann das mal einer so begründen dass man es mit gesundem Menschenverstand und ohne Klischees wie „die überwiegend weiblichen Besucher einer Frauenfußball-WM könnten sich sonst verfahren“ nachvollziehen kann, warum diese Sperrung notwendig ist?

Erwartungen erfüllt!

Im Zuge der Diskussion um die Sauna-Züge der Bahn meinte unser Verkehrsminister Peter Ramsauer doch unlängst:

Ich erwarte, dass die Züge der Deutschen Bahn bei minus 40 Grad genauso fahren wie bei plus 40 Grad.

Tja, wenn man es genau überlegt, dann erfüllt die Bahn doch diese Erwartunngen hervorragend:

  • Bei minus 40 Grad fahren sie nicht wegen Achsproblemen
  • Bei plus 40 Grad fahren sie nicht wegen Klimaproblemen

Fazit: Sie fahren bei minus 40 Grad genauso wie bei plus 40 Grad, nämlich nicht.

Demnächst bei ebay: Laufzeitversteigerung

für Kernkraftwerke. So zumindest die Meldung über neue Einnahmemöglichkeiten die sich unsere Politiker ausgedacht haben. Ist das nicht schön. Wenn also die Atomkonzerne genügend Geld haben, dann können sie sich ihre Kraftwerkslaufzeiten bis schlimmstenfalls zum berühmten Sankt Nimmerleinstag verlängern. Und der Staat verdient nicht schlecht, es winken Einnahmen in zweistelliger Milliardenhöhe.

So, und jetzt betrachten wir das mal nüchtern:

  1. Woher kommt das Geld der Energiekonzerne? Natürlich nicht aus der Steckdose wie deren Strom sondern von den Stromkunden. D.h. was immer die Energie-Kartelle nun für verlängerte Laufzeiten hinblättern werden, wer bezahlt es am Ende? Na der Stromkunde, also Du und ich.
  2. Diese abstruse Idee basiert auf der Annahme, das Kernkraft ja absolut sicher ist und niemanden ernsthaft in seiner Gesundheit gefährdet und man auch keinerlei Probleme mit dem Atommüll hat. Oder vielleicht auf der noch bekloppteren Annahme, dass man sich für Geld alles kaufen kann. Wie gut das funktioniert können wir derzeit sehen, wenn wir mal in den Golf von Mexico schauen. Da waren auch die Kostenoptimierer am Werk und das Resultat ist eine gigantische Katastrophe.

Die abzuleitende Schlußfolgerung aus dieser Schnapsidee ist, dass die Politiker nun unsere Gesundheit meistbietend versteigern wollen. Man möge sich daran bei der nächsten Wahl bitte erinnern.